16.12.2022

Die Basis für Einheit in Vielfalt - Ein fast historischer Moment nicht ohne Folgen

Ein Kommentar von Ekkehart Vetter

Ekkehart Vetter

Grundsatztexte sind von zentraler Bedeutung. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist so ein Text, ebenso die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UN. Grundsatztexte beschreiben die Grundlagen für das Miteinander, definieren gemeinsame Überzeugungen, setzen auch Grenzen, die nicht überschritten werden sollen.
Die sogenannte Glaubensbasis der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) ist so ein Text. In seiner Ursprungsversion wurde er bereits 1846 in London bei der Gründungsversammlung der Evangelischen Allianz, die sich als Bund von Christus-Gläubigen versteht, verabschiedet. Auf ihn beziehen sich noch heute viele Werke und Initiativen, die – wie es oft in ihren eigenen Grundsatztexten heißt – ihre Arbeit unter Bezug auf „die Glaubensbasis der Evangelischen Allianz“ tun. Vom 8. bis 10. Dezember trafen sich in Bad Blankenburg knapp 100 Leiterinnen und Leiter, zum Teil aus dem Umfeld des bisherigen Allianz-Hauptvorstandes, aber auch aus dem Bereich bibel- und bekenntnisorientierter  Bewegungen, um die Tragfähigkeit der Glaubensbasis der EAD für ein verstärktes Miteinander zu erkunden.

Wo sich Pietisten und „Worshipfreaks“ treffen

Im Kontext der EAD kommen Menschen aus  unterschiedlichen (Frei-)Kirchen, aus verschiedenen Milieus und Frömmigkeitsformen zusammen. Der eher konservative Pietist, der charismatische „Worshipfreak“, coole Typen aus hippen Jugendkirchen – sie alle und noch viel mehr sollen sich begegnen, von ihrem Miteinander profitieren, miteinander beten und einander ermutigen. Weil wir unterschiedliche Prägungen haben, muss im Dialograum der EAD gelernt werden, die hoffentlich immer respektvolle, aber eben auch kontroverse Diskussion zu umarmen. Wir sind nun mal in unterschiedlichen Kirchen auch deshalb, weil uns unterschiedliche Dinge am Wort Gottes wichtig geworden sind. Es geht um Begegnung  und wachsende Beziehung, um unterschiedliche Sichtweisen und Sorgen besser zu verstehen und voneinander zu lernen. Und wir erleben es immer wieder: Wenn wir stärker vom missionarischen Auftrag her denken und argumentieren, wird uns das zusammenbringen und auf den Herrn der Kirche fokussieren, der „will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Timotheus 2,4).

Historischer Moment

Ich bin Jahrzehnte im Kontext von Evangelischer Allianz unterwegs, aber das Symposium, prall gefüllt mit 17 Kurzreferaten, Diskussion, Gebet, viel Begegnung bis tief in die Nacht, endete mit einem für mich anfangs nicht geplanten Novum: Das versammelte Plenum des Symposiums las, ja proklamierte die Glaubensbasis der EAD als gemeinsames Bekenntnis. Ein fast historischer Moment, der nach meinem Eindruck nicht ohne Folgen bleiben wird.

Ekkehart Vetter
(Mülheim an der Ruhr) ist noch bis Ende 2022 Erster Vorsitzender der EAD

Glaubensbasis der Evangelischen Allianz

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