16.12.2010

EKD-Ratsvorsitzender für Einladung zum christlichen Glauben auch an Muslime

Nikolaus Schneider nimmt im ERF Interview zu kritischen Themen Stellung

EKD-Ratsvorsitzender für Einladung zum christlichen Glauben auch an Muslime

Nikolaus Schneider nimmt im ERF Interview zu kritischen Themen Stellung

Wetzlar (ERF). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, hat sich für Mission ausgesprochen. In einem Exklusiv-Interview mit ERF Medien (Wetzlar) sagte Schneider, die Einladung zum Glauben müsse allerdings völlig frei geschehen. „Es gibt eine Missio Dei – eine Mission Gottes - an die Welt. Jesus Christus ist diese Mission Gottes an die Welt. Und in dieser Mission sind wir Werkzeuge: Wir stellen uns in den Dienst dieser Mission“, so Schneider in dem Interview, dessen erster Teil am 16. Dezember  um 16.45 Uhr (Wdh. 20.30  Uhr) in der Reihe ERF aktuell im Fernsehen bei ERF 1 ausgestrahlt wird. Der 2. Teil folgt am 22. Dezember um 18.30 Uhr. Bei ERF Radio ist das gesamte Interview mit Schneider am 16. Dezember um 16 Uhr zu hören.

Schneider lehnte in dem Interview jede Form von Mission „mit dem Schwert in der Hand“ und auch Methoden ab, die psychischen Druck erzeugten. In diesem Zusammenhang sagte der Ratsvorsitzende,  auch „im Kontakt mit Muslimen werden wir unseren Glauben nicht verschweigen“. Dabei sollten Christen deutlich machen, „warum wir der Meinung sind, dass unser Glaube der Richtige ist. Wir werden seinen Wahrheitsanspruch deutlich machen und verteidigen“. Dies müsse „natürlich im Respekt vor den Anderen“ geschehen. Wenn man mit Muslimen rede, würden diese von den Kreuzzügen sprechen, als wären die "gestern gewesen". Deshalb hätten Christen allen Grund, den Missionsbegriff neu zu vermitteln.

Der Ratsvorsitzende nahm im Interview auch zur Rolle Israels in der Kirchengeschichte Stellung. „Auch für Israel geht der Weg zum Vater nicht an Jesus vorbei. Vielleicht an der Kirche, aber nicht an Jesus vorbei“, bekräftigte er. 1980 hatte die rheinische Synode ein Papier verabschiedet, in dem es heißt: „Wir glauben die bleibende Erwählung des jüdischen Volkes als Gottes Volk und erkennen, dass die Kirche durch Jesus Christus in den Bund Gottes mit seinem Volk hinein genommen ist. Wir glauben, dass Juden und Christen je in ihrer Berufung Zeugen Gottes vor der Welt und voreinander sind; darum sind wir überzeugt, dass die Kirche ihr Zeugnis dem jüdischen Volk gegenüber nicht wie ihre Mission an die Völkerwelt wahrnehmen kann.“

Schneider bekräftigte im Interview auch seine Bedenken gegen die Präimplantationsdiagnostik (PID). Er sehe die Gefahr, dass man plötzlich anfange "rumzuschrauben: Die blauen Augen gefallen mir nicht, ich möchte lieber braune." Oder wenn Eltern eine bestimmte Größe oder einen bestimmten Typ wollten, die man sich dann in Samenbanken aussuchen könne, wäre das für ihn "schreckliche Vorstellungen. Das will ich auf gar keinen Fall. Und das soll mit PID nicht geschehen“.  Bei der PID werden künstlich befruchtete Eizellen auf genetische Defekte untersucht, bevor sie einer Frau eingepflanzt werden. Als krank angesehene Embryonen werden getötet.

Der Ratsvorsitzende stellte sich auch hinter die Theologie vom Kreuzestod Jesu. „Nicht ein fremder Gott hat Jesus geschlachtet, sondern Gott ist in Jesus selber zum Opfer geworden“, sagte Schneider in dem Interview.  Dass Gott ein Menschenopfer brauche, um sich versöhnen zu lassen, sei eine Gottesvorstellung, die im Evangelium so nicht angelegt sei. Gott brauche keine Menschenopfer, „sondern Gott selber öffnet für uns den Weg. Und im Kreuzestod Jesu ist er selbst durch den Tod gegangen. So muss man das verstehen.“

Schneider  war Anfang November in Hannover mit großer Mehrheit zum Ratsvorsitzenden der EKD gewählt worden. Er hatte das Amt schon seit dem Rücktritt der früheren Landesbischöfin Margot Käßmann Ende Februar kommissarisch ausgeübt. Die EKD als Gemeinschaft von 23 lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen repräsentiert rund 24,2 Millionen evangelische Kirchenmitglieder.