02.06.2006

Kritiker fordern umfassende und ehrliche Aufklaerung ueber Organspende

3. Juni Tag der Organspende

Kritiker fordern umfassende und ehrliche Aufklaerung ueber Organspende

3. Juni Tag der Organspende

Muenchen (ALfA). Anlaesslich des Tags der Organspende am 3. Juni hat die InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Deutschland die bisherige Praxis der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) und der Bundeszentrale fuer gesundheitliche Aufklaerung (BZgA) kritisiert und eine offene, unvoreingenommene und umfassende Aufklaerung ueber die Vorgaenge bei einer Organentnahme gefordert. Die bisherige Darstellung sei einseitig und fachlich fragwuerdig, kritisierte Christian Frodl, Sprecher der Interessengemeinschaft, in einer Pressemitteilung vom 1. Juni. Insbesondere bezueglich des Hirntodes und der Hirntodfeststellung zwecks Organentnahme werden nach Ansicht der Kritiker unpassende Fakten ausgeblendet und verschwiegen. Nur wenn potentielle Spender auch ueber die andere Seite der Transplantationsmedizin informiert werden, sei eine bewusste Entscheidung fuer oder gegen eine Organspende moeglich.

Das Hirntodkriterium als „Todesfeststellung“, um „frische“ Organe entnehmen zu koennen, sei aus zwei Gruenden unakzeptabel und ungeeignet, so Frodl. Denn nach Auffassung der Initiative und auch zahlreicher kritischer Forscher ist der Hirntod nicht der Tod des Menschen, sondern ein unumkehrbarer Prozess im Sterben, der durch die Transplantation unterbrochen wird und mit einem Sterben in Wuerde unvereinbar ist. Bei Hirntoten gebe es viele Lebenszeichen: So funktioniert z.B. das Herz-Kreislauf-System weiterhin bei kuenstlicher Beatmung, es sind noch Bewegungen moeglich, einige schwangere Frauen mit Hirnversagen konnten ihre Kinder austragen und auf den Einschnitt bei der Organentnahme reagieren viele Hirntote mit ansteigendem Blutdruck.

Zudem sei das Hirntodkriterium als „Todesfeststellung“ unzuverlaessig. Dies bestaetige erneut der aktuelle Beitrag „Stiftung in der Kritik“ im Deutschen Aerzteblatt Jg. 103, Heft 19 vom12. Mai 2006 zur Problematik einer schnellen Hirntodfeststellung zwecks Organentnahme. Dort hiess es woertlich: „… Nicht selten werde zudem der Hirntod von Aerzten in kleineren Krankenhaeusern, aber auch in Unikliniken faelschlicherweise vermutet oder nicht exakt nach den Richtlinien der BundesAerztekammer festgestellt. Das DSO-Team aus Niedersachsen etwa habe bei knapp 50 Untersuchungen 21-mal den Hirntod nicht sichern koennen, so Hermann Deutschmann“, Neurologe und ehemaliger Leiter des mobilen Konsiliarteams der Region Nord unter Berufung auf eine interne Studie ueber die DSO-Regionen Mitte und Nord-Ost. Damit sei fuer Frodl klar, „dass die DSO wider besseren Wissens mit falschen Aussagen fuer die Organspende wirbt.“

Auch Wissenschaftler der Paepstlichen Akademie der Wissenschaften in Rom kamen Anfang Februar 2005 in ihrer Stellungnahme „Brain death is not death“ zu dem Schluss, dass man das vollstaendige Hirnversagen nicht feststellen kann und dass der Hirntod nicht der Tod des Menschen ist. „Hier sollten sich insbesondere katholische Kirchenvertreter ein Beispiel nehmen und die von ihnen propagierte Position zur Organspende als Akt der Naechstenliebe ueberdenken“, mahnte der Sprecher der Initiative.

Um den einseitigen Informationen von Organspende-Befuerwortern wie der DSO und der BZgA entgegenzutreten, stellt die InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Deutschland auf ihrem Internetportal unter www.organspende-aufklaerung.de kritische Informationen zur Organspende, Transplantation und zum Hirntod zur Verfuegung. Dort gibt es kostenlos zahlreiche Dokumente und Texte, News, einen woechentlich aktualisierten Pressespiegel, Literaturhinweise, Adressen und Links, ebenso einen Ausweis fuer Nicht-Organspender. Denn nur wer von beiden Seiten informiert ist, kann eine bewusste Entscheidung fuer oder gegen eine Organspende treffen.


Weitere Informationen:

Infoportal der InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Deutschland zu Organspende / Transplantation / Hirntod www.organspende-aufklaerung.de

"Brain Death" is Not Death!


Essay - At a meeting of the Pontifical Academy of Sciences in early February 2005 By Paul A. Byrne, Cicero G. Coimbra, Robert Spaemann, and Mercedes Arzú Wilson

Der "Hirntod" ist nicht der Tod!
Deutsche UEbersetzung des Aufsatzes von einer Tagung der Paepstlichen Akademie der Wissenschaften Anfang Februar 2005

Beide Dokumente sind abrufbar unter

www.organspende-aufklaerung.de/organspende_downloads_transplantation.html

Die Kehrseite der Organspende - zum Tag der Organspende am 3. Juni Beim Werben um Organspende sind die Empfaenger im Blickpunkt, denn ihnen soll mit einem fremden Organ geholfen werden. Dabei geraet die Spenderseite aus dem Blickfeld. Die Initiative "Kritische Aufklaerung ueber Organtransplantation" - KAO - moechte deshalb gerade am "Tag der Organspende" am 3. Juni das Augenmerk auf die Spender und ihre Angehoerigen richten.


PRESSEMITTEILUNG Initiative Kritische Aufklaerung ueber Organtransplantation KAO, 31.05.06

www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm

Organspenden: Stiftung in der Kritik


Bloess, Timo
Deutsches Aerzteblatt 103, Ausgabe 19 vom 12.05.2006, Seite A-1268 / B-1080 / C-1039

www.Aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp

Nicht-Organspenderausweis der InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Deutschland im PDF-Format www.kritischebioethik.de/nicht-organspendeausweis.pdf