24.03.2010

Christliche Gemeinden müssen auf den gesellschaftlichen Wandel reagieren

Eberhard Troeger bemängelt beim "Brennpunkt Islam" fehlende Leitkultur in Deutschland

Christliche Gemeinden müssen auf den gesellschaftlichen Wandel reagieren

Eberhard Troeger bemängelt beim "Brennpunkt Islam" fehlende Leitkultur in Deutschland

 

Die Debatte in Deutschland über Integration, Assimilierung oder die Parallelgesellschaft leide darunter, dass Integration und Assimilation oft verwechselt und nicht klar genug definiert werde. Zu dieser Kernaussage kam der Islamexperte und Autor Eberhard Troeger im Rahmen seines Vortrages bei der Konferenz "Brennpunkt Islam" im thüringischen Bad Blankenburg, die von der Deutschen Evangelischen Allianz ausgerichtet wurde. Integration bedeute nicht, die eigenen kulturellen Werte sowie seine religiösen und politischen Überzeugungen aufzugeben. Bürger könnten integriert sein und gleichzeitig als "anders" auffallen. Integration und Parallelgesellschaft schließen sich aus Sicht von Troeger nicht grundsätzlich aus. Assimilation dagegen meine, dass Bürger in der Gesellschaft bewusst nicht (mehr) als "anders" auffallen wollen.

Troeger vertrat die These, dass die unkontrollierte Zuwanderung ab 1960 eine Überforderung unserer Gesellschaft war. "Die Zuwanderung geschah zu früh und zu massiv. Denn die Integration von vielen Ost-Vertriebenen war noch nicht wirklich "seelisch verarbeitet", als die Anwerbung von „Gastarbeitern" begann." Hinzu kämen tiefgreifende gesellschaftliche Umbrüche. "Der dramatische Rückgang der bisher tragenden Bevölkerungsgruppe und das rasche Anwachsen einer multiethnischen Migranten-Bevölkerung werden kaum ohne soziale Spannungen verlaufen. Das Deutschland der Zukunft ist multiethnisch, multireligiös und multikulturell," sagte Troeger, der zu den Mitbegründern des Arbeitskreis Islam der Deutschen Evangelischen Allianz gehört. Troeger bemängelte zudem die fehlende Leitkultur in Deutschland: Egoismus, Selbstbedienungsmentalität, Betrug und Bestechung nehmen zu, ethische Werte könne aber nicht der Staat sondern nur Religionsgemeinschaften, Philosophien und Ideologien schaffen. Damit einhergehend gebe es einen Kultur- und Leistungsabbruch, die zu vorprogrammierten sozialen Konflikten führen.

Das größte Problem der Parallelgesellschaft des organisierten Islam seien die radikalen muslimischen Gruppen, welche eine Integration in die säkulare Gesellschaft grundsätzlich ablehnen und die bewusst Fremdkörper in der Gesellschaft bleiben wollten und darum auch gegen diese Gesellschaft eine feindselige Haltung einnehmen würden. Die meisten konservativen Muslime würden sich dagegen vermutlich in die deutsche Gesellschaft integrieren, aber wahrscheinlich eine Parallelgesellschaft bilden. Auch in Deutschland wollten konsequente Muslime, dass sich die Gesellschaft Schritt für Schritt in eine Gesellschaft unter dem Gesetz Allahs, der Scharia, umwandle, so Eberhard Troeger. Ein erheblicher Prozentsatz der muslimischen Bevölkerung werde sich vermutlich assimilieren.

Dies berge Chancen und Herausforderungen für die Christen: "Als Christen können wir den muslimischen Wunsch nach einem gewissen Eigenleben in einem säkularen Staat durchaus verstehen. Allerdings verbinden wir damit andere Ziele", schlussfolgert Troeger. Eine multikulturelle, multireligiöse und multiethnische Gesellschaft könne Christen durchaus Chancen bieten, weil sie mit dem Evangelium leichter zu erreichen ist als eine homogene Gesellschaft. "Die multikulturelle Zukunft unserer Gesellschaft ist insgesamt eine enorme Herausforderung. Es wird höchste Zeit, dass unsere Gemeinden beginnen, auf den gesellschaftlichen Wandel zu reagieren." Troeger forderte dazu auf, Mission in unserer Gesellschaft ernst zu nehmen.

Troeger forderte dazu auf, Mission in unserer Gesellschaft ernst zu nehmen. Unsere Gemeinden werden sich kulturell verändern müssen, um Bekehrte aus anderen Religionen, besonders aus dem Islam, aufnehmen zu können.

Vorbereitet wurde die dreitägige Tagung vom 18.-20. März 2010 im Evangelischen Allianzhaus in Bad Blankenburg durch den Arbeitskreis Islam der Deutschen Evangelischen Allianz, der in auch eine umfangreiche Schriftenreihe zu Einzelfragen aus dem Bereich des Islams aus christlicher Sicht heraus gibt.