04.02.2019

100 Jahre Weimarer Verfassung

Hoffnung und Zukunft? Ein Kommentar von Uwe Heimowski für idea

6. Februar 1919: In Weimar tritt die verfassungsgebende Nationalversammlung zusammen. Zum Auftakt wird in der Herderkirche ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert. Das Thema: „Ich gebe euch Hoffnung und Zukunft“.

Auch der Festakt zum 100-jährigen Jahrestag in dieser Woche, an dem neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel viele hochrangige Gäste aus dem In- und Ausland teilnehmen, beginnt mit einem Gottesdienst zum gleichen Thema.

Hoffnung und Zukunft – im Rückblick mutet das tragisch an. Die Weimarer Republik mündete in den Nationalsozialismus, ihre Verfassung vermochte das nicht zu verhindern. Dennoch wäre es falsch, die Bedeutung dieser Verfassung kleinzureden. Sie war die Grundlage für die Demokratie, für die erste parlamentarische Republik auf deutschem Boden. Sie sicherte die Grundrechte für alle Deutschen, das Wahlrecht für Frauen wurde eingeführt.

Kein Herrscher darf sich an die Stelle des Erlösers setzen

Allerdings zeigt die Geschichte auch, dass eine stabile Demokratie mehr braucht als nur das Mehrheitsprinzip. Die Masse ist verführbar, das lehrt nicht erst das Dritte Reich. Auf das Hosianna des Palmsonntags folgt nur allzu schnell das „kreuzige ihn“ des Karfreitags.

Die Väter des Grundgesetzes haben aus der Geschichte gelernt, sie nahmen unveräußerliche Grundrechte auf, das Rechtsstaatsprinzip, die Gewaltenteilung – und den Gottesbezug. Karl Barth hatte das in der Barmer Theologischen Erklärung für die Bekennende Kirche deutlich formuliert: Kein Herrscher darf sich jemals an die Stelle des Erlösers setzen.

Das Jubiläum der Weimarer Verfassung fällt in bewegte Zeiten. Haben wir dennoch Grund, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken? Definitiv! Unser Grundgesetz hat sich bewährt. Und die Treue Gottes hat sich nicht verändert.

(Der Autor, Uwe Heimowski (Berlin), ist Beauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz der Bundesregierung und des Bundestages.)