03.02.2019

Eine Broschüre über „LSBT*QI“ stößt auf Kritik

Schirrmacher: Bundeszentrale stellt Heterosexuelle pauschal negativ dar

Bonn (idea) – Die Bundeszentrale für politische Bildung (Bonn) verdächtigt in einer Broschüre sämtliche Heterosexuelle, „alle Nicht-Heterosexuellen durch ihre ‚Heteronormativität’ auszugrenzen, zu benachteiligen und zu diskriminieren“. Diesen Vorwurf erhebt der stellvertretende Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher (Bonn), in Bezug auf die 2018 erschienene Publikation „Sexualitäten, Geschlechter und Identitäten“. Die 114 Seiten starke Veröffentlichung mit acht Bausteinen „für die schulische und außerschulische politische Bildung“ beschäftigt sich mit der Gruppe der „LSBT*QI“-Personen (Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transgender, Queer und Intersex). Der Stern spiegele, so heißt es in der Broschüre, „das Bemühen, auch für Zwischenräume und uneindeutigere Entwürfe Platz zu lassen“. Die „bürgerliche Familie“ und heterosexuelle Beziehungen würden in der Veröffentlichung „ausschließlich als Negativfolie verwendet“, so Schirrmacher gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. „Weder Heterosexualität noch die heterosexuelle Ehe kommen in einer positiven Beschreibung vor, sie kommen nur als Angeklagte vor. Es erfolgt keine Differenzierung zwischen Heterosexuellen, die andere diskriminieren, und solchen, die das nicht tun.“

Schüler sollen Eltern „politisch erziehen“

Die Bundeszentrale tut laut Schirrmacher mit dem Unterrichtsmaterial „das, was sie dem Großteil der Bevölkerung gegenüber den Nichtheterosexuellen vorwirft“: Sie äußere pauschalisierende Verdächtigungen und diskriminiere die große Mehrheit. Gleichzeitig werde der Eindruck erweckt, dass sich gesellschaftlich nichts geändert habe, obwohl etwa die „Ehe für alle“ eingeführt worden sei: „Der ‚Vater’ kommt nur am Rande vor, die ‚Mutter’ fast gar nicht. Stattdessen wird aber gefordert, Ehe bzw. Familie für mehr als zwei Eltern zu öffnen.“ Die Bundeszentrale, eigentlich zur parteipolitischen Neutralität verpflichtet, greife in dem Text rechte und konservative Mitbürger an. In der Broschüre würden zudem die Schüler dazu aufgefordert, die besprochenen Positionen mit ihren Eltern zu diskutieren: „Das ist nicht nur eine Überforderung der Kinder, sondern eigentlich eine Ungeheuerlichkeit: Schule wird missbraucht, um die Eltern politisch zu erziehen.“

Schulaufgaben können in „Bespitzeln“ ausarten

Die neben einleitenden Texten in der Broschüre enthaltenen 72 Seiten Unterrichtsmaterial seien „noch viel einseitiger“, so Schirrmacher. „Hier kommen eine neutrale oder positive Beschreibung von Heterosexualität gar nicht mehr vor, Ehe und Elternschaft nur in der gleichgeschlechtlichen Form.“ Gefährlich finde er etliche der Aufgaben für die Schüler. Sie sollen etwa darüber reden, welche Lehrkräfte „offen lesbisch, schwul oder bisexuell leben“ und ob sich andere Lehrer darüber lustig machten. Schirrmacher dazu: „Ersteres darf der Arbeitgeber aus guten Gründen nicht erfassen, jetzt aber ein Kollege, der mit den Schülern arbeitet? Zweiteres wäre eine Meldung an die Schulleitung wert, aber eine Debatte eines Kollegen mit den Schülern? In beide Richtungen kann das leicht in Bespitzeln ausarten.“ Die Bundeszentrale könne sich nicht darauf zurückziehen, dass die Autoren selbst für den Inhalt der Broschüre verantwortlich seien. Sie habe „den Auftrag erteilt, die Autoren ausgewählt und das Endergebnis unter ihrem Namen und auf Kosten des Steuerzahlers veröffentlicht“.