Lockdown: Bitte keine pauschalen Anschuldigungen

(idea) Mitte Dezember musste ich kurzfristig in die Klinik. Abends sprach mich der Oberarzt an. „Sie sind doch Pastor, Herr Heimowski, können Sie nicht irgendetwas machen, dass die Gottesdienste an Weihnachten eingestellt werden? Unsere Kapazitäten sind mit schwersten Covid-19-Fällen voll ausgelastet. Mehr schaffen wir nicht.“ Das ist die Perspektive einer Klinik in Thüringen. Viele Menschen begreifen nicht, warum Christen „bevorzugt“ werden, indem Gottesdienste erlaubt werden.

Auch Christen haben Fehler gemacht

Als Evangelische Allianz setzen wir uns für Religionsfreiheit ein. Die Bundesregierung hat die Stimmen der Kirchen wahrgenommen und Präsenzgottesdienste während des zweiten Lockdowns erlaubt: mit klaren Regeln und Hygienekonzepten. In der angespannten Lage sind Fehler gemacht worden. Auch von Christen. Es gab Gottesdienste – insbesondere von Gemeinden, die zu keinem Bund gehören –, die zu „Superspreaderevents“ geworden sind. Traurig genug.

Am 19. Januar hat die Ministerpräsidentenkonferenz schärfere Maßnahmen für Gottesdienste beschlossen. Die Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Die Linke), Stephan Weil (SPD) und Armin Laschet (CDU) haben das u.a. damit begründet, dass es Freikirchen gebe, die sich nicht in die Absprachen mit den Behörden einbeziehen ließe.

Die Argumentation ist gefährlich

Wie gesagt, es gab diese Fälle. Die Argumentation halte ich dennoch für gefährlich. Pauschal ist sie falsch, denn die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und die Deutsche Evangelische Allianz haben Gespräche geführt und Empfehlungen herausgegeben. Sie reißt Gräben zwischen den angeblich „guten“ Großkirchen und den „bösen“ Freikirchen (neu) auf. Und sie ist Wasser auf die Mühlen deren, die den Christen ohnehin kritisch gegenüberstehen. Gescheite Politik tut in diesen Tagen alles dafür, die Menschen zu schützen und die Gesellschaft zusammenzuführen. Vernünftige Kirchen auch.

Zur Meldung: www.idea.de/spektrum/lockdown-bitte-keine-pauschalen-anschuldigungen