18.12.2008

Evangelikale erwarten Wiedergutmachung für Rufschädigung

Allianz-Generalsekretär spricht mit Chef der Bundeszentrale für politische Bildung

Evangelikale erwarten Wiedergutmachung für Rufschädigung

Allianz-Generalsekretär spricht mit Chef der Bundeszentrale für politische Bildung

 

B o n n / S t u t t g a r t (idea) – Die Bundeszentrale für politische Bildung (Bonn) soll den Schaden, den sie durch diskriminierende Äußerungen über die evangelikale Bewegung angerichtet hat, wiedergutmachen. Das erwartet der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart). Er wird am 23. Dezember in Stuttgart ein Gespräch mit dem Präsidenten der Bundeszentrale, Thomas Krüger, führen. Krüger und ein von der Bundesbehörde finanziell unterstütztes Schülermagazin hatten schwere Vorwürfe gegen die Evangelikalen erhoben. Das Magazin Q-rage, das in einer Million Exemplaren an 20.000 Schulen verteilt wurde, hatte in einem Beitrag über den Jugendkongress Christival vom Frühjahr unter anderem behauptet, Evangelikale verbreiteten „erzkonservative, zum Teil verfassungsfeindliche Ideologien“. In einem Empfehlungsschreiben für das Magazin schrieb der Präsident der Bundeszentrale: „In der Zeitung finden sich interessante Informationen, wie islamistische und evangelikale Gruppen, die wichtige Freiheitsrechte in Frage stellen, Jugendliche umwerben.“ Steeb wertet die Äußerungen als „Agitation gegen entschiedene Christen“. Krüger rücke Evangelikale ohne Begründung in die Nähe von Verfassungsfeinden. Steeb forderte ihn auf, sich öffentlich für diese Darstellung zu entschuldigen und auch gegenüber den Empfängern, den Lehrern und Schülern, „diese Falschbehauptungen in aller Deutlichkeit klar zu rücken“. Die Bundeszentrale, deren Arbeit im vergangenen Jahr mit 35,3 Millionen Euro aus Steuergeldern finanziert wurde, distanzierte sich daraufhin von dem Artikel in Q-rage. Sie halte diesen Beitrag „in seiner Einseitigkeit und Undifferenziertheit für gänzlich unakzeptabel“, so Krüger. Eine Gleichsetzung der evangelikalen Bewegung mit dem christlichen Fundamentalismus sei unangemessen und nicht zutreffend. Die Bundeszentrale habe den Artikel erst nach der Veröffentlichung der gedruckten Ausgabe zur Kenntnis genommen. In einem Brief an Steeb und die Schulen, die die Q-rage-Ausgabe erhalten haben, schreibt Krüger: „Sollte durch mein Empfehlungsschreiben der Eindruck entstanden sein, die in dem Artikel dargelegte Position werde von mir oder der Bundeszentrale für politische Bildung geteilt, so bedaure ich das sehr und entschuldige mich ausdrücklich.“

Allianz fordert zeitnah korrekte Darstellung

Steeb äußerte am 18. Dezember gegenüber idea die Erwartung, dass die Bundeszentrale „sehr zeitnah ihre Desinformation“ über die Evangelikalen durch eine Information für die Schulen ersetze, in der evangelisches und evangelikales Christsein wahrheitsgemäß dargestellt werde. Krüger solle sich außerdem noch für seine Gleichsetzung von Islamisten und Evangelikalen entschuldigen. Auch der Vorsitzende des Christival-Trägervereins, Roland Werner (Marburg), wünscht sich von Krüger eine deutlichere Distanzierung. Dies gelte sowohl für den Beitrag in Q-rage als auch für das Begleitschreiben. In einem Brief an Krüger übte Werner scharfe Kritik an der „verzerrenden“ Darstellung über das Christival: „Deshalb erwarte ich, dass Sie alles Mögliche in die Wege leiten werden, um den entstandenen Schaden wiedergutzumachen.“

Bundesministerin kritisiert „tendenziöse“ Darstellung

Unterdessen hat auch ein Mitglied der Bundesregierung Kritik an der Q-rage-Ausgabe geübt. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) antwortete auf eine Bürgeranfrage laut abgeordnetenwatch.de: „Auch ich fand den Inhalt des Heftes ungeeignet für Kinder und Jugendliche. Die Auswahl der Texte und Themen ist tendenziös und pädagogisch höchst fragwürdig.“ Eine Sprecherin des für die Bundeszentrale zuständigen Bundesinnenministeriums sagte auf idea-Anfrage im Blick auf mögliche Konsequenzen, Präsident Krüger habe sich „sehr schnell, unmissverständlich und klar“ von der Darstellung in Q-rage distanziert und sich entschuldigt. Das Ministerium sehe vor diesem Hintergrund keinen Anlass für Konsequenzen.