21.01.2019

Allianzvorsitzender macht Mut zu Veränderungen

Vetter: Junge Christen bei Planung und Durchführung einbeziehen

Ekkehart Vetter in Frankfurt

Wetzlar (idea) – Die traditionelle Gebetswoche der Evangelischen Allianz hat Zukunft, wenn jüngere Christen vor Ort mitgestalten können und vielfältige Gebetsformen angeboten werden. Davon ist der Vorsitzende des evangelikalen Dachverbandes in Deutschland, Pastor Ekkehart Vetter (Mülheim/Ruhr), überzeugt. Nach Schätzung der Allianz kamen in diesem Jahr wie in den Vorjahren bundesweit etwa 300.000 Christen aus Landes- und Freikirchen an rund 1.000 Orten zusammen. Die Treffen vom 13. bis 20. Januar standen unter dem Thema „Einheit leben lernen“. Vetter fasste seine Eindrücke gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea so zusammen: „Wo man innovative Formen findet, junge Christen in die Planung und Durchführung einbezieht, dort gewinnt man auch neue Leute, die mitbeten.“ Als Beispiele nannte er unter anderem Gebetsflashmobs auf öffentlichen Plätzen, 24-Stunden-Gebete und Gebetskonzerte. An den von ihm besuchten Veranstaltungen habe er erlebt: „Allianz ist generationenübergreifend, wird tendenziell jünger. Es wächst das zwischenkirchliche Wohlwollen füreinander.“ Wo aber der Altersdurchschnitt der Teilnehmer hoch sei und die Gebetswoche eher als ein Auslaufmodell empfunden werde, „liegt das auch daran, dass mutige und nötige Schritte zur Veränderung noch nicht gegangen worden sind“. Vetter sprach zum Abschluss in Frankfurt am Main bei einem Allianztag vor rund 1.000 Besuchern.

Steeb: Wir betonen das Gemeinsame, dann verliert das Trennende seine Kraft

Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), zog ebenfalls eine positive Bilanz. Die Gebetstreffen seien auch eine Schulungswoche zum Allianzthema Einheit gewesen. „Wir betonen das Gemeinsame, dann verliert das Trennende seine Kraft“, sagte Steeb, der im Herbst in den Ruhestand tritt. Dessen Nachfolger, der Diplom-Kaufmann Reinhardt Schink (München), wirkte bei der Abschlussveranstaltung in Stuttgart mit. Dabei sagte er zum Auftrag der Christen: „Wir bauen gemeinsam Gottes Reich und nicht unsere eigenen kleinen Fürstentümer.“ Aufgrund dieser Perspektive könnten Christen gemeinsam beten „Dein Reich komme“ und „dann zurück an den Bauabschnitt gehen, an den Gott uns gestellt hat“. Schink wird am 12. Juni in sein künftiges Amt eingeführt. Der Politikbeauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz, Uwe Heimowski (Gera), sprach in Plauen und Dresden. Nach seinen Worten gelingt Einheit, „wenn wir erkennen, dass keiner von uns besser ist als der andere, sondern wenn wir wissen: Ich bin ein begnadigter Sünder.“

„Gnadauer“ Generalsekretär Spatz begrüßt Öffnung der Allianz

Im nordhessischen Schwalmstadt-Treysa begrüßte der Generalsekretär des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Frank Spatz (Kassel), dass sich die Deutsche Evangelische Allianz in den letzten 20 Jahren immer mehr für unterschiedliche Frömmigkeitsprägungen und Gemeindeformen geöffnet habe. Profil gewinne man nicht durch Abgrenzung von allen, die ihren Glauben anders lebten. Vielmehr gelte es wertschätzend wahrzunehmen, „wie vielfältig und reich die weltweite Kirche Jesu Christi ist“. Christen sollten einander in dem Bewusstsein begegnen, „dass jeder von uns von der gleichen Gnade Gottes lebt“. Damit habe man eine Ebene, um über unterschiedliche Positionen und Überzeugungen reden zu können, ohne einander zu verachten und zu verurteilen.

Steffen Kern: Der Mensch braucht nichts so sehr wie die Gnade Gottes

Der Vorsitzende des Gemeinschaftsverbandes „Die Apis“, Pfarrer Steffen Kern (Walddorfhäslach bei Reutlingen), sagte vor 600 Besuchern in Freudenstadt, das Gute im Menschen sei eine Illusion. Das zeigten nicht nur die großen Konflikte und Kriege der Menschheit. Es genüge ein Blick in die eigenen Familien, Freundschaften und Nachbarschaften. Kern: „Wir machen uns das Leben schwer, verletzen andere und werden von ihnen verletzt. Diese Welt und wir mit ihr sind gnadenlos.“ Deshalb brauche der Mensch nichts so sehr wie die Gnade Gottes. Im Rahmen der Gebetswoche beteiligten sich am 20. Januar in Nürnberg etwa 700 Bürger an einer Kundgebung gegen Christenverfolgung und für Religionsfreiheit. Zu einem „Gebetsflashmob“ kamen in Bremen auf dem Marktplatz rund 120 Christen aus zahlreichen Gemeinden zusammen. Bei der siebenminütigen Aktion sangen sie „Großer Gott, wir loben dich“, sprachen das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser. Es wurde auch von manchen Passanten mitgebetet. In einigen Städten trafen sich Christen zum Gebet in Rathäusern, etwa in Bielefeld, Krefeld und Frankfurt am Main, um Gott um Beistand für die Kommunalpolitik zu bitten.