26.04.2025

Raus aus dem Schubladen-Denken

Vorletzter Tag beim Festival SPRING

SPRING 2025

Mihamm Kim-Rauchholz, Franziska Klein und Igor Swiderski (v. l. n. r.) bildeten ein Team für eine gemeinsame Bibelarbeit.

WILLINGEN. „Wenn wir unvoreingenommen Menschen begegnen und keine Schublade aufmachen, dann ist das großartig“, sagte Kommunikationswissenschaftler Patrick Depuhl in einer Talkrunde bei SPRING. Noch bis 26. April findet das Festival mit rund 3000 Teilnehmenden in Willingen (Upland) statt. Motto in diesem Jahr ist „Sunrise“.

Thomas Joussen und Daniela Knauz sprachen mit ihm, der Pastorin und Musikerin Doro Kröker sowie Mihamm Kim-Rauchholz, aus Südkorea stammende theologische Referentin bei der Liebenzeller Mission. Thema der Gesprächsrunde war „The sunny side of life? Oder, warum jeder irgendwo Migrant ist. Über persönliche Chancen, Herausforderungen und Grenzen von Migration.“

Schubladen an sich seien nicht schlecht, sondern menschlich, meinte Mihamm Kim-Rauchholz: „Sie sind nur schlecht, wenn man sie nie aufmacht und den Schlüssel wegwirft.“ Es lohne sich, die gedanklichen Schubladen immer wieder aufzumachen und die Inhalte auch mal in eine andere Schublade zu stecken.

Patrick Depuhl, der sich zusammen mit seiner Frau Judy Bailey in seinem Wohnort für geflüchtete Menschen einsetzt, berichtete von vielen wunderbaren Momenten mit ihnen. Einen Einsatz für Menschen in Not, halte er aus christlicher Sicht für geboten: „Ich kann die Welt nicht ändern, aber mein Verhalten in der Nachbarschaft.“ Für Doro Kröker, die seit einigen Jahren in der Schweiz lebt, steht und fällt Integration mit Beziehungen und der Kommunikation. Sprache sei dabei ein Schlüssel.

Mihamm Kim-Rauchholz sagte, dass sie Deutsche immer als sehr offene und lernfähige Menschen kennengelernt und es als großes Geschenk empfunden habe, wie großzügig Deutsche auf Ausländer zugehen: „Es muss viel passieren, dass deutsche Menschen eine Anti-Mentalität gegenüber Ausländern entwickeln.“ Für sie sei die Realität sehr wichtig: „Viele haben eigentlich ein gutes Herz und haben viel versucht, aber fühlen sich überfordert. Es ist keine Sünde, überfordert zu sein.“ Es gebe derzeit ein Zuviel an Migration in Deutschland. „Nicht, weil es ein Zuviel an Menschen gibt, aber weil die Werkzeuge und Ressourcen fehlen, dass es für beide Seiten einen positiven Effekt hat.“ Trotzdem seien Christen zur Nächstenliebe aufgerufen.

In einer gemeinsamen Bibelarbeit sprachen Mihamm Kim-Rauchholz, die Pastorin und Autorin Franziska Klein und der Leiter der jüdisch-messianischen Gemeinde „Ets Haim“ Igor Swiderski über das Thema „Sunrise – das liebende Licht“. Liebe sei ein großer Begriff und das wichtigste Gebot in der Bibel, sagte Mihamm Kim-Rauchholz: „Sie ist das, was den christlichen Glauben ausmacht.“ Wichtig sei die Unterscheidung zur Furcht: „Das Motiv der Furcht ist Selbsterhaltung. Das Motiv der Liebe ist Selbsthingabe.“ Wo die Furcht zum Stoppen komme, überwinde die Liebe Grenzen und gehe weiter: „Die entscheidende Schlacht meines Lebens muss in der Liebe gekämpft werden.“

Igor Swiderski sagte, dass Jesus Christus auch heute noch den Menschen diene: „Was auch immer du gemacht hast, Jesus ist bereit, dich wiederherzustellen. Er glaubt an dich und mich. Aber du musst zu ihm kommen.“ 

Franziska Klein berichtete, wie Gott ihr ganz neu eine Liebe zur Gemeinde geschenkt hat und sie Pastorin der Frankfurt City Church wurde.

SPRING ist ein christliches Festival für Jung und Alt mit der Möglichkeit, aus einem vielfältigen Angebot an Impulsen, Musik, Action und Ermutigungen ein individuelles Programm zusammenzustellen. Das Festival dauert sechs Tage und findet seit 1998 immer in der Woche nach Ostern und seit 2010 in Willingen (Nordhessen) statt. Der Wunsch ist, dass Menschen auftanken können – für Körper, Kopf und Seele. SPRING will die „Familie Gottes“ zusammenkommen lassen. Deshalb ist bei SPRING jeder Mensch herzlich willkommen. Zusammen-wachsen durch Inspiration, miteinander und mit Gott – das erleben die Teilnehmenden gemeinsam. Veranstalter ist die Evangelische Allianz in Deutschland. Rund 400 Ehrenamtliche machen das Festival möglich.