24.01.2001

Die Kohlen zusammenrücken

Die Kohlen "zu einem hellen Licht zusammenrücken". Gerade
dieser Satz im Gottesdienst am 14. Januar zum Abschluss der
Gebetswoche der Evangelischen Allianz Berlin traf den Kern
ihres Anliegens. Die 600 Besucher bei diesem Gottesdienst in
der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gaben Anlass zu der
Hoffnung, dass Berliner Protestanten den Einheitswunsch auch
ernst nehmen.

Allerdings waren manche Versammlungen während der
vorangegangenen Gebetswoche nur schwach besucht. Auch beim
Abschlussgottesdienst war zu verspüren, dass der Weggang des
Pfarrers Gernot Spieß eine Lücke hinterlassen hat. Spieß, der
seit 1998 Erster Vorsitzender war und vor einigen Monaten
einem Ruf nach Marburg/Lahn als Generalsekretär der
Studentenmission Deutschlands (SMD) gefolgt ist, hatte über
hervorragende Beziehungen zum evangelischen Bischof Wolfgang
Huber und zur Kirchenleitung der Berlin-Brandenburgischen
Landeskirche verfügt.

Nun muss der Leitungskreis der Berliner Allianz bis auf
weiteres ohne einen landeskirchlichen Theologen auskommen:
Neuer Erster Vorsitzender ist der 38-jährige Ralf Nitz, Pastor
der Freien-evangelischen Gemeinde Tempelhof, Wenckebachstr. 5.
Im Leitungskreis stehen ihm Rolf Metzger von der Heilsarmee
und Manfred Kern, ein pensionierter Pastor des Bundes
Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, zur Seite. Für die
Öffentlichkeitsarbeit ist Major Metzger zuständig; Manfred
Kern möchte seine langjährigen Beziehungen zu den
protestantischen Kirchen aller Benennungen ausbauen.

Zum künftigen Profil der Allianz räumte Pastor Nitz ein: "Da
sind wir noch am Überlegen. . . . Sprechen Sie mit uns." Im
Nachgespräch beschrieb er sein Anliegen als: "Begegnung mit
Gott, Jüngerschaft, Diakonie und Evangelisation". Gerade auf
diesen Gebieten möchte die Allianz den Gemeinden eine Hilfe
sein. Weniger entscheidend sei das Weiterführen von
Veranstaltungen, "die man seit 30 Jahren so macht". Neben den
"liebgewordenen Veranstaltungen" soll eine "Herzensgemeinschaft" entstehen: "Wir brauchen einander, aber diese Stadt braucht auch uns." Die "kleinen Aufbrüche" auf Allianzbasis in den Bezirken Reinickendorf, Tiergarten und Tempelhof sind dem Tempelhofer Pastor eine Hoffnung für die Zukunft.

Jugendabend in Schöneberg
Eine von mehreren Jugendveranstaltungen während der Gebetswoche fand in der EFG Berlin-Schöneberg, Hauptstr. statt. Im dortigen Jugendkeller hatten sich am 13. Januar 50 junge Menschen zum Thema "Die Botschaft vom Kreuz" versammelt. Auf Anleitung des Jugendpastors Hendrik Kissel hefteten Jugendliche mittels Elektrotackers Zettel mit ihren Schuldbekenntnissen an ein Kreuz. Gegen Ende des Gottesdienstes wurden weitere Zettel mit den Anliegen der Jugendlichen gegenüber Gemeinde und Gesellschaft an ein
Stacheldraht befestigt. Das Draht war an die Holzwand im
Jugendraum angebracht worden und symbolisierte die Dornenkrone
Christi. Im Gottesdienst spielte auch die Jugendband der
Gemeinde auf; eine Predigt sowie ein mediativer und
Austauschteil gehörten ebenfalls dazu. Bei anschießendem Bistro saß man für eine weitere Stunde beisammen. Nach Oliver Neumanns Berichten machten Maiskolben, Musik und Gemeeinschaft den Abschied schwer.