07.08.2015

120. Allianzkonferenz: 3. Tag

Auf der 120. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg widmen sich die Teilnehmer unter anderem auch den Herausforderungen durch den Islam. Die Begegnung mit Muslimen, ihre Kultur und Werte gewinnen auch durch die steigende Zahl der Flüchtlinge an Aktualität. 

Wie die Begegnung mit Muslimen und Flüchtlingen ganz praktisch aussehen kann, wurde auf der Konferenz in vielfältiger Weise vorgestellt und diskutiert.

Die Journalistin und Islamwissenschaftlerin MH widmete sich am Freitag in ihrem Seminar „Nehmt einander an – wie Christen Muslimen begegnen können“ den theoretischen Grundlagen über den Islam. „Für den Dialog fehlt es oft an fundiertem Wissen über die andere Religion“, so die Referentin. Der Schwerpunkt ihrer Ausführungen lag auf der Person des Propheten Mohammed, der Sprachgeschichte des Wortes „Islam“ sowie auf konkreten Inhalten des Korans. Für die Begegnung mit Muslimen riet sie ihren Zuhörern ganz konkret, Fragen zum islamischen Glauben, zum Koran, zur Theologie zu stellen. „Wir können Muslime mit Fragen konfrontieren, die sie selbst nicht stellen dürfen“. Die Gelegenheit, Muslimen den christlichen Glauben erfahrbar zu machen, sieht sie vor allem im alltäglichen Miteinander. „Wenn Muslime die christliche Nächstenliebe praktisch erleben, werden sie irgendwann anfangen, nach unserem Glauben zu fragen“, sagte sie weiter.

Auf 800 Einwohner kommt eine Moschee

Detlef Garbers, Öffentlichkeitsreferent bei der Missionsgemeinschaft DMG, gab in dem Seminar „Christen im Schatten der Minarette“ Einblicke in muslimische Traditionen der Türkei und das Lebensumfeld in dem Land, das stark durch den Islam geprägt ist. In der Türkei kommt auf etwa 800 Einwohner eine Moschee, das Land hat somit pro Kopf die meisten Moscheen weltweit. „Viele Türken, viele Muslime überhaupt, die muttersprachlich nicht Arabisch sprechen, können den Koran zwar lesen oder vortragen, verstehen jedoch nicht, was darin steht“, sagte Garbers, der acht Jahre lang in der Türkei lebte und arbeitete.

„Viele Kirchenväter stammen aus Gebieten der heutigen Türkei, das wissen viele Christen nicht. Auch der Apostel Paulus hat einige seiner Briefe an Gemeinden in dieser Region gesandt“, erklärte der Referent. Regelrechte Christenverfolgung mit Mord und Totschlag gebe es nicht in dem Land. „Sie können dort Traktate oder Neue Testamente verteilen, wenn sie dafür eine Genehmigung von der Behörde eingeholt haben.“ Es gebe auch christliche Buchverlage, selbst die Bibel würde in der Türkei gedruckt. „Es gibt meines Wissens derzeit keine Verbote, sehr wohl aber Hürden, die die freie Religionsausübung für Christen in der Türkei erschweren“, sagte er.

Viele Türken vertreten mit wachsender Tendenz ein stark nationalistisch geprägtes Verständnis des Türkentums. Es gelte: „Wer Türke ist, ist Moslem.“ Deshalb stünden viele Christen in dem Land in dem Zwiespalt, entweder wegen der zunehmenden nationalistischen Stimmung das Land zu verlassen, oder bewusst in ihrer Heimat zu bleiben. Er betonte aber auch, dass in vielen muslimisch geprägten Ländern Christen massiver Verfolg und Terror ausgesetzt sind.

Sportler häufig zum Siegen verdammt

Sie sind häufig zum Siegen verdammt: Spitzensportler. Ob sie Helden, Millionäre oder Botschafter Gottes sind, hinterfragte Hans-Günther Schmidts von der sportmissionarischen Organisation „SRS“ (früher: Sportler rufen Sportler). Dabei gab er einen Einblick in das Innenleben vieler Spitzensportler. Der Tennisprofi Andre Agassi habe schon in seiner Kindheit nur das getan, was von ihm erwartet wird: „Ich hatte den Anspruch, immer gewinnen zu müssen und die Wut und Aggression des Vaters verinnerlicht“, sagte er einmal in einem Interview.

Sebastian Deisler gestand in seiner Biographie ein, dass er nicht geschaffen sei für dieses Geschäft, bestehend aus Status, Macht, Egoismus und Titeln. Er habe nie die Zeit gehabt, erwachsen zu werden und immer eine Maske getragen. Als Schmidts jüngst den verletzten Kapitän einer Fußball-Bundesligamannschaft besucht hatte, habe dieser ihm eröffnet, dass dies der einzige Besuch eines Menschen aus seinem Umfeld gewesen sei.

„Wir brauchen eine frohe Botschaft (auch) für Spitzensportler.“ Gott liebt Leistungsträger, egal welche Leistungen sie abliefern. „Da läuft in der Vorbereitung alles nach Plan. Die Athleten bringen die Topleistung, schaffen aber nicht die Platzierung für die der Verband die Goldmedaille geplant hatte.“ Die Identität von Sportlern sei geprägt von Erwartungen und Defiziten. Wenn Sportler mit normalen Mitteln nicht das erreichen, fänden sie etwas, um Defizite zu korrigieren: „Wir dürfen ihnen sagen, dass sie jemand bedingungslos liebt, egal ob sie gewinnen oder Letzter werden“, sagte Hans-Günter Schmidts.

Im Sport seien Christen immer als Begleiter und Seelsorger gefragt. Gott dürfe dabei aber nicht als Steigbügelhalter oder Mittel zum Zweck auf dem Weg zum Erfolg dienen. „In Deutschland erleben wir Glaube häufig als etwas, für Menschen die Probleme haben“, mahnte Schmidts: „Nehmt die Spitzensportler als Menschen wahr mit ihren persönlichen Bedürfnissen.“ Die Athleten hätten ein großes Bedürfnis, sich mit Lebensfragen auseinanderzusetzen.

Die 120. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg steht in diesem Jahr unter dem Motto „Argument: Liebe“ . Die jährliche Veranstaltung der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) findet im thüringischen Bad Blankenburg statt und dauert noch bis Sonntag. Die Bibelarbeiten, Workshops und Vorträge werden bislang von gut 2.000 Teilnehmern besucht. Thomas Günzel, Direktor des Evangelischen Allianzhauses erwartet noch bis zum Sonntag insgesamt rund 2.500 Teilnehmer.

Die Deutsche Evangelische Allianz versteht sich als Netzwerk der evangelikalen Bewegung mit etwa 1.100 Ortsgruppen und circa 340 überregional arbeitenden Werken und Verbänden. Sie sieht sich als überkirchliche Bewegung in Einheit. Zentral ist die Gebets- und Evangelisationsorientierung. Als Bibel- und Konferenzbewegung will die DEA auch in der gesellschaftspolitischen Debatte eine Stimme sein.

HINWEIS:

Für Samstag erwartet die Konferenz einen Vortrag von Volkmar Klein (MdB). In seinem Vortrag unter dem Titel „Das Boot ist voll! - Ist das Boot wirklich voll?“ wird sich der CDU-Politiker der Flüchtlingsproblematik stellen. Ausserdem findet am Samstag, dem 8. August, auf dem Marktplatz der Stadt Bad Blankenburg von 15 bis 17 das „Fest der Nationen“ statt. Damit wollen die Konferenzteilnehmer ein Zeichen der Liebe Gottes zu allen Menschen und für das Miteinander setzen.

Zuständig für Presseanfragen während der Allianzkonferenz:

 

KEP - Christoph Irion, Tel: 0170 4818 596, irion@kep.de