22.10.2010

China: Lausanne-Delegierte mit Gewalt an Ausreise gehindert

Christin schildert brutales Vorgehen der Sicherheitskräfte

China: Lausanne-Delegierte mit Gewalt an Ausreise gehindert

Christin schildert brutales Vorgehen der Sicherheitskräfte

Peking/Midland (idea) – Mit körperlicher Gewalt und Zwangsmaßnahmen haben chinesische Sicherheitsorgane eingeladene Delegierte des Lausanner Kongresses für Weltevangelisation an der Ausreise nach Südafrika gehindert. Davon berichtet die Pekinger Christin Wang Shuangyan in einem Protokoll, das die US-Hilfsorganisation China Aid Association (Midland/Bundesstaat Texas) veröffentlicht hat. Mehr als 200 Repräsentanten chinesischer Hauskirchen waren an Flughäfen gestoppt worden, als sie nach Kapstadt fliegen wollten, um an dem Kongress vom 17. bis 24. Oktober mit über 4.000 Delegierten aus 197 Ländern teilzunehmen. Der Grund: Die Organisatoren wollten sich nicht auf die Bedingung der kommunistischen Behörden einlassen, nur Vertreter staatlich anerkannter Kirchen zuzulassen. Nicht-registrierte Hausgemeinden, die sich nicht der staatlichen Kontrolle unterwerfen wollen, stellen die Mehrheit der Christen in der Volksrepublik China, deren Gesamtzahl auf 40 Millionen bis 130 Millionen geschätzt wird.

Staatssicherheit gefährdet

Wie Wang schreibt, hätten Behördenvertreter ihr in Gesprächen am 29. September und am 12. Oktober eröffnet, dass ihre Kongressteilnahme die Staatssicherheit gefährde. Deshalb solle sie die Einladung ausschlagen. Das habe sie abgelehnt, zumal man ihr keine Beweise für eine angebliche Gefährdung vorlegen konnte. Ursprünglich habe sie am 15. Oktober nach Kapstadt reisen wollen. Da alle Delegierte observiert worden seien, hätten sie beschlossen, sich bereits am 13. Oktober im Pekinger Flughafen zu treffen.

Delegierte aus U-Bahn gezerrt

Als sie ihre Wohnung verlassen habe, hätten zwei Männer auf dem Flur versucht, sie aufzuhalten. Sie seien ihnen jedoch in den Aufzug enteilt. Am Ausgang des Gebäudes hätten wieder mehrere Personen versucht, sie zu stoppen. Sie habe sich jedoch mit aller Kraft dem Gerangel entreißen können und in Begleitung ihrer Eltern eine U-Bahn-Station erreicht. Dort habe man mit brutaler Gewalt versucht, sie an der Weiterfahrt zu hindern und sie aus einem Zug zu zerren. Sie habe um Hilfe geschrien; ihre Eltern hätten ebenfalls lautstark an die Männer appelliert, von ihr abzulassen. Schließlich sei es ihr doch gelungen, das Terminal 3 des Flughafens zu erreichen, wo andere Delegierte warteten. Vom 13. bis 16. Oktober hätten drei Gruppen von Lausanne-Gästen vergeblich versucht auszureisen. Schließlich hätten alle in einem Hotel nahe des Flughafens Aufnahme gefunden. Dort hätten sie sich am 17. Oktober zum gemeinsamen Bibelstudium getroffen. Doch Sicherheitsbeamte und Vertreter der Religionsbehörde hätten die Gruppe aufgelöst. Es handele sich um eine „illegale Versammlung an einem nicht-religiösen Ort“. Während vier Pastoren befragt wurden, hätten die übrigen Christen gebetet und Lieder gesungen.

Handys und Computer konfisziert

Nach Gesprächen mit den Pastoren habe die Gruppe entschieden, aus eigenem Willen das Hotel zu verlassen. Die Sicherheitsbeamten hätten sie aber nicht ziehen gelassen, sondern sie in Fahrzeugen nach Hause bringen wollen. Tatsächlich seien sie in ein Gästehaus in den Bergen nahe Peking gefahren worden. Dort habe man ihnen Handys und Computer abgenommen und sie unter ständige Bewachung gestellt. Am 18. Oktober habe Wang protestiert, dass sie ohne Grund festgehalten werde. Sie habe sich in ihr Zimmer eingeschlossen und nichts mehr gegessen. Am 19. Oktober sei sie freigelassen worden und nach Hause zurückgekehrt. Die Organisatoren der Lausanner Weltkonferenz hatten das erzwungene Fernbleiben der Chinesen zutiefst bedauert. Bereits beim Vorgängerkongress 1989 in Manila (Philippinen) konnten die eingeladenen Teilnehmer aus der Volksrepublik China nicht anreisen.