09.04.2018

SPRING: Auf der Suche nach dem Bibel-Dieb

von idea-Redakteur David Wengenroth

„Die gute Kinder- und Jugendarbeit ist ein wichtiger Teil unseres Erfolgsgeheimnisses“,sagt Hartmut Steeb. Der scheidende Vorsitzende des SPRING-Arbeitskreises verabschiedet sich mit einem Rekord: 3.800 Teilnehmer kamen 2018 zum GemeindeFerienFestival – davon knapp 1.000 unter 18 Jahre. Was ist dran an diesem Erfolgsgeheimnis? idea-Redakteur David Wengenroth und seine 7-jährige Tochter Caroline haben sich einen Kinder-Festivaltag angesehen.

Der Tag beginnt mit einem Erfolgserlebnis. „Ich bin in der grünen Gruppe“, jauchzt Caroline. „Das ist meine Lieblingsfarbe.“ Heute ist meine Tochter eines der 170 Kinder der Altersgruppe 7 bis 10 Jahre auf dem SPRING-Ferienfestival. Wahrscheinlich ist nicht jedes davon in der Gruppe mit seiner Lieblingsfarbe. Aber für jedes beginnt der Tag in einer Kleingruppe. Das erleichtert den Kindern das Ankommen, erklärt mir Christel Schmidt. Die Kita-Leiterin aus Lindhorst bei Hannover ist im SPRING-Leitungsteam für das Programm der 1- bis 10-Jährigen zuständig. Wir sitzen in der Ecke eines Klassenzimmers in der Willinger Upland-Schule unauffällig hinter dem Stuhlkreis auf dem Boden.

Caroline ist noch müde und schüchtern. Kein Wunder, ihr Tag hat früh angefangen. Während sie den anderen Kindern bei einem Detektivspiel zuschaut („Finde den Fehler!“), flüstert Christel mir Informationen zum Konzept ins Ohr. Die Kinder werden den Gruppen so zugeteilt, dass Gleichaltrige zusammenkommen und ihre Wohnorte möglichst nah beieinander liegen. Klar: Die SPRING-Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland. Wenn zwei Kinder in der Kleingruppe Freundschaft schließen, soll wenigstens die Chance bestehen, dass sie nicht gerade in München und Flensburg wohnen.

Und die Gruppen werden das ganze Festival lang von denselben Mitarbeitern betreut. „So bekommt SPRING für die Kinder ein Gesicht“, erklärt Christel flüsternd. Für meine Tochter heißen die Gesichter von SPRING Annika und Max, kommen aus Stuttgart und Würzburg und gehen selber noch zur Schule. Und sind total nett, findet Caroline.

Durch die Mitarbeiter bekommt SPRING ein Gesicht

Nach 20 Minuten geht’s in die Gymnastikhalle zum „Plenum“. Hier treffen sich alle Kinder der Altersgruppe. Es ist ganz schön trubelig. Aber es wird still, als der Detektiv Silas auf die Bühne kommt. Er sucht die ganze Woche lang eine gestohlene Bibel. Und heute hat er eine Spur: Ein Fußabdruck auf der Bühne könnte von dem Bibel-Dieb sein. Aber bevor er ihn untersuchen kann, trampelt seine Assistentin Jeanette aus Versehen darauf herum. Das ist lustig, findet Caroline.

Dann entert die Kinderband „Puzzles“ die Bühne und heizt den Kindern mit Mitmach-Liedern ein: „Lasst uns tanzen, feiern, swingen …“ und „ich tanz und schrei und sing …“ Caroline schaut zuerst skeptisch, aber der Sänger Marvin versprüht mächtig viel gute Laune, und die Musik ist mitreißend. Und bald groovt meine Tochter mit. Bis ihr auf einmal alles zuviel wird. Zu laut, zu eng, zu hektisch. Sie kommt weinend zu mir und muss getröstet werden.

Die Eltern können entspannt zu Veranstaltungen gehen

Christel kennt das. Das kommt immer mal vor. Deswegen ist es so wichtig, dass die Kinder „ihre“ Mitarbeiter aus den Kleingruppen kennen. Denn dann lassen sie sich auch meistens von ihnen trösten, weil Mama und Papa ja bei einer der vielen anderen Veranstaltungen des Festivals sind. Für alle Fälle haben die Kinder ihren Teilnehmerausweis mit der Handynummer der Eltern dabei. Aber die wird selten gebraucht. In der Regel sind die Tränen schnell getrocknet.

Wie bei Caroline, die schon wieder vor der Bühne sitzt und gespannt dem Kindermissionar Jörg Bartoß zuhört. Er erzählt die Geschichte von dem großzügigen König, der einem Mann eine große Schuld erlässt („Eine Million Euro!“). Doch dieser Kerl lässt dann einen anderen Mann ins Gefängnis werfen, weil der ihm 25 Euro schuldet (Matthäus 18,23–35). „Der ist ja blöd!“, findet Caroline. Jörg Bartoß erklärt den Kindern, worum es in der Geschichte geht: „Gott will, dass wir immer wieder vergeben. Das ist manchmal richtig schwer. Aber Gott hilft uns dabei.“

Welche Fragen haben Kinder an Gott?

Während die Kinder wieder in die Klassenzimmer zu ihren Kleingruppen gehen, erzählt Christel mir, wie viel Arbeit und Planung in dem Kinderprogramm stecken. Bereits im September 2017 hat sich das 7-köpfige Leitungsteam getroffen und überlegt: Wie können wir das Thema des Festivals für Kinder verständlich machen? Das Motto für SPRING 2018 lautet: „Frage.Zeichen.Setzen“. Und für das Kinderprogramm wurde daraus das Thema: Welche Fragen haben wir an Gott?

Die Frage, die heute auf dem Programm steht, lautet: „Wie oft muss ich vergeben?“ Jörg Bartoß, der bei der Liebenzeller Mission als Kinderreferent beschäftigt ist, hat für alle Tage des Festivals ein Konzept ausgearbeitet. Auf einem Vorbereitungswochenende hat er den freiwilligen Helfern vorgestellt, wie sie diese Frage mit den Kindern in den Kleingruppen vertiefen können.

Die Kinder erleben Gemeinschaft

„Wir wollen die Kinder geistlich begleiten und ihnen helfen, im Glauben zu wachsen“, erklärt Christel. Für die jungen Teilnehmer sei das Festival schon deshalb eine besondere Erfahrung, weil sie hier mit vielen anderen Kindern aus christlichen Elternhäusern zusammenkommen. „In ihrem Alltag ist das oft ganz anders. Wenn sie normalerweise in ihrer Umgebung selten Christen treffen, zehren sie lange von den geistlichen Impulsen und der Gemeinschaft, die sie hier erleben.“

Caroline spricht mit Annika, Max und den anderen Kindern aus der grünen Gruppe darüber, welche Erfahrungen sie mit dem Vergeben haben. Warum es manchmal so schwer fällt. Und trotzdem so wichtig ist. In das Konzept hat Jörg Bartoß hineingeschrieben: „Wichtig ist, dass die Kinder lernen, dass Vergebung wichtig ist, um wirklich frei zu sein, echt sein zu können und um eine richtige Jesusfreude im Leben zu haben.“Als ich später mit meiner Tochter zum Mittagessen gehe, bin ich nicht völlig sicher, ob sie das gelernt hat. Aber dafür ist sie sicher: „Papa, ich will nächstes Jahr wieder hierhin!“ Dann mampft sie fröhlich Nudeln mit Tomatensoße. Was sie nicht daran hindert, anschließend auf dem „Markt der Möglichkeiten“ gleich vier „Bibelkekse“ zu verdrücken.

In der „Kreativwerkstatt“ fällt die Wahl schwer

Nachmittags in der „Kreativwerkstatt“ im „Convention Center“ des Hotels Sauerlandstern fällt die Wahl schwer. Und das, obwohl viele der Angebote, die es dort gibt, meine Tochter überhaupt nicht interessieren. Fußball-Turnier, Federball-Feld und die Tischtennisplatten lässt sie links liegen. Dafür tobt sie sich auf Hüpfburg und Trampolin aus, saust in einer Plastikkiste eine Rampe runter, stellt Duftkerzen her und stopft ein Stofftier aus. Und wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, hätte sie sich vielleicht auch noch schminken lassen, Schmuck gebastelt, ein Holztier oder einen Stoffbeutel bemalt. Und wenn Papa es erlaubt hätte, wäre sie sicher auch Skateboard gefahren.

Abends setzen der Detektiv Silas und seine Assistentin Jeanette die Suche nach der verschwundenen Bibel fort und zur Musik der „Puzzles“ können die jungen SPRING-Teilnehmer sich noch einmal richtig austoben. Für die 7- bis 10-Jährigen endet der Festivaltag um 21 Uhr – wenn auch ihre Eltern aus Seminaren, Konzerten oder Gesprächskreisen kommen. Und ich bin sicher, dass die meisten von ihnen zu ihren Eltern dasselbe sagen, wie meine Tochter zu mir: „Nächstes Jahr will ich wieder hierhin!“