07.08.2000

Gewaltbereitschaft nicht mit Appellen und verschärften Gesetzen einzudämmen

Familienberater: Verantwortung für das Allgemeinwohl ist notwendig

Gewaltbereitschaft nicht mit Appellen und verschärften Gesetzen einzudämmen

Familienberater: Verantwortung für das Allgemeinwohl ist notwendig

B a d B l a n k e n b u r g, 4. August 2000 (idea) - Die von Politikern, Soziologen und Pädagogen beklagte Zunahme an Gewaltbereitschaft lässt sich nicht mit Appellen, verschärften Gesetzen oder neuen Organisationen in den Griff kriegen. Solche „hilfreichen Angebote“ führten keine dauerhaften Lösungen herbei, sagte der Ex-Polizist und heutige Familienberater der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland, Michael Kasterke (Wuppertal), in einem Seminar bei der 105. Allianz-Konferenz im thüringischen Bad Blankenburg. Seiner Ansicht nach lässt sich der Kreislauf von Gewalt, Gegengewalt und Radikalisierung nur eindämmen, wenn man die Motive gewaltbereiter Menschen verstehe, diesen aber zugleich deutliche Grenzen setze. Dazu brauche es Bürger, die sich für das Allgemeinwohl verantwortlich fühlten, anstatt wegzusehen, wenn einzelne angegriffen werden. Untersuchungen über das Verhalten von Unfallzeugen wiesen jedoch eine zunehmende Gleichgültigkeit im Blick auf bedrohte Mitmenschen nach. Viele Passanten fürchteten Unannehmlichkeiten, ohne diese genau beschreiben zu können. Kasterke zufolge geht es nicht um Helden- oder Märtyrertum, sondern um die Überwindung von Ängstlichkeit und Bequemlichkeit. Manchmal reiche ein Griff zum Handy aus, um die Polizei um Hilfe zu bitten. Erfahrungsgemäß seien viele Passanten bereit, einen helfenden Mitmenschen zu unterstützen, wenn sie sehen, nicht der erste oder einzige zu sein, der einem Bedrängten beisteht. Solche Zivilcourage könne man gerade von Christen erwarten, wenn sie ernsthaft mit dem Beistand Gottes rechneten.

Fernsehen und Internet haben Mitschuld an zunehmenden Verrohung der Gesellschaft

Nach Ansicht des Geschäftsführers des Christlichen Medienverbundes KEP (Konferenz Evangelikaler Publizisten), Wolfgang Baake (Wetzlar), tragen Fernsehen und Internet eine wesentliche Mitschuld an der zunehmenden Verrohung der Gesellschaft. Die meisten Kinder- und Jugendsendungen in fast allen privaten, aber häufig auch in den öffentlich-rechtlichen Sendern enthielten immer grausamere und brutalere Szenen, meist in Verbindung mit Sexismus und Pornographie. Amerikanische Internetanbieter, die Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit verherrlichten, könnten ihre menschenverachtenden Botschaften ungehindert auch in Deutschland verbreiten. Baake zufolge lässt sich der Trend ohne eine konsequente Medienerziehung nicht umkehren. Dazu gehöre, dass sich Eltern, Lehrer und Gemeindeleiter mehr als bisher um die Freizeitgestaltung ihrer Kinder kümmerten. Notwendig seien alternative Beschäftigungsmöglichkeiten, beispielsweise Anleitungen zur Herstellung von Videoproduktionen und eigenen Internetseiten. „Medienmündige“ Christen sollten die Entwicklung im Medienbereich nicht verteufeln, sondern zur Weitergabe der guten Nachricht von Jesus Christus nutzen.