23.07.2000

Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften

Der 2. Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Peter Strauch, nimmt Stellung

Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften

Der 2. Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Peter Strauch, nimmt Stellung


Hätte man uns das vor Jahren gesagt, kaum jemand hätte es geglaubt. Da wird allen Ernstes über die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und ihre rechtliche Gleichstellung mit der Ehe diskutiert. Mehr noch, da betreibt eine Bundesregierung zielgerichtet dieses Vorhaben und hat vermutlich eine wachsende Zahl der Bevölkerung hinter sich. Außenseiter sind wieder einmal die sogenannten Ewiggestrigen, die in der öffentlichen Diskussion mit Begriffen wie „intolerant“ und „Volksverhetzer“ diffamiert werden. Der aufgeklärte und aufgeschlossene Bürger weiß selbstverständlich, was er zu tun hat: Er tritt für Lesben und Schwule ein und erkämpft die ihnen zustehenden Rechte.

Aber ist das wirklich so verwunderlich in einer Gesellschaft, in der mehrheitliches Denken immer mehr zur Norm erklärt wird und damit das Maß für Normalität setzt? Wem die Grundlage für ethisches Denken und Handeln fehlt, der ist hilflos der öffentlichen Meinung ausgeliefert, oft ohne sich dessen bewusst zu sein. Und Mehrheitsmeinungen wiederum werden von Medien gemacht. Vieles hat auf diese Weise unser moralisches Empfinden verändert. Wir nehmen widerspruchslos hin, dass sexuelle Perversitäten über den Bildschirm gehen und man bereits in den Vorabendprogrammen des Fernsehens miteinander ins Bett steigt. Unerwünschte Kinder werden abgetrieben. Untreue in der Ehe wird zum Kavaliersdelikt. Der Betrug von Versicherungen und des Finanzamtes gehört inzwischen genauso zum cleveren Lebensstil, wie Korruption und Bestechlichkeit am Arbeitsplatz.. Und in manchen Gegenden Deutschlands scheint es immer normaler zu werden, Ausländer anzupöbeln und manchmal auch zusammenzuschlagen. Nein, nicht alle schlagen zu, aber viele schauen weg, und je mehr es tun, desto mehr gewöhnen wir uns daran.

Unrechtsbewusstsein schwindet eben, wenn die Maßstäbe für das, was recht ist, verloren gehen. Wann werden wir endlich wach und begreifen, dass wir eine ethische Norm für unser Denken und Handeln brauchen? Wann kapieren wir, dass der Weg manipulierter Mehrheiten nur ein Irrweg sein kann? Wo finden wir Kriterien, die uns unabhängig von Mode und Mehrheitsverhältnissen sagen, was wir zu tun und zu lassen haben?

In der Präambel unseres Grundgesetzes ist von der Verantwortung vor Gott die Rede. An seinem Willen müssen wir uns orientieren, wenn es um die sinnvolle Gestaltung unseres Lebens geht. Der Schöpfer des Universums hat nach biblischer Überzeugung auch den Menschen erschaffen. In seiner Schöpfungsordnung erfahren wir seinen Willen für eine sinnvolle Lebensgestaltung. Als Evangelische Allianz bekennen wir uns zur Bibel als höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung. Danach ist die Ehe unaustauschbar. Der ehelichen Gemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau ist nichts gleichzusetzen. Sie hat nach dem Willen Gottes höchste Verbindlichkeit und ist der einzig angemessene Schutzraum für heranwachsendes neues Leben. Auch Jesus beruft sich darauf.

Die Väter unseres Grundgesetzes kamen zu dem Schluss, dass Ehen und Familien unter dem besonderen Schutz staatlicher Ordnung zu stehen haben (Artikel 6), und diese Auffassung dürfen wir keinesfalls als zeitbedingt und überholt bezeichnen. Wer eine homosexuelle Partnerschaft der Ehe gleichsetzt, gibt damit schließlich den Schutz der Ehe auf. Vermutlich wird er auch heterosexuellen Lebensgemeinschaften außerhalb der Ehe diese Gleichsetzung kaum verweigern können. Insgesamt sind die Folgen gravierend, nicht nur für die unmittelbar Betroffenen, sondern ebenso für die nachfolgenden Generationen.

Allerdings sagen wir das als Christen keinesfalls mit einem pharisäerhaften oder gar militanten Ton. Die Verneinung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften darf sich niemals gegen die betroffenen Menschen richten. Auch und gerade in den christlichen Kirchen und Gemeinden brauchen wir ein Klima, in dem sich homosexuell veranlagte Menschen nicht verstecken müssen, sondern Annahme und Aufnahme finden und ihnen geholfen werden kann. Selbstgerechte Fromme, die auf sexuell anders veranlagte Menschen hochmütig herabsehen, verletzen sie und sollten sich nicht einbilden, mit ihrer Haltung in den Fußtapfen von Jesus Christus zu sein. Wir bekennen, dass eine solche Überheblichkeit hin und wieder unsere Stellungnahmen prägten. Aber die Achtung und Wertschätzung homosexuell veranlagter Menschen kann und darf uns nicht hindern, daran festzuhalten, dass Gott die von ihm eingesetzte Ehe eindeutig als heterosexuelle Einehe definiert und jede von ihr abweichende Partnerschaft als Sünde bezeichnet.

Die Bibel sagt: Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben (Sprüche 14, 34). Weil wir von der Richtigkeit dieses Wortes überzeugt sind, können wir als Christen gar nicht anders, als uns einzumischen und den ethischen Maßstab ***/** Gottes ins Licht zu rücken. Schließlich haben wir der Stadt Bestes zu suchen (Jeremia 29, 7). Wie sollen wir da schweigend und tatenlos zusehen, wenn ein Volk in sein Verderben rennt?!

Peter Strauch