19.09.2019

Auch über das Gericht Gottes predigen

Arbeitskreis für evangelikale Theologie: „Ende gut – alles gut?“

Burbach (idea) – Die Predigt über das Gericht Gottes am Ende der Zeiten, über das die Bibel berichtet, sollte sowohl im Gemeindealltag wie auch in der evangelistischen Verkündigung ihren Platz haben. Diese Ansicht vertraten Redner auf der Theologischen Studienkonferenz des Arbeitskreises für evangelikale Theologie, die vom 15. bis 17. September in Burbach (bei Siegen) stattfand. Das Treffen mit 45 Teilnehmern stand unter dem Motto „Ende gut – alles gut?“. Der Hochschulevangelist und Professor für Evangelisation und Apologetik an der Evangelischen Hochschule Tabor, Matthias Clausen (Marburg), räumte ein, dass er normalerweise nicht über das Thema predige, aber es im Nachgespräch einer Evangelisation nicht ausklammere. Für die Konferenz habe er deshalb extra eine entsprechende Predigt vorbereitet. Er wies darauf hin, dass die leibliche Auferstehung Jesu von den Toten historisch gut belegt sei. Deshalb könne man auch den anderen Aussagen Jesu vertrauen, dass seine Nachfolger in Ewigkeit bei ihm seien. Doch dann sollte man alles daransetzen, „diese große Möglichkeit nicht zu verpassen“. Er verwies auf Äußerungen Jesu, nach denen derjenige dieses ewige Leben nicht habe, „der nicht mit Jesus lebt“. Im Gericht werde Gott alles richtigstellen. Die einzige Chance, da „heil und unbeschadet durchzugehen“, sei es, mit Jesus zu leben. Clausen zufolge ist Gottes Wesenskern die Liebe. Deswegen sei es wichtig, Menschen zuerst zu vermitteln, wer dieser Gott ist und wie liebevoll er uns in Jesus begegnet. Erst dann könnten Menschen auch anfangen zu verstehen, was es bedeute, Gottes großes Angebot zu verpassen und ohne ihn zu sein.Nach seinen Worten verändert die Hoffnung auf das Gericht Gottes, bei dem Jesus Christus der Richter sei, sein Leben schon hier. Er brauche nicht in Panik zu verfallen, etwas im Leben zu verpassen: „Das Wichtigste kommt noch.“

ICF-Pastor: Nicht zulässig, eine endgültige Aussage über die „ewige Hölle“ zu treffen
Der Pastor der freikirchlichen Gemeinde „International Christian Fellowship“ in Reutlingen, Mike Schmidt, fragte, ob Christen an einen Gott glauben wollten, der alle Nichtchristen in der Ewigkeit bestraft, nur weil sie zu Lebzeiten „keinen Draht“ zu Jesus gehabt hätten und ob sie an solch einen Gott glauben könnten. Dabei räumte er ein, dass es nicht darum gehen könne, was Christen sich jeweils individuell wünschten bzw. wollten. Die Basis für diese Beurteilung könne allein die Bibel und Jesus Christus sein. Christen sollten die Bibel ernst, aber nicht immer wörtlich nehmen. So wie die Rede von Jesus, eine Tür zu sein, nur ein Sinnbild sei, gelte dies auch bei der Rede von der Hölle als eine Möglichkeit zu betrachten. Es heiße in der Bibel, dass dort ein Feuer brenne, zugleich aber ewige Dunkelheit und Kälte herrsche. In seinen Reden von der Hölle habe Jesus Christus einen bestimmten Ort im Auge gehabt und dafür den hebräischen Begriff „Gehenna“ gebraucht. Das sei eine Müllkippe gewesen, wo Müll und Tierkadaver verbrannt worden seien. Seine Zuhörer in der damaligen Zeit hätten diesen realen Ort als Sinnbild verstanden: „Das war der abartigste Ort überhaupt – ein Ort zum Heulen und Zähneklappern – ein Ort, an dem alles Lebendige abstirbt.“ Jesus mache den Menschen durch seine Aussagen, etwa in der Bergpredigt, deutlich, dass diese „Gehenna“ bereits im heutigen irdischen Leben beginne, wenn sich Menschen dazu entschieden, gegen den Willen Gottes zu leben. Hölle sei demnach ein Zustand, in dem der Mensch die Konsequenzen seines Handelns, speziell einer Sünde, erfahre. Schmidt zufolge ist es nicht zulässig, eine endgültige Aussage darüber zu treffen, wer in dieser „ewigen Hölle“ sei und wie genau man sich diese vorzustellen habe. Es sei aber der Wille Gottes, dass niemand in dieser „Gehenna“ verloren gehe. Jesus zeige einen Weg auf, indem man durch Umkehr zu ihm bereits heute die Möglichkeit habe, seine persönliche „Gehenna“ zu verlassen.

Christen diskutieren nicht gerne über Hölle und Gericht
In einer Podiumsdiskussion sagte die Theologiestudentin Franziska Klein (Gießen) , dass sie die Themen Hölle und Gericht heute nur schwer mit Christen diskutieren könne. Dem Glauben entfremdete Menschen seien dagegen offen, weil sie an Gerechtigkeit interessiert seien. Der Professor für Neues Testament an der Theologischen Hochschule Liebenzell, Roland Deines (Bad Liebenzell), rief dazu auf, sich auch bei Predigten über das Gericht Gottes immer streng an einem Bibeltext zu orientieren. Denn sonst stehe man in der Gefahr, Antworten auf existenzielle Fragen zu geben, die nicht durch einen Bibeltext gedeckt seien.

Sich von Gott verändern lassen
In einer Bibelarbeit über die alttestamentliche Erzählung über den Ringkampf des Erzvaters Jakob am Jabbok ermunterte Pfarrer Uwe Rechberger (Walddorfhäslach bei Reutlingen) dazu, auch in Problemlagen Gott zu vertrauen. Seine zwei Vorträge standen unter dem Motto „Wie halte ich einen Gott fest, der mich schlägt?“ Er verwies dabei auf Erkenntnisse der US-Autorin und Sozialarbeiterin Amy Morin. Obwohl sie keine Christin sei, seien ihre Ratschläge auch für Christen hilfreich, etwa: „Gib dem Gefühl keinen Raum, die Welt schulde dir etwas! Erwarte nicht, dass es dir immer gut geht! Poche nicht auf das Recht auf ein unbeschwertes Leben! Mache heute das Beste aus deinen Gaben und Fähigkeiten!“

Der AfeT wächst
Bei der Mitgliederversammlung berichtete der AfeT-Vorsitzende, Prof. Christoph Raedel (Gießen), dass der Arbeitskreis im vergangenen Jahr um 31 Mitglieder auf 170 gewachsen sei. Der Arbeitskreis stehe nun auch interessierten Laien offen. Bei den Wahlen wurden drei neue Vorstandsmitglieder gewählt: Prof. Deines, Prof. Detlef Häußer von der Evangelischen Hochschule Tabor (Marburg) und Pastor Bernhard Olpen (Erzhausen bei Darmstadt), Dozent für Kirchengeschichte am Theologischen Seminar Beröa des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden.