04.06.2025
Emmaus-Momente: Brannte nicht unser Herz, als ER mit uns sprach?
Gedanken zum Allianz-Gebet von Dr. Reinhardt Schink
Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, wie er auf dem Weg zu uns redete?
(Lukas 24,32 - Hoffnung für alle)

Dr. Reinhardt Schink
© Christian Hoenig
Zwei Jünger sind mit Jesus unterwegs. Nach Emmaus. Wir kennen die Geschichte aus Lukas 24. Die Niedergeschlagenheit der Jünger. Ihr Gespräch mit dem Fremden, der sie fragt, was in Jerusalem seit Karfreitag geschehen sei. Der Fremde – Jesus – ist, der Einzige, der wirkliche wusste, was geschehen war. ER fragt seine Jünger und hört ihnen zu, wie sie ihm nicht nur die Fakten schildern, sondern wie sie ihm ihr Herz ausschütten. Dabei beginnt sich das Gespräch zu drehen. Aus dem Fragenden wird derjenige, der die Situation erläutert. Der sie in den großen Rahmen von Gottes Heilsgeschichte einordnet und so einen neuen Blick auf Gott und sein souveränes Handeln eröffnet. Erstaunlich: Die Jünger hören zu und sie verstehen – oder zumindest beginnen sie zu verstehen. Aber Jesus, der neben ihnen geht und mit ihnen spricht, erkennen sie darüber noch nicht. Dies geschieht erst, als sie ihn zu sich ins Haus einladen und ER das Brot mit ihnen bricht. Erst in dieser inneren Begegnung und der Herzensgemeinschaft erkennen sie IHN. Jesus verschwindet vor ihren Augen - und doch haben sie ihn nicht verloren. Im Gegenteil, aus der Herzensbegegnung schöpfen sie neue Hoffnung und Kraft. Sie brechen auf, kehren um und gehen zurück in die Gemeinschaft der anderen Jünger. Obwohl sich an den sichtbaren Umständen nichts geändert hat, verwandelt sich ihre Niedergeschlagenheit in Freude. Sie werden aktiv und lassen sich dabei auch nicht vom Dunkel der Welt abhalten. Es zieht sie in die Gemeinschaft mit den anderen.
Es kommt mir so vor, als ob dieser Bibeltext gerade für unsere Zeit geschrieben worden wäre. Nicht nur, weil er unsere Situation beschreibt, sondern auch, weil er uns zeigt, wie Jesus wirkt. Wie das Verborgene und scheinbar Schwache nichts von Seiner Vollmacht und Autorität wegnimmt. Dass das Verstehen der Schrift sehr wichtig ist. Aber die Erkenntnis braucht die Herzensbegegnung mit dem Auferstandenen. Diese ist für uns nicht verfügbar, sondern immer wieder ein Geschenk von Jesus: Dass wir im Gebet Jesus unsere Situation, ja sogar die ganze Welt erklären und unser Herz ausschütten dürfen. Dass Gebet aber noch viel mehr ist - es ist über weite Strecken ein Hinhören auf das, was er HERR jetzt uns sagen möchte, und es ist die Einladung an IHN: Bleibe bei uns, HERR, denn es will Abend werden. Und dass ER diese Einladung gerne annimmt und uns dabei immer wieder ganz neu begegnet. Dies können wir - wie die Jünger damals - nicht für uns behalten, sondern wird uns in die (Gebets-)Gemeinschaft miteinander führen. Aus diesen Zeiten der Jesusbegegnung geht dann ein vollmächtiges und lebensveränderndes Wort Gottes in unseren Alltag und unsere Welt, egal, wie dunkel diese auch sein mag. Es ist ein Wort der Hoffnung, des Lebens und des Erstaunens darüber, wer JESUS ist.
Ich wünsche Ihnen, dass Ihr Gebet immer wieder solche Emmaus-Momente enthält und Sie mit den Jüngern froh bekennen können: Brannte nicht mein (unser) Herz, als ER mit mir sprach?