12.02.2004

Tagung "Ganztagesschule": Viel Aktionismus auf Kosten der Kinder

7. Tagung des Forums "Kinder in Kirche und Gesellschaft" in Kassel

Tagung "Ganztagesschule": Viel Aktionismus auf Kosten der Kinder

7. Tagung des Forums "Kinder in Kirche und Gesellschaft" in Kassel

Kassel - "Wir können die Ganztagesschule als Chance sehen", erklärte Jutta Georg, Vorsitzende des Forums "Kinder in Kirche und Gesellschaft", bei der 7. Tagung dieser Initiative der Deutschen Evangelischen Allianz in Kassel. Die politischen Bestrebungen zur Förderung der Ganztagesschule bedeuteten nicht das Ende für die christlich geprägte Arbeit mit Kindern, sondern öffneten auch neue Gestaltungsräume. Problem sei vielmehr, dass hier viel Aktionismus auf Kosten der Kinder gemacht werde, dem kein neues Bildungskonzept zu Grunde liege und weder besserer Bildung noch guter Förderung diene. Das Forum beschäftigte sich am 10. und 11. Februar mit dem Thema "Ganztagesschule - Das Aus für die kirchliche Arbeit mit Kindern?!"

Norbert Theiß, Geschäftsführer der Evangelischen Jugend in der Pfalz, beschrieb in seinem Referat den in Rheinland-Pfalz ausgehandelten Rahmen für die Kooperation mit Ganztagesschulen. Er sprach sich dafür aus, von kirchlicher Seite die Chancen zur Arbeit in den Schulen zu nutzen. Theiß betonte jedoch: "Wir können nur mit Menschen in die Schulen gehen, die qualifiziert und motiviert sind." Denn im Ganztagesbereich seien vor allem jene Schüler zu finden, die aus unterschiedlichen Gründen "die größten Schwierigkeiten haben und größte Schwierigkeiten machen". Der gute Wille Ehrenamtlicher allein reiche nicht aus, um ein ganzes Schuljahr die Arbeit zu leisten. Im Übrigen sehe er für die nächsten Jahre nicht mehr als acht bis zwölf Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Ganztagesschule.

Eva Wendel, die mit halber Stelle im Ganztagesbereich der Regionalen Schule Wolfsstein tätig ist, schilderte ihre Erfahrungen. Die Schüler seien oft wenig am Nachmittagsangebot interessiert und wollten lieber aus der Schule verschwinden. Die meisten Kinder seien auf Wunsch und Druck der Eltern in der Ganztagesschule mit dem Ziel, "die Kinder sollen gut betreut werden und die Hausaufgaben müssen gemacht sein". So spanne sich ein Problemfeld zwischen den unterschiedlichen Erwartungen von Eltern, Schülern und Lehrern zwischen Förderunterricht, Hausaufgaben, Freizeit und Bildungsangeboten.

In Gesprächsgruppen arbeiteten die Tagungsteilnehmer gerade an dieser Frage weiter, um Eltern und Gemeinden Hilfen beim Umgang mit der Ganztagesschule geben zu können. Besprochen wurden Erwartungen und Forderungen an die Politik.

Das Forum "Kinder in Kirche und Gesellschaft", das als Arbeitskreis der Deutschen Evangelischen Allianz Anliegen und Rechte der Kinder vertreten will, plant die nächste Tagung am 16. Februar 2005. Das Thema ist noch offen.