29.08.2007

Moscheebau: Politische Dimension des Islam beachten

Institut für Islamfragen: Moscheen sind nicht nur geistliche Zentren<br />

Moscheebau: Politische Dimension des Islam beachten

Institut für Islamfragen: Moscheen sind nicht nur geistliche Zentren

B o n n / W i e n (idea) – In der Debatte um Moscheebauten sollte auch die gesellschaftlich-politische Dimension von islamischen Gebets- und Versammlungsstätten beachtet werden. Dafür plädiert das Institut für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz (Bonn). Freilich werde der Moscheebau durch die Religionsfreiheit abgedeckt, erklärt der Islamexperte und Pfarrer Eberhard Troeger (Wiehl), der zum Vorstand des Instituts gehört. Aber eine Moschee bilde als äußere Demonstration der islamischen Präsenz auch gewissermaßen ein „kleines Haus des Islam“ in noch nicht islamischem Territorium. Auch wenn man diese Sichtweise des politischen Islam nicht allen Muslimen unterstellen dürfe, so sei die Beteiligung von Gruppierungen wie Mili Görüs am umstrittenen Kölner Moscheeprojekt ein alarmierendes Signal. Troeger tritt dafür ein, dass die deutschen Behörden bei Moschee-Projekten die gleichen Auflagen durchsetzen wie bei allen anderen Glaubens und Religionsgemeinschaften. Gleichzeitig müsse man sich in Deutschland verstärkt dafür einsetzen, dass auch in Ländern wie der Türkei, die über ihren Verband DITIB den Kölner Moscheebau maßgeblich vorantreiben, christlichen Gemeinden und Kirchen in der Türkei die gleichen Rechte zugestanden würden.

In manchen Moscheen lagern Waffen

Die wissenschaftliche Leiterin des Instituts, die Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher (Bonn), verweist auf die fehlende Trennung von Religion und Staat im Islam, die wesentlich zu den Protesten gegen Moscheebauten in Deutschland beitrage. Die Moschee gelte traditionell nicht nur als geistliches, sondern auch als gesellschaftspolitisches Zentrum. In vielen islamischen Ländern würden beim Freitagsgebet auch politische Fragen angeschnitten und manchmal sogar zum „Heiligen Krieg“ gegen die Ungläubigen aufgerufen. In einigen Moscheen würden Waffen gelagert. Die Höhe der Minarette solle die Überlegenheit über andere Religionen sowie den umfassenden Herrschaftsanspruch des Islam symbolisieren. Bisher gebe es in Deutschland schätzungsweise 2.000 bis 3.000 muslimische Versammlungsräume. Die Zahl der äußerlich erkennbaren Moscheen sei auf knapp 150 gewachsen. Pläne zur Errichtung von Moscheen existierten in praktisch allen deutschen Großstädten.

Österreich: Religionsfreiheit hat Grenzen

In Österreich hat sich die evangelische Kirche mit Nachdruck für das Grundrecht ausgesprochen, dass Muslime Moscheen mit Kuppeln und Minaretten bauen können. Allerdings warnt sie auch vor jeder „Instrumentalisierung elementarer Religionsfreiheitsrechte für politische Zwecke“. Der Bau von Moscheen mache deutlich, dass Muslime gleichberechtigte Bürger seien, sagte der designierte lutherische Bischof Michael Bünker (Wien) am 29. August in der Fernsehsendung „Zeit im Bild“. Allerdings brauche jeder Moscheebau auch die Akzeptanz in der unmittelbaren Umgebung. Im Blick auf den öffentlichen Gebetsruf mahnte Bünker, dass die Religionsfreiheit ihren Grenzen an den Grundrechten anderer Bürger finde.