29.06.2003

Pressemitteilung zum Artikel „Die EKD angesichts der Globalisierung“ von Richard Ziegert im Deutschen Pfarrerblatt 6/2003

Eine Hetzschrift wie aus einer anderen Zeit<br />

Pressemitteilung zum Artikel „Die EKD angesichts der Globalisierung“ von Richard Ziegert im Deutschen Pfarrerblatt 6/2003

Eine Hetzschrift wie aus einer anderen Zeit

Längst überwunden geglaubte ideologische Frontstellungen gegen die evangelikale Christenheit in unserem Land werden durch einen Vertreter des liberalen Flügels der theologisch Szene neu zum Leben erweckt - und das ausgerechnet in einem Organ, dass das weite Spektrum verschiedener Frömmigkeitsstile innerhalb der Landeskirchen vertreten sollte, im Deutschen Pfarrerblatt. In der jüngsten Ausgabe erscheint ein Hetzartikel gegen alles und jeden, der dem evangelistisch-evangelikalen Anliegen auch nur nahe steht. Der Autor Richard Ziegert ist anscheinend in seinem ideologischen Eifer, der bereits an Hass grenzt, so verblendet, dass er vor eine Fülle von falschen Behauptungen nicht zurückschreckt.
Es ist schwer zu sagen, worum es in dem Beitrag eigentlich geht, weil das Thema gänzlich verfehlt wird und statt dessen eine Aneinanderreihung alles dessen erfolgt, was den Autor erzürnt. So mutmaßt Ziegert, dass ein „subtil gewaltbereiter christlich-religiöser Atavismus ... die Steuerungsgewalt über die moderne Gesellschaft gewinnen will“, und präsentiert auf sieben Seiten eine Weltverschwörungstheorie, wonach die gesamte evangelikale Bewegung, von der amerikanischen Regierung ferngesteuert, nur dazu dient, ein Kontrollsystem über das Denken und Leben in der westlichen Welt zu etablieren. Der für das biblisch-reformatorische Christsein grundlegende Ansatz ganzheitlicher Mission, die neben der Wortverkündigung auch auf die Veränderung gesellschaftlicher Realitäten zielt, wird als „ernste Bedrohung“ „für unsere freiheitliche Demokratie“ angesehen. Dabei trifft Ziegerts Bannstrahl in Sonderheit die Evangelische Allianz, aber auch Werke wie die Studentenmission in Deutschland, Willow Creek, Bibel-TV und die Lausanner Bewegung.
Ohne Frage ist es richtig, dass sich die kulturelle Vorherrschaft der USA in der westlichen Welt teilweise auch im Bereich der Kirche, also auch in der evangelikalen Bewegung wiederspiegelt. Wahr ist auch, dass das universitäre Ausbildungsmonopol für die landeskirchliche Pfarrerschaft eine große Vielfalt akademischer theologischer Ausbildungsstätten in Deutschland nicht zuließ, weswegen sich gerade aus dem freikirchlichen Bereich Kontakte zu amerikanischen Instituten ergaben. Aus diesen Kontakten aber auf Verbindungen zur politischen Rechten in den USA zu schließen, ist absurd und unterstellt evangelikalen Theologen die Unfähigkeit zu differenziertem Denken. In der Tat gehört es aber zum Wesen der Allianzbewegung, dass der christliche Glaube die globale Weite des Reiches Gottes im Blick hat und dass es Beziehungen gibt, die über die politisch-korrekten und vom Weltanschauungsbeauftragten abgesegneten klassisch-ökumenischen Kanäle hinausweisen.
Selbstverständlich lässt sich im weiten evangelikalen Spektrum bei intensivem Suchen irgendwo ein Beleg für nahezu jede theologische und menschliche Unart finden. Das gilt auch für das von Ziegert angeführte „Erfolgsevangelium“. Aber dafür gibt es innerhalb der evangelikalen Bewegung scharfe Mahner und qualifiziertere Kritiker als Ziegert, so dass an dieser Stelle keine Belehrung von außen nötig ist.
Die Dichte der, teilweise geradezu peinlichen, Fehler in dem Beitrag ist so hoch, dass es unmöglich erscheint, sie an dieser Stelle im Einzelnen richtig zu stellen. Die Deutsche Evangelische Allianz nimmt deswegen mit allergrößter Verwunderung zur Kenntnis, dass
1. der Weltanschauungsbeauftragte einer Landeskirche einen ideologisch motivierten Rachfeldzug gegen erhebliche Teile der engagierten Gemeindeglieder und der Pfarrerschaft anzettelt; dass
2. das Deutsche Pfarrerblatt ihm ein Forum für diese Hetzkampagne gibt, und
3. dieses die innerkirchliche Gesprächskultur dadurch schädigt, dass es keinerlei Rückfrage bei den Werken gab, deren Demontage mit dem Artikel versucht wird.
Die Deutsche Evangelische Allianz hat der Schriftleitung Gelegenheit gegeben, geeignete Vorschläge zur Schadensbegrenzung zu machen.

Rudolf Westerheide