15.10.2001

"Rebellion" an der Uni Bonn

Widerstand gegen Import embryonaler Stammzellen waechst

"Rebellion" an der Uni Bonn

Widerstand gegen Import embryonaler Stammzellen waechst

Bonn (ALfA). Der Widerstand gegen die an der Universitaet Bonn geplante Forschung mit embryonalen Stammzellen waechst. Das meldet der "Bonner Generalanzeiger" (Ausgabe vom 13.08.) Nachdem sich mehrere Wissenschaftler und der Rat der Katholisch-Theologischen Fakultaet gegen die Herstellung menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken ausgesprochen haben, beziehen nun auch 14 Mitglieder der Medizinischen Fakultaet in einem offenen Brief dagegen Stellung. Verfasst haben das Schreiben dem Blatt zufolge der evangelische Klinikseelsorger und Biologe Ulrich Eibach, der Mediziner Santiago Ewig und der Arzt Axel Glasmacher.

Darin heisst es, die Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen widerspreche der unbedingten Schutzwuerdigkeit menschlichen Lebens. Zur Gewinnung derartiger Stammzellen sei eine Vernichtung menschlicher Embryonen notwendig, die durch kuenstliche Befruchtung erzeugt und dann nicht mehr in die Gebaermutter der Frau uebertragen wurden. "Damit werden diese zu einem Zweck verbraucht, der ihrer urspruenglichen Bestimmung, zur Geburt eines Kindes zu verhelfen, eindeutig widerspricht", so die Unterzeichner. Das Leben eines jeden Menschen beginne, wenn in der befruchteten Eizelle ein individuelles neues Genom entstanden sei. Auch der fruehe Embryo stehe unter einem uneinge-schraenkten Lebensschutz, weil er das erste Stadium eines kontinuierlichen Entwicklungs-prozesses zu einem erwachsenen Menschen sei. Gegenueber dem Recht auf Leben habe auch das Recht auf Forschungsfreiheit zurueckzu-stehen. "AErztliche und pflegerische Aufgabe ist es, Menschen von Krankheiten zu heilen, ihre Leiden zu lindern und ihnen in Krankheit und im Sterben beizustehen", schreiben die Verfasser. Bei der Erforschung neuer therapeutischer Methoden duerften nur solche Mittel gewaehlt werden, die nicht das Lebensrecht anderer verletzen.

Vor einer Billigung der Forschung mit embryonalen Stammzellen halten die Unterzeichner deshalb innerhalb der Bonner Universitaet eine ausfuehrliche Diskussion ueber die moralischen und rechtlichen Folgen fuer unabdingbar.

Die Bonner Neuropathologen Oliver Bruestle und Otmar Wiestler wollen embryonale Stammzellen aus Israel zu Forschungszwecken importieren. (Vgl. ALfA-Newsletter vom 01.06. ff). Das deutsche Embryonenschutzgesetz aus dem Jahr 1991 verbietet den Import embryonaler Stammzellen nach Deutschland nicht ausdruecklich. Allerdings ist es amerikanischen Forschern erstmals vor drei Jahren gelungen, embryonale Stammzellen zu isolieren. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die ueber den Antrag der Forscher entscheiden muss, will ihr Votum am 7. Dezember verkuenden.