24.10.2001

Europäische Evangelische Allianz: Gebet behält die höchste Priorität

Erstmalig fand die Delegiertenversammlung der Europäischen Evangelischen Allianz in der Türkei statt

Europäische Evangelische Allianz: Gebet behält die höchste Priorität

Erstmalig fand die Delegiertenversammlung der Europäischen Evangelischen Allianz in der Türkei statt

Zum ersten Mal in der fast 50jährigen Geschichte der Europäischen Evangelischen Allianz fand die jährliche Delegiertenversammlung der Europäischen Evangelischen Allianz außerhalb des europäischen Territoriums, in Kusadasi/Anatolien in der Türkei statt. Im 155. Jahr nach der Gründung der weltweiten evangelischen Allianzbewegung stand die Delegiertenversammlung ganz unter dem Thema Gebet, das seit Beginn das „Herzstück“ der Allianzbewegung ist. Jährlich treffen sich zu Beginn des Jahres Hunderttausende Christen während der Allianzgebetswoche zu Gebetstreffen. zu Beginn der Allianzbewegung in der Mitte des 19. Jahrhunderts war das über Denominationen hinweg verbindende Gebet – etwa von deutschen Frei- und Staatskirchlern gemeinsam – revolutionär. Jane Holloway, Gebetskoordinatorin der Englischen Evangelischen Allianz, berichtete von einer im Rahmen der Europäischen Evangelischen Allianz durchgeführten Studie über die Praxis und Verbreitung der 1847 gestarteten Gebetswoche in Europa. Danach beteiligen sich derzeit 21 der 27 nationalen Evangelischen Allianzen in Europa an der Allianzgebetswoche. In vielen dieser Länder sei die Förderung des Gebets über die Konfessions- und Denominationsgrenzen hinaus der Schwerpunkt und zugleich das verbindende Element innerhalb nationaler Evangelischer Allianzen.

Die Mitglieder wollen die Allianzgebetswoche weiter stärken. Auch wird sie weiterhin von Jahr für Jahr wechselnden nationalen Evangelischen Allianzen vorbereitet werden. Der zunehmenden Zusammenarbeit in Europa entsprechend zeichnet sich dabei ab, dass die europäische Dimension möglicherweise künftig dadurch gestärkt wird, dass jeweils ein Tag der Gebetswoche schwerpunktmäßig europäischen Gebetsanliegen gewidmet werden soll. An der Jahresversammlung nahmen 85 Delegierte aus 21 Nationen teil.

Westerheide: Gott ehrt uns, wenn er uns zum Gebet einlädt

Die täglichen Bibelarbeiten wurden vom Vorstandsmitglied der Europäischen Evangelischen Allianz und der Weltweiten Evangelischen Allianz, Rudolf Westerheide, gehalten. Er forderte zu ehrlichem Beten auf. Man solle mit Gott so reden, wie es einem zumute sei. Wichtig sei auch das sehr konkrete Gebet. Man solle nicht nur allgemein für die Politiker beten, sondern gezielt und namentlich. Da es bei dem Aufruf von Paulus im Timotheusbrief um Gebet für die Obrigkeit ginge, sei dabei nicht nur an die einflussreichen Politiker, sondern an die heute noch einflussreicheren Wirtschaftsführer zu denken, deren Macht häufig die der Politiker übersteige.

Mit einem eindrucksvollen Beispiel zeigte Westerheide auf, dass wir die Einladung Gottes, mit ihm zu reden, nicht stark genug bewerten könnten. „Wenn wir als Pastor zu Besuchen zum Geburtstag gehen, dann fühlen sich die Leute geehrt, weil der Pastor kommt. Wenn wir aber zum Geburtstag eines Regierungsmitglieds eingeladen werden, dann ist es nicht mehr der Besuchte, der sich geehrt fühlt. Der Eingeladene ist dann der, der besonderen Grund hat, sich zu freuen und der es zu Recht als Ehre empfindet, dabei sein zu dürfen.“ Wenn Gott uns darum einlade, mit ihm im Gebet zu reden, dann sei das nicht eine Ehre für Gott, sondern für uns, so Westerheide. Wenn uns das bewusst würde, gewinne das Gebet eine neue Beachtung als unser Vorrecht.

„Es war die wohl gebetsreichste Delegiertenversammlung“ resümierte Hartmut Steeb, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, am Ende der fünftägigen Konferenz. Immer wieder seien die Gespräche, Beratungen und Berichte ergänzt, umrahmt und Konzentriert worden durch Zeiten des Gebets, auch durch besondere Gebetszeiten. So hätten sich die Delegierten an einem der Tage vor Beginn der Beratungen von 6:00 – 9:00 Uhr in halbstündigen Gebetszyklen mit den verschiedenen Themen und Zusammenhängen im Gebet beschäftigt.

Hartmut Steeb