05.05.2025
Stellungnahme: Nachfolge braucht Klarheit
Für die Würde aller Menschen - Gegen völkisches Denken
Stellungnahme der Evangelischen Allianz in Deutschland
erarbeitet vom AK Politik

Dr. Reinhardt Schink
© Christian Hönig
Wir beobachten mit Sorge, dass völkisches und ausgrenzendes Denken in Teilen unserer Gesellschaft zunehmend Fuß fasst. In Zeiten gesellschaftlicher Verunsicherung, globaler Krisen und sozialer Spannungen gewinnen einfache Antworten an Attraktivität – allzu oft auf Kosten von Minderheiten, Geflüchteten oder Andersdenkenden. Als Christinnen und Christen treten wir dem entschieden entgegen. Unser Glaube verpflichtet uns zur Achtung der unantastbaren Würde jedes Menschen – unabhängig von jeder Zuordnung zu einer Gruppe. Jeder Mensch ist von Gott gewollt und wertvoll.
Wir bekennen:
• Die Menschenwürde ist für uns keine politische Formel, sondern Ausdruck des christlichen Menschenbildes.*
• Der christliche Glaube kennt keine Über- oder Unterordnung von Menschengruppen.
• Ideologische und rassistische Überlegenheitsvorstellungen widersprechen dem Geist des Evangeliums.**
Wir widersprechen:
• jeder Relativierung der geschichtlichen Verantwortung, insbesondere gegenüber dem jüdischen Volk,
• jeder politischen Vereinnahmung christlicher Begriffe zur Abgrenzung oder Ausgrenzung,
• jeder Rhetorik, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Zugehörigkeit verurteilt oder entmenschlicht.
Wir ermutigen:
• zu einem respektvollen gesellschaftlichen Dialog, in dem Verschiedenheit nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung verstanden wird,
• zur Auseinandersetzung mit populistischen und ausgrenzenden Denkmustern – im Licht der Menschenwürde und christlichen Verantwortung,
• zu konkretem Engagement für Vielfalt, Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt – in Kirche, Zivilgesellschaft und Politik.
Als Evangelische Allianz in Deutschland möchten wir Christinnen und Christen ermutigen, Verantwortung in unserer Demokratie zu übernehmen – mit einer Haltung, die geprägt ist von Klarheit, Mitgefühl und Entschlossenheit.
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* Dies zeigt sich u.a. im Schutz der Armen und Entrechteten, wie er als Anspruch in der Bibel formuliert wird. Verwiesen sei hierbei auf das Fremdenrecht (Ex 22,20), was den Schutz der Fremden von der Erfahrung der Gefangenschaft in Ägypten her ableitet. Die Entrechteten erhoffen sich eine Umkehr der Verhältnisse, wie sie bspw. In Lk 1,46-55 zum Ausdruck kommt. In der Universalisierung dieses Anspruches erkennen wir den Einfluss der biblischen Literaturen und des Heiligen Geistes.
** Das umfasst ebenso Konzepte wie das des „Ethnopluralismus“. Die Kirche Jesu Christi weiß die Überwindung der Unterschiede von Abstammung und Geschlechts in ihrer Mitte angebrochen (Gal 3,28) und erwartet deren endgültige Überwindung in der Wiederkunft Christi