27.11.2000

Die Evangelische Allianz in Europa wächst

Generalversammlung im Oktober in Osnabrück

Die Evangelische Allianz in Europa wächst

Generalversammlung im Oktober in Osnabrück

Was verschlägt die Generalversammlung der Europäischen Evangelischen Allianz (EEA) nach Osnabrück? Antwort: In Hannover war während der EXPO kein bezahlbares Tagungshotel mehr zu finden, aber auch von Osnabrück aus ließ sich die Weltausstellung in einem Tagesausflug erreichen. Warum Weltausstellung? Weil wir als Deutsche Evangelische Allianz dort mit unseren Partnern den Pavillon der Hoffnung betrieben, und den wollten unsere Freunde aus ganz Europa unbedingt sehen. Viele von ihnen hatten das Projekt nämlich bereits seit der Planungsphase begleitet. Sie hatten gebetet, informiert und Mitarbeiter motiviert. Trotz der guten Vorinformation waren sie dann überwältigt von dem, was sie sahen. „Ich hatte mir ja was Großes vorgestellt. Aber das hier, ist umwerfend“ sagte Graham Knox, Koordinator der europäischen Jugendallianz aus England. „Es ist die beste Präsentation des Evangeliums in einem säkularen Umfeld, die ich jemals gesehen habe“ – so ein weitgereister Bruder aus Griechenland unter zustimmendem Nicken der Umstehenden. Uns als Vertretern der Deutschen Evangelischen Allianz blieb zweierlei: Gott die Ehre zu geben für das, was er möglich gemacht hatte und dankbar dafür zu sein, dass wir mit diesem Projekt andere ermutigen durften, im Glauben etwas Großes zu wagen.

Wachstum nach innen und außen

Während der ganzen Tagung spürte man, dass sich die Evangelische Allianz in Europa im Aufwind befindet. Deutliches Zeichen dafür ist die Aufnahme von drei Nationalen Allianzen als neue Mitglieder: Polen, Finnland und die Türkei sind nun keine weißen Flecken auf der Allianzkarte mehr, und mit ihnen ist die Mitgliederzahl der EEA auf 28 gewachsen. Ein Kennzeichen der EEA ist das gleichberechtigte Miteinander von großen und kleinen Verbänden. So zählt die EA in Luxemburg nur fünf, in der Türkei nur 14 Gemeinden. Dort wird übrigens, auf Wunsch der türkischen Geschwister, die Generalversammlung 2001 abgehalten werden, um auf diese Weise die christliche Minderheit in dem islamisch geprägten Land zu stärken. Die zahlenmäßig größten Evangelischen Allianzen bestehen in Großbritannien und Deutschland, wo sie jeweils etwa 1,3 Millionen Christen repräsentieren. Zwischen diesen beiden hat sich in den letzten Jahren eine vertiefte Zusammenarbeit entwickelt. An die Stelle von Gleichgültigkeit und Misstrauen sind Freundschaft und Vertrauen getreten – ein Symptom dafür, dass die EEA nicht nur nach außen, sondern auch nach innen wächst.

Freud und Leid teilen

Ein Höhepunkt des Zusammenseins waren die Berichte aus verschiedenen Mitgliedsallianzen. So konnten sich alle mitfreuen, als die rumänischen Vertreter von einem starken Wachstum berichteten. Jeden Sonntag seien in den letzten zehn Jahren im Schnitt fünf neue evangelikale Gemeinden gegründet worden. Dadurch stieg die Zahl der Evangelikalen insgesamt um 100.000 auf 440.000. Aber zu einem offenen Austausch gehört es, dass neben erfreulichen Entwicklungen auch Nöte geteilt werden So schilderte der Vorsitzende der Serbischen Evangelischen Allianz, Lazar Stojsic, die Lage für evangelikale Christen in Jugoslawien als schwierig. Das Misstrauen gegenüber Missionaren aus dem Ausland sei nach den Kriegserfahrungen groß. Unklar sei noch, ob es unter der neuen Regierung wirklich zur Religionsfreiheit komme, oder ob ein Monopol der Serbisch-Orthodoxen Kirche festgeschrieben werde.

Große Dankbarkeit für „Erfolge“ in Brüssel

Mitten hinein in die Tagung kam eine langersehnte gute Nachricht aus Brüssel: Vorerst ist eine Gesetzesvorlage vom Tisch, wonach es in Ländern der EU für christliche Werke und Kirchen unmöglich geworden wäre, nur wiedergeborene Christen als Mitarbeiter zu beschäftigen. Die Vertreterin der EEA bei der EU in Brüssel, Julia Doxat-Purser, hatte durch ihre guten Kontakte zu den dortigen Politikern rechtzeitig von diesem Vorhaben erfahren und es publik gemacht. Daraufhin war es möglich, auf nationaler und europäischer Ebene zu intervenieren. Darin zeigt sich noch mal die Notwendigkeit, dieser Brüsseler Vertretung, die demnächst noch ausgebaut werden soll. Natürlich kostet auch diese Arbeit Geld, das zu einem erheblichen Teil durch die Deutsche Evangelische Allianz aufgebracht werden muss, auch wenn es oftmals schwer ist, Christen vor Ort die Bedeutung eines solchen Engagements deutlich zu machen. Aber erst im letzten Jahr konnte ein Gesetz verhindert werden, wonach künftig viele Freikirchen auch in Deutschland rechtlich Sekten gleichgestellt worden wären. Ähnliche Erfolge gibt es im Bereich der Lebensrechtsproblematik.

Schätzung: weltweit 350 Millionen Evangelikale

An der Versammlung in Osnabrück nahm auch der Direktor der Weltweiten Evangelischen Allianz, Jun Vencer (Philippinen), teil. Schwerpunkt seiner Arbeit wird im nächsten Jahr Südostasien sein. Im Mai findet die Generalversammlung in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur statt. Vencer berichtete, dass die Zahl der Evangelikalen weltweit auf 350 Millionen geschätzt werde. Rund die Hälfte davon würden von der Allianz repräsentiert. Die Generalversammlung der EEA nominierte in Osnabrück einstimmig den deutschen Allianzreferenten und Mitglied des Exekutivkomitees der EEA Rudolf Westerheide für das Internationale Komitee, den Vorstand der Weltallianz. Generalsekretär Hartmut Steeb dazu: „Wir sind dankbar für das große Vertrauen, das darin zum Ausdruck kommt und wir möchten tun, was in unserer Kraft steht, die Allianzarbeit nicht nur in Deutschland sondern auch international zu fördern“.