21.12.2000

Nicht mit dem Status Quo zufriedengeben

Ergänzung zur Meldung "Bei Mitarbeiterauswahl keine Kompromisse eingehen"

Nicht mit dem Status Quo zufriedengeben

Ergänzung zur Meldung "Bei Mitarbeiterauswahl keine Kompromisse eingehen"

Gott, unser Vater, hat sich nicht mit dem Status quo zufrieden gegeben. Er konnte es nicht mehr länger mit ansehen, dass alle Versuche zur Anleitung seines Volkes zu einem geheiligten Leben je länger je mehr verrauchten. Die Neuaufbrüche sind binnen kurzer Zeitabschnitte abgeflacht. Dem Aufbruch Abrahams in ein neues Land schloss sich die Familienkrise in der Kinder- und Enkelgeneration an. Der Auszug aus Ägypten mit allen unbegreiflichen wundersamen Führungen führte in die Rebellion des Volkes. Dem Königreich Davids folgten bald synkretistische Herrscher. Dem Wiederaufbau und der Reformation unter Esra und Nehemia folgte ein orthodoxes Levitentum. Da war es Zeit für das ganz andere Eingriffen Gottes. In Jesus wurde das Übel an der Wurzel gepackt, die Sünde ans Kreuz geheftet, Gottes Sieg über den Tod an Ostern gefeiert. Und er sandte seinen Geist, den edlen Führer, der nun seine Kinder regieren will in allen Phasen des Lebens. Und er sandte seine Jünger aus, freilich eine kleine Schar, aber beauftragt und bevollmächtig, die Herrschaft des Reiches Gottes auszubreiten. „Machet zu Jüngern alle Völker...“ Welch ein grandioser Neuanfang.

Unser Herr Jesus Christus hat sich nicht mit dem Status quo zufrieden gegeben. Mit seinem Kommen in diese Welt hat er alles eingesetzt, um Menschen heimzuleuchten ins Vaterhaus Gottes. Seine Liebe drängte ihn zum Totaleinsatz. Von Anfang an war es der Auftrag des von Gott grandios geschaffenen Menschen, diese von ihm geschaffene Erde zu bebauen und zu bewahren. Und nun war und ist es auch die Fortführung dieses Auftrags, andere mit hineinzunehmen in die uns durch Jesus Christus geöffnete Tür zur ewigen Gemeinschaft mit dem Vater, dem Schöpfer Himmels und der Erde. Es gibt keine relevantere, keine zukunftsträchtigere Botschaft als diese, dass Gott seinen Menschen den Himmel bereitet hat. Warum finden wir so schwer den Zugang zu den Menschen unserer Zeit, deren Leere und Orientierungslosigkeit ohne Gott offenkundig ist?

Sind wir mit dem status quo vielleicht doch zufrieden? Ich werde den Verdacht nicht los, wir Christen könnten einfach zu faul und zu feige sein, das zu tun, was uns längst klar ist: den Auftrag Jesu in ganzer Konsequenz erfüllen! Nicht nur uns an seiner großen Liebe zu uns zu erfreuen! Wenn Jesus uns den Auftrag gegeben hat, seine Botschaft hinauszutragen, dann darf es nicht mehr so bleiben wie bisher. Dann darf es nicht mehr sein, dass unsere missionarische Existenz nur eine Freizeitbeschäftigung ist, die nach Lust und Laune ins Spiel gebracht oder hintenan gestellt wird. Dann darf es nicht mehr sein, dass sich unsere Gemeinden hauptsächlich mit sich selbst beschäftigen, für sich selbst Gottesdienste feiern, in erster Linie zur eigenen Erbauung Bibelstunden besuchen und in ihren Hauskreis gehen.

In Willow gibt es keinen status quo. Auch wenn es vor mir schon viele gesagt und geschrieben haben: Das ist das besondere an Willow, dass die einfach tun, was sie für richtig erkannt haben. Weil sie Gottes Liebe erkannt haben, lassen sie sich selbst von dieser Liebe Gottes erreichen und von der Liebe Gottes zu den anderen Menschen hin drängen. Und weil sie erkannt haben, dass das Problem mancher christlicher Erfolglosigkeit nicht das „Produkt“, das Evangelium oder gar Gott selbst ist, sondern das nicht ausreichend motivierte „Bodenpersonal“. Deshalb wird eben auch daran gearbeitet. Und weil das Evangelium das beste ist, was wir Menschen bringen können ist es doch nur recht und billig, dass wir alle Mühe darauf verwenden, es so ansprechend und klar wie nur möglich anzubieten.

Nun dürfen auch wir uns nicht mit dem status quo zufrieden geben. Es hat mich tief beeindruckt, dass unsere Willow Creek Freunde beim Leiterkongress die einfache Erkenntnis weitergaben: „Wir möchten, dass unsere Gottesdienste immer besser werden!“ Das ist kein übertriebenes Streben nach unmenschlichem Perfektionismus sondern die pure Folge aus der Wahrheit: „Die Liebe Christi drängt uns!“ Sie drängt uns, den Weg zu den Menschen noch besser noch qualifizierter zu finden. Welche Kirchengemeinderäte, Gemeindeältestenkreise, Pastoren und Gottesdienstgestalter gehen nach dem Sonntag bei uns mit dem Wunsch nach Hause, nächstesmal alles noch besser zu gestalten? Und wer betet dafür und arbeitet auch während der Woche daran, dass dies auch geschieht? Und wer bleibt während der ganzen Woche an der Überlegung und am Gebet haften, wen man nächstesmal zusätzlich und neu einladen könnte?

Wir dürfen nicht beim status quo bleiben. Auch nicht in unserer Bibeltreue. Denn darin bin ich mir auch jetzt nach Düsseldorf noch einmal viel klarer geworden. Bibeltreue gibt es nur brutto. Nur Jünger Jesu können andere in die Jüngerschaft berufen. Nur von Jesus Christus Erlöste sind die rechten Botschafter für die Erlösung. Nur Menschen, die ihr Herz einseitig darauf ausgerichtet haben, sich von Jesus Christus und seinem Geist leiten zu lassen, können in der Gemeinde Jesu Leitungsaufgaben übernehmen. Als einer, der seine Glaubensherberge in einer evangelischen Landeskirche stehen hat, erlaube ich mir zu schreiben: Gerade darin liegt das Dilemma oft so vollmachtsloser Kirchlichkeit, dass wir ständig Kompromisse eingehen. Nicht nur, dass in unseren Kirchen das Fähnchen oft mehr nach dem Zeitgeist als nach dem Heiligen Geist ausgerichtet ist, sondern gerade auch darin, dass wir es nicht wagen, zuerst und zuletzt nach dem persönlichen Glauben eines kirchlichen Mitarbeiters zu fragen. Nicht die äußere Kirchenmitgliedschaft ist entscheidend, sondern die tatsächliche Anerkennung der Herrschaft von Jesus Christus im ganz persönlichen Leben. Um der Menschen willen, die wir für Jesus Christus gewinnen wollen, dürfen keine faulen Kompromisse in der Personalpolitik gemacht werden: Weder bei den Hauptamtlichen noch bei den Ehrenamtlichen.

Wir müssen nicht beim status quo stehen bleiben. Unsere Mitbürger und Zeitgenossen warten auf die Botschaft des Evangeliums. Lasst uns mutig, ernsthaft, aufrichtig und bibeltreu den Weg gehen, hin zu den Menschen. „Nicht so langsam, sie sterben sonst darüber“ (Fritz von Bodelschwingh).