16.01.2009

Gemeinsame Erklärung des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden zur „Berliner Erklärung“ von 1909

Januar 2009 

„Jesus Christus ist uns gemacht von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung.“ (1. Korinther 1,30) 

Vor 100 Jahren, am 15. September 1909, wurde die „Berliner Erklärung“ verabschiedet. Sie wurde von 56 Persönlichkeiten aus dem Raum der Evangelischen Allianz, darunter mehrere Vertreter des Gnadauer Vorstandes, unterzeichnet. Sie verurteilte die in dieser Zeit entstehende Pfingstbewegung wegen des „falschen Geistes“, der in dieser wirke. Vertreter der Pfingstbewegung antworteten am 29. September 1909 mit der „Mülheimer Erklärung“. 

Die unterschiedliche Bewertung der Pfingstbewegung, der in ihr auftretenden Phänomene und der Heiligungstheologie von Jonathan Paul führte schließlich zu einer schmerzlichen Trennung in der erwecklichen Bewegung Deutschlands, die in den folgenden Jahrzehnten an vielen Orten ein konstruktives Miteinander verhinderte. 

Auch wenn die „Berliner Erklärung“ kein Dokument einer bestimmten Institution war, sind der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband und der Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden in besonderer Weise Nachfolger der damals betroffenen und verantwortlichen Personen. Seit den siebziger Jahren fanden immer wieder wechselseitige Gespräche statt, in denen eine wachsende inhaltliche Annäherung erkennbar wurde. 

Die Leitungsgremien beider Bewegungen erklären nun nach erneutem geschwisterlichem Austausch, theologischem und historischem Arbeiten und gemeinsamem Gebet:

Wir erkennen in der „Berliner Erklärung“ wie auch in der Mülheimer Erwiderung ein ernsthaftes geistliches Ringen, in kritischer Zeit Schaden von der Gemeinde Jesu abzuwenden. Diese historischen Dokumente haben jedoch für das gegenwärtige Miteinander von Gnadauer und Mülheimer Verband keine Bedeutung. Wir wissen, dass in der jeweils anderen Bewegung der Geist Jesu Christi wirkt. 

Die Themen der beiden Erklärungen aufnehmend bekunden wir:

• Wir vertreten gemeinsam eine biblisch-reformatorische Heiligungslehre. Auf der Grundlage der Rechtfertigung durch Christus allein ermöglicht der heilige Geist ein Wachstum in der Heiligung.

• Wir fördern theologische Arbeit, die uns zu biblisch begründeten Urteilen verhilft. So können wir ungesunden Lehren und Praktiken in angemessener Weise begegnen.

• Wir ermutigen unsere Gemeinden und Gemeinschaften, nach dem Zeugnis vom Heiligen Geist, seiner Frucht und seinen Gaben zu fragen, entsprechend zu lehren und seiner Kraft zu vertrauen.

• Wir erbitten Gottes Gnade, die uns zur Heiligen Schrift, zum Erlösungswerk Jesu Christi und zu einem Leben aus der Kraft des Heiligen Geistes führt. Gemeinsam sehen wir uns besonders durch die missionarische Situation in unserem Land herausgefordert. 

Wir sind dankbar für bereits entstandene Formen der Zusammenarbeit zwischen unseren Gemeinschaften und Gemeinden. Wir wollen diese weiter fördern. Die gemeinsame Basis der Evangelischen Allianz bietet dafür eine tragfähige Grundlage. „Jesus Christus ist unser Friede.“ (Epheser 2,14) 

Der Vorstand des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes

Die Leitung des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden