03.08.2018

Mit Muslimen im Alltag ins Gespräch kommen

Islamwissenschaftlerin Mirjam Holmer bei der Allianzkonferenz: Wir wissen oft sehr wenig voneinander

Bad Blankenburg (idea) – Die Islamwissenschaftlerin Mirjam Holmer (Jerusalem) hat Christen dazu aufgerufen, verstärkt den Kontakt zu Muslimen zu suchen: „Wir wissen oft sehr wenig voneinander“, sagte sie in einem Seminar bei der Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz am 2. August im thüringischen Bad Blankenburg. Wer genau hinschaue, entdecke auch im Alltag viele Möglichkeiten – etwa, wenn man in einem Imbiss oder Restaurant an der Wand arabische Schriftzüge entdecke und nach der Bedeutung frage. Eine weitere Möglichkeit, mit Arabern ins Gespräch zu kommen, seien Fragen nach der Herkunft ihres Namens: „Sowohl der Vorname als auch der Nachname hat häufig eine Bedeutung.“ Sofort über Theologie oder die Bibel zu reden, sei zumeist nicht sinnvoll. Stattdessen rate sie, erst „Beziehungen zu bauen“: „Wenn Muslime sehen, wie ich als Christ lebe und daraus Fragen entstehen, dann kann man häufig ins Gespräch kommen.“ Man dürfe die westlichen Maßstäbe nicht an die arabische Kultur anlegen. Im Islam werde nicht zum selbstständigen Denken ermutigt. Das beruhe auf der islamischen Theologie – die teilweise auf das 12. Jahrhundert zurückgehe –, derzufolge nichts infrage gestellt werden dürfe: „Versuchen Sie, Zweifel an dieser Haltung zu wecken! Das geht aber nur, wenn Sie selbst die Bibel ernst nehmen und danach leben.“ Sie mache die Erfahrung, dass viele Muslime dann Christen respektierten: „Was sie aber stattdessen wahrnehmen, ist, dass wir als Christen ,Teil der Welt‘ sind.“ Viele könnten es zum Beispiel nicht verstehen, dass im Westen leicht bekleidete Frauen auf großen Plakatwänden zu sehen seien. Es gebe neben überzeugten Muslimen auch viele „Mitläufer“, für die der Islam keine große Rolle spiele und die auf der Suche nach einem liebenden Gott seien, den der christliche Glaube ihnen bieten könne.

Parzany: Nur in Westeuropa wächst das Christentum nicht

Der Vorsitzende des Netzwerks Bibel und Bekenntnis, Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel), sagte auf der Konferenz in einer Predigt über 1. Samuel 17 („David und Goliath“), dass Hirten damals sehr angesehen gewesen seien, weil sie sich den Angriffen von Tieren stellen mussten: „Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe.“ Es spreche für die Qualität eines Hirten, dass er bei Schwierigkeiten nicht weglaufe. Eine kritische Frage, die an den Bibeltext oft gestellt werde, sei, warum König Saul David nicht kannte (1. Samuel 17,56-58), obwohl dieser vorher bereits im Haus des Königs für Saul Harfe gespielt hatte. Es sei aber die zentrale Botschaft des Textes, dass der Sieger David der „fremde Sieger“ sei, betonte der Evangelist: „Er war Saul fremd, auch wenn er vorher für ihn Harfe gespielt hat.“ Die Situation lasse sich übertragen. Dass Jesus am Kreuz starb, hielten Atheisten seit jeher für Unsinn. Darüber hinaus gebe es heute aber auch „in der eigenen Kirche“ Stimmen, die das Reden vom blutigen Tod Jesu am Kreuz kritisierten, da Gott doch ein barmherziger Gott sei: „Der gute Hirte ist der fremde Hirte unserer Kirche. Aber siegen wird nur er.“ In der ganzen Welt wachse das Christentum „dramatisch“. Einzige Ausnahme sei Westeuropa, wo es die reichsten Kirchen sowie die schönsten und größten alten Kirchengebäude gebe. Hierzulande werde aber gejammert, dass nicht genügend Geld da sei. Man habe den Eindruck, dass Gemeinden zu sehr mit sich statt mit Weltmission beschäftigt seien, so Parzany. Gebraucht würden Menschen, die sagen: „Du hast Dein Leben gegeben, hier gebe ich mein Leben für Dich.“

„Wo Jesus nicht verkündigt wird, ist keine Evangelisation“

Parzany: Was gastfreundliche Gemeinden ausmacht

Bad Blankenburg (idea) – Der Vorsitzende des Netzwerks Bibel und Bekenntnis, der Evangelist Ulrich Parzany (Kassel), hat sich gegen eine Aufweichung des Begriffs Evangelisation gewandt. Er äußerte sich am 3. August in einem Seminar auf der Glaubenskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz im thüringischen Bad Blankenburg. Das Etikett werde auch auf Gemeindeveranstaltungen geklebt, in denen über Jesus als Retter gar nicht gesprochen werde: „Wo Jesus nicht verkündigt wird, ist es keine Evangelisation.“ Er rief dazu auf, zwischen Methoden und Inhalten zu unterscheiden: „Es gibt nur einen einzigen Weg zu Gott, der heißt Jesus. Aber es gibt Milliarden von Wegen zu Jesus.“ In den Methoden könne man flexibel sein, im Inhalt müsse man unverändert und treu sein: „Wir predigen den gekreuzigten Christus.“ Möglichkeiten, um Menschen zu erreichen, könnten informelle Gespräche, Glaubenskurse, Seminare oder Gästegottesdienste sein. Wichtig seien auch gastfreundliche Gemeinde. Man erkenne sie daran, dass sie von den Gästen her dächten und ihnen das Gefühl vermittelten, dass sie nicht wie die langjährigen Gottesdienstmitglieder sein müssten, um willkommen zu sein.