24.04.2025

Sonnenaufgangs-Andacht um 5:30 Uhr

SPRING-Festival setzt das Motto „Sunrise“ in die Praxis um

Das frühe Aufstehen habe sich gelohnt, meinte Armin Jans

SPRING 2025

Mehrere hundert Teilnehmende von SPRING beobachten den Sonnenaufgang

WILLINGEN. „Wer hat sich denn so was ausgedacht?“, fragte der Vorsitzende von SPRING, Armin Jans, mit einem Schmunzeln mehrere hundert Teilnehmende des Festivals, die sich um kurz nach 5:30 Uhr auf einer Wiese im Freien zu einer „Sonnenaufgangs-Andacht“ trafen. Damit erntete er natürlich Gelächter. Schließlich stammte die Idee von ihm und dem Leitungsteam des Festivals. Noch bis 26. April findet das Festival mit rund 3000 Teilnehmenden in Willingen (Upland) statt. Motto in diesem Jahr ist „Sunrise“.

Die Prognosen waren unsicher, doch das Wetter spielte mit. Nach und nach wurde es heller und der Himmel verfärbte sich gelb-rot. „Gemeinsam mit den Vögeln singen. Natur, Schöpfung und Gott genießen.“ Das frühe Aufstehen habe sich gelohnt, meinte Armin Jans. Stimmungsvoll untermalt wurde die Andacht von Lesungen von Radiojournalist Andreas Malessa und Gitarrenklängen von Klaus Göttler. Mihamm Kim-Rauchholz, Theologieprofessorin und theologische Referentin der Liebenzeller Mission berichtete von Gebetsgottesdiensten in ihrer Heimat Südkorea, die in vielen Kirchen regelmäßig zwischen 4 und 6 Uhr in der Frühe üblich sind – vor Arbeit und Schule. „Es gibt einen besonderen Frieden am frühen Morgen. Eine heilige Stille, eine Offenheit für Gott, nicht als Pflicht, sondern als Ausdruck des Vertrauens Gott gegenüber.“ Jünger Jesu seien Menschen, die zuerst hören, bevor sie sprechen. Mihamm Kim-Rauchholz empfahl ihren Zuhörern, sich jeden Morgen nicht nur äußerlich neu wecken zu lassen, sondern auch innerlich: „Dass ein Gott persönlich wird, gibt es in keiner anderen Religion als dem Christentum.“

In einer gemeinsamen Bibelarbeit sprach Mihamm Kim-Rauchholz mit der Pastorin und Autorin Franziska Klein und dem Leiter der jüdisch-messianischen Gemeinde „Ets Haim“ Igor Swiderski über das Thema „Sunrise – das klärende Licht“ und die biblische Geschichte der Verleugnung des Petrus. „Jesus bleibt in der Passion souverän. Petrus kennt den Plan nicht, möchte ihn wissen und sagt dann ganz großspurig, dass er Jesus treu bleibt und für ihn sein Leben lassen würde“, erklärte Franziska Klein den Bibeltext.

Mihamm Kim-Rauchholz sagte, dass Scheitern zur Realität gehöre: „Erfahrungen des Versagens lösen sich nicht im nächsten Moment wieder auf, nagen lange am Selbstwertgefühl und verunsichern uns im Hinblick auf unsere eigene Identität.“ Scheitern und Versagen seien Themen, die man nicht gerne im eigenen Leben anspricht und mit anderen teilt. „Umso interessanter ist es, dass Petrus der führende Apostel der Urchristenheit war.“ Die biblische Erzählung sei aufgeschrieben worden, als Petrus bereits Sprecher der Apostel war und viele Menschen durch ihn zum Glauben gekommen sind. „Das spricht nicht nur für die Authentizität des biblischen Berichts, sondern auch dafür, dass Petrus trotz seiner Autorität sein eigenes Scheitern nicht kleinredete und versteckte, sondern selbst dafür gesorgt hat, dass es weiter überliefert wird.“ Er habe das getan, weil durch das Scheitern etwas in seinem Leben geschehen sei, das seine Berufung geprägt habe.

Vor einiger Zeit hätte sie beim Lesen einer Seminararbeit einer ihrer früheren Studentinnen einen Aha-Moment gehabt, sagte Mihamm Kim-Rauchholz. Die Studentin fragte darin: „Wenn du die Wahl hättest zwischen einem Leben, in dem du keine Heilung brauchst und einem Leben, in dem du Heilung erfährst: Was würdest du wählen? Würdest du ein Leben wählen, in dem du nie Vergebung brauchst oder ein Leben, in dem dir Vergebung zuteilwird? Würdest du ein Leben wollen, indem du keine Hilfe brauchst oder wo du Hilfe erfährst? Und welches Leben würdest du wählen: Ein Leben, in dem du keine Gnade brauchst oder eines, in dem dir Gnade zuteilwird?“ Die erste Option sei immer einfacher. „Eigentlich würde ich immer die erste Option wählen“, sagte Mihamm Kim-Rauchholz. „Aber diese Worte haben mich nachdenklich gemacht. Die zweite Option hat etwas Wunderbares und Geheimnisvolles und sie bringt Liebe in diese Gleichung.“ Der Würgegriff, den die Angst vor dem Scheitern oft habe, dürfe das Leben nicht bestimmen. Ein Leben ohne Heilung, Gnade, Scheitern sei ein Leben, ohne geliebt zu werden: „Nur ein Leben, in dem wir lieben und geliebt werden, ist ein reiches und erfülltes Leben.“

Von seinem persönlichen Versagen berichtete Igor Swiderski. Ein älterer Mann hatte um ein Gespräch und Treffen gebeten, um mehr über den Glauben zu erfahren. Swiderski verschob das Treffen immer wieder, bis der Mann starb. Dieses Versagen sei eine Narbe in seinem Leben. Er schöpfe allerdings Hoffnung, da aus dieser Familie mittlerweile Menschen Interesse am Glauben hätten: „Wie im Leben von Petrus kann der Herr auch hier etwas Gutes entstehen lassen.“

Am Nachmittag besuchte ein kleiner Posaunenchor aus SPRING-Teilnehmenden ältere Menschen in einem Willinger Seniorenheim und erfreute sie mit einigen Liedern. Im Abendprogramm unterhielt eine große Spielshow Jung und Alt. Mirjana Angelina bot mit „Brautbriefe“ eine szenische Darstellung der Briefwechsel zwischen Dietrich Bonhoeffer und seiner Verlobten Maria von Wedemeyer. Über die Faszination Narnia sprachen Fabian Graßl und Roland Werner. Im Nachtprogramm gab es eine Retro-Night und Konzerte mit Jo Jasper, Bastian Benoa und Benni Scheidhauer. Filmemacher Alex de Vito erzählte von seiner Zeit als Dokumentarfilmer in den Kriegs- und Krisenregionen der Welt, die nicht im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen: „Ich liebe das Medium Film, weil es unglaubliche Wirkung erzielen kann.“ Er habe es erlebt, wie ein Film Tausende Leben retten konnte und dazu beigetragen hat, Menschen aus Foltercamps herauszuholen: „Es ist möglich, durch Filme in Katastrophengebieten die Welthilfe zu aktivieren.“

SPRING ist ein christliches Festival für Jung und Alt mit der Möglichkeit, aus einem vielfältigen Angebot an Impulsen, Musik, Action und Ermutigungen ein individuelles Programm zusammenzustellen. Das Festival dauert sechs Tage und findet seit 1998 immer in der Woche nach Ostern und seit 2010 in Willingen (Nordhessen) statt. Der Wunsch ist, dass Menschen auftanken können – für Körper, Kopf und Seele. SPRING will die „Familie Gottes“ zusammenkommen lassen. Deshalb ist bei SPRING jeder Mensch herzlich willkommen. Zusammen-wachsen durch Inspiration, miteinander und mit Gott – das erleben die Teilnehmenden gemeinsam. Veranstalter ist die Evangelische Allianz in Deutschland. Rund 400 Ehrenamtliche machen das Festival möglich.

Infos: www.meinspring.de