02.05.2011

Weltweit: Osama bin Laden tot: Ist die Welt sicherer?

Experte für Religionsfreiheit: Gute Nachricht für Christen und gemäßigte Muslime

Weltweit: Osama bin Laden tot: Ist die Welt sicherer?

Experte für Religionsfreiheit: Gute Nachricht für Christen und gemäßigte Muslime

 

Bonn/Gießen (idea) – Ist die Welt nach dem Tod des meist gesuchten Terroristen Osama bin Laden etwas sicherer geworden? Grundsätzlich ja, meint der Sprecher für Menschenrechte der Weltweiten Evangelischen Allianz und Direktor ihres Instituts für Religionsfreiheit, Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn). Aber bin Ladens radikal-islamische Ziehväter in Ägypten und Saudi-Arabien seien immer noch aktiv und riefen in Koranschulen zum „Heiligen Krieg“ auf. Sie hätten einen verheerenden Einfluss. Es sei Aufgabe gemäßigter Muslime, diesem Treiben ein Ende zu setzen, sagte Schirrmacher der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Der 54-jährige Anführer des Terrornetzwerks Al Kaida war am 1. Mai bei einer Kommandoaktion von US-Spezialkräften in Pakistan getötet worden. Schirrmacher zufolge zeige der Tod des islamischen Extremisten erneut die Wahrheit des Jesus-Worts „Wer zum Schwert greift, soll durch das Schwert umkommen“ (Matthäus 26,52). Für christliche Minderheiten in islamischen Ländern sei das Ende des Terroristen eine gute Nachricht. Schirrmacher: „Es ist deutlich geworden, dass es Kräfte in der Welt gibt, die sich Terror nicht einfach gefallen lassen.“ Auch Muslime könnten aufatmen, denn sie hätten ebenfalls unter dem Terror von Al Kaida und anderen Extremisten gelitten. Bei Attentaten seien vor allem Muslime getötet worden. Schirrmacher bezeichnete es als „Trost für alle Menschen“, dass bin Laden –  anders als er immer wieder behauptet habe – nicht der Herr über Leben und Tod sei. Dies sei Gott und niemand sonst. Schirrmacher warnte jedoch zugleich vor der falschen Hoffnung, dass der Terror nun ein Ende habe.

Ethiker: Tötung war legitim

Der Ethikdozent und Dekan der Freien Theologischen Hochschule Gießen, Stephan Holthaus, bezeichnete gegenüber idea die gezielte Tötung eines Verbrechers als „ethischen Grenzfall“. Als letzte Möglichkeit sei sie aber ethisch legitim sein, wenn alles andere ausgeschlossen oder nicht praktikabel sei. „Legitim ist die Tötung dann, wenn dadurch eine größere Gefahr für Leib und Leben anderer abgewendet werden kann und die Entscheidung darüber nicht aus niederen Motiven geschieht. Im Fall Osama bin Laden ist dieser Umstand gegeben“, so Holthaus.

Vatikan gegen Freudenfeiern

Bin Laden war unter anderem Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 auf New York und Washington mit fast 3.000 Toten. Bei der Bekanntgabe seines Todes sagte US-Präsident Barack Obama: „Der Gerechtigkeit ist Genüge getan worden.“ Keinen Grund für Freudenfeiern sieht die römisch-katholische Kirche. „Ein Christ sollte niemals den Tod eines Menschen begrüßen“, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi (Rom). Bin Laden habe aber schwere Schuld auf sich geladen. Nach seiner Tötung werden Vergeltungsschläge befürchtet. So hat die ägyptische Polizei ihre Patrouillen in den Touristenzentren verstärkt. Auch Tempel und Ausgrabungsstätten würden intensiver als sonst bewacht, heißt es. Konkrete Hinweise auf Racheakte liegen aber nicht vor.