03.11.2020

Wegbegleiter erinnern an den verstorbenen Pastor Horst Marquardt

Ein Visionär mit missionarischer Ausstrahlung

Von 1969 bis 1997 gehörte Horst Marquardt zum Hauptvorstand der Evangelischen Allianz in Deutschland.

Wetzlar/Minden (idea) – Wegbegleiter haben den am 2. November in Minden verstorbenen Pastor und Journalisten Horst Marquardt gewürdigt. Der 91-Jährige galt als „Vater“ und Vordenker der evangelikalen Publizistik in Deutschland: Er gründete mehrere Organisationen. So war er ab 1960 maßgeblich am Aufbau des Evangeliums-Rundfunks (heute ERF Medien) in Wetzlar beteiligt, den er bis 1993 leitete. 1970 gründete er die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar), weil aus seiner Sicht in säkularen und kirchlichen Medien zu wenig über geistliche Themen berichtet wurde. Den idea-Vorsitz hatte er bis 2017 inne, anschließend amtierte er als Ehrenvorsitzender. 1975 rief er die Konferenz Evangelikaler Publizisten (KEP – heute Christliche Medieninitiative pro) ins Leben. Außerdem leitete er von 1999 bis 2017 den Kongress Christlicher Führungskräfte (KCF).

„In schwierigen Situationen betete er zuerst“

Der Vorstandsvorsitzende von ERF Medien, Jörg Dechert, sagte: „Mit Horst Marquardt trauern wir um einen Medienpionier, der mit Vision, Gottvertrauen und leidenschaftlicher Beharrlichkeit vieles in die Wirklichkeit geführt hat, von der manche seiner Zeitgenossen nicht einmal zu träumen gewagt haben. Wir werden ihn vermissen.“ Marquardts Vorbild sei eine Ermutigung und Verpflichtung für die Zukunft. Der idea-Leiter und Chefredakteur Matthias Pankau würdigte Marquardt als „Visionär, Medienpionier und als einen zutiefst gläubigen Christen“: „Er vereinte Professionalität einerseits und ein tiefes Gottvertrauen andererseits. In schwierigen Situationen betete er zuerst.“ Der Geschäftsführer der Christlichen Medieninitiative pro, Christoph Irion, sagte, der Verstorbene sei „ein Mann des Wortes gewesen, ein Wegbereiter und kraftvoller Gestalter“. Horst Marquardts bleibendes Verdienst sei es, „die christliche Botschaft in den Medien gestärkt zu haben“.

Evangelische Allianz: Viele Werke gegründet

Von 1969 bis 1997 gehörte Marquardt zum Hauptvorstand der Evangelischen Allianz in Deutschland. Daran erinnerte deren Vorsitzender, Pastor Ekkehart Vetter (Mülheim/Ruhr): „Kaum einer wie er hat so viele Werke und Initiativen, gerade im Medienbereich, gegründet, vorangebracht und geleitet.“ Dabei sei es ihm immer „um die Verbreitung des Wortes Gottes“ gegangen. Vetter stellte heraus, dass Marquardt wenige Tage vor seinem Tod das Pauluswort „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“ (1. Korinther 15,10) als eigene Lebensüberzeugung bezeichnet habe: „Marquardts glaubensvolles Wirken hinterlässt vielfältige Segensspuren, dank der Gnade Gottes weit über seinen Tod hinaus.“

Ein väterlicher Freund und Ermutiger

Der christliche Unternehmer Prof. Jörg Knoblauch (Giengen) würdigte Marquardt als Pionier. Er erinnert daran, dass es schwer gewesen sei, Partner für einen Führungskräftekongress zu gewinnen. Er habe dann bei idea nachgefragt: „Herr Marquardt, sind Sie bzw. idea für einen Kongress Christlicher Führungskräfte (KCF) zu gewinnen?“ Marquardt habe kurz überlegt und dann zugesagt mit den Worten: „Wenn ich da jetzt die verschiedenen Gremien um Zustimmung frage, wird das nie etwas. Manchmal ist es einfacher, es zu tun und sich hinterher zu entschuldigen.“

„Seine missionarische Ausstrahlung war ansteckend“

Der jetzige Vorsitzende des KCF, Martin Scheuermann (Schwäbisch Gmünd), bezeichnete den Verstorbenen als persönliches Glaubensvorbild, als einen väterlichen Freund und Ermutiger: „In allem ging es ihm darum, dass die rettende Botschaft von Jesus Christus möglichst viele Menschen erreicht.“ Marquardt sei immer christuszentriert und bibelorientiert gewesen, „dabei aber auch hellwach für gesellschaftliche Trends und Entwicklungen“: „Seine missionarische Ausstrahlung war ansteckend.“ Wie Scheuermann weiter ausführte, hat Marquardt den KCF als Vorstandsvorsitzender zum größten christlichen Wertekongress entwickelt. Marquardts letzte Worte in einem Telefonat klängen weiter in ihm nach: „Martin, ich bete für dich.“

EmK-Bischof erinnert an ein Gebet mit dem Verstorbenen

Der Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), Harald Rückert (Frankfurt am Main), erinnerte an ein Gespräch mit Marquardt Ende vergangenen Jahres: „Bewegt hat mich seine Zusicherung, ‚trotz unterschiedlicher Meinungen für einen gemeinsamen, versöhnten Weg für die Evangelisch-methodistische Kirche zu beten‘.“ Dieses Gespräch in gegenseitiger Wertschätzung, in brüderlicher Gesinnung und in gegenseitiger Fürbitte habe ihn sehr berührt. Ferner verwies Rückert darauf, dass Marquardt sich auch im hohen Alter in Minden noch in der dortigen EmK engagiert habe. Mit seinen Predigten habe er Menschen angesprochen, die sonst nicht in den Gottesdienst gekommen sind. Nach seinem Theologiestudium wirkte Marquardt als Evangelisch-methodistischer Pastor in Berlin (1955/56), Wien (1956–1960) und Wetzlar – dort bis 1968 nebenamtlich zu seiner Tätigkeit beim ERF.

Lausanner Bewegung: Ein bisschen Papa und Grandseigneur

Marquardt war Mitinitiator des deutschen Zweiges des Lausanner Komitees für Weltevangelisation (heute Koalition für Evangelisation). Von 1986 bis 1999 amtierte er als Vorsitzender. Der Programm-Geschäftsführer und geistliche Leiter der SCM-Firmengruppe (Stiftung Christliche Medien), der Publizist und freikirchliche Theologe Ulrich Eggers (Cuxhaven), erinnerte daran, dass Marquardt ihn in die Lausanner Bewegung geholt habe. Eggers bezeichnete den Verstorbenen als „Landmarke unserer geistlichen Bewegung“: „Ein großer Pionier, der immer über Wege von einer geistlichen Not hin zu einer guten Struktur-Antwort – von Problemanalyse hin zu Aktions-Idee gearbeitet hat.“ Bis ins hohe Alter habe er ihn erlebt als „leutselig, humorvoll, ein bisschen Papa und Grandseigneur“.