09.07.2017

Die Ehe für alle – eine Gewissensfrage?!?

Zur Entscheidung des Deutschen Bundestages, die Ehe für gleichgeschlechtliche Partner zu öffnen - ein Kommentar von Uwe Heimowski

Uwe Heimowski, Foto: DEA

Die Ehe für alle – eine Gewissensfrage?!?

Zur Entscheidung des Deutschen Bundestages, die Ehe für gleichgeschlechtliche Partner zu öffnen - ein Kommentar von Uwe Heimowski

Der Deutsche Bundestag hat am letzten Sitzungstag vor der Sommerpause (30. Juni) beschlossen, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen. Der Bundesrat stimmte am 7. Juli dafür. Die Entscheidung erfolgte entgegen bestehender Beschlüsse und Verträge. Ohne lange Debatte. Die Entscheidung wurde zur „Gewissensfrage“ erklärt. Aber: Warum wurde der „Fraktionszwang“ dann nicht für alle aufgehoben? Und: Ein Gewissen ist kein Neutrum, es orientiert sich an Werten. Slogans wie „Es ist genug Ehe für alle da“ mögen gut klingen, für eine tiefgreifende Gewissensbildung taugen sie nicht.

Martin Luther nannte beim Reichtstag 1521 in Worms zwei Kriterien für sein Gewissen: „Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe.“ Die Schrift nennt die Ehe ein Bild für den Bund Gottes mit den Menschen. Sie ist der Ort der Schöpfung und Bewahrung neuen Lebens. Und die Vernunft weiß: Neues Leben entsteht zwischen Mann und Frau. Die Ehe kann ihrem Wesen nach gar nicht „für alle“ da sein. Ehe ist die verbindliche Gemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau – und wird vom Grundgesetz geschützt.

Aber was ist mit der Diskriminierung anderer Lebensformen? Oh ja, die gibt es. Bis heute. Christen dürfen auf keinen Fall zulassen, dass homosexuelle Menschen, und die Kinder, die bei ihnen aufwachsen, abgelehnt und diskriminiert werden. Ein solcher Geist entspricht nicht der Liebe Christi, niemals!

Die Frage an einen säkularen Staat muss heißen: Ist genug Recht für alle da? Da erkenne ich ein klares „Ja“. Das Lebenspartnerschaftsgesetz ist ein wirksames und ausreichendes Instrument, um gleichgeschlechtliche Paare rechtlich zu schützen. Eine „Ehe für alle“ dagegen droht eine „Ehe für keinen“ (FAZ) zu werden. Mit meinem Gewissen könnte ich das nicht vereinbaren.

(Der Autor, Uwe Heimowski, ist Beauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz des Bundestages und der Bundesregierung.)

Quelle: idea