04.06.2001

Die Union und die PID: Die Kritik von Christen an den C-Parteien nimmt zu

Evangelische Allianz spricht von ”Armutszeugnis” für die CDU – Ziel der Methode ist die Selektion

Die Union und die PID: Die Kritik von Christen an den C-Parteien nimmt zu

Evangelische Allianz spricht von ”Armutszeugnis” für die CDU – Ziel der Methode ist die Selektion

B e r l i n / S t u t t g a r t / K ö l n (idea) – Kritik an der unklaren Haltung der Unionsparteien zur sogenannten Präimplantationsdiagnostik (PID) haben Vertreter der Evangelikalen, der römisch-katholischen Kirche und der Lebensrechtsbewegung geübt. Die CDU-Parteispitze hatte nach Beratungen am 28. Mai ihre Position zur PID offen gelassen. Bei dieser bisher in Deutschland nicht zulässigen Methode werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen auf Erbkrankheiten untersucht, bevor sie in den Mutterleib eingepflanzt werden. Der nordrhein-westfälische CDU-Landesvorsitzende Jürgen Rüttgers und der frühere Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hatten sich dafür ausgesprochen, PID in Einzelfällen zuzulassen. Rüttgers nannte es ”unmenschlich”, daß nach geltendem Recht ein genetisch geschädigter Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt werden müsse, obwohl zu erwarten sei, daß dieser anschließend wieder abgetrieben werde. Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), erklärte gegenüber idea, es sei ein ”Armutszeugnis” für die CDU-Spitze, daß sie kein einheitliches Nein zu PID sagen könne. Diese Methode führe eindeutig zu einer Selektion zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben. Dies sei nach der Bibel und dem Grundgesetz ”absolut unzulässig”.

Brief an Seehofer: Vom Unrecht des Tötens darf es keine Ausnahme geben

In einem Brief an Seehofer schrieb Steeb, vom Unrecht des Tötens dürfe es keine Ausnahme geben: ”Jede Ausnahme wäre ja doch wieder Selektion.” Schon heute führe die vorgeburtliche Diagnostik dazu, ”daß wir faktisch eine tödliche Selektion haben”. Wer wolle denn sagen, daß die eine Erbkrankheit ”unzumutbar”, die andere aber ”zumutbar” sei. Steeb forderte Seehofer auf, alles dafür zu tun, daß sich ”wenigstens die CSU hier nicht in eine unheilige Allianz der Lebensverneinung und der Kultur des Todes begibt”.

Kardinal: Katholische Kirche sieht CDU und CSU nicht mehr als ”ihre” Parteien an

Der Erzbischof von Berlin, Kardinal Georg Sterzinsky, erklärte nach einem Bericht der katholischen Zeitung ”Deutsche Tagespost”, die katholische Kirche könne die C-Parteien nicht mehr als ”ihre” Parteien ansehen. Die Aktion ”Lebensrecht für Alle” (AlfA) nannte es ”beschämend”, daß eine sich christlich nennende Partei beim Thema PID ”überhaupt noch Diskussionsbedarf sieht”. Diese Methode könne niemals zur Therapie, sondern nur zur Selektion eines vermutlich genetisch geschädigten Kindes genutzt werden, so die AlfA-Vorsitzende, die Ärztin Claudia Kamiunski (Köln). Die PID ziele einzig und allein auf Vernichtung. ”Es entspricht aber weder dem christlichen Menschenbild noch dem ärztlichen Ethos, daß die Träger von Krankheiten vernichtet werden sollen”, so die Medizinerin. (62/2001/4)