30.07.2018
Evangelische Allianz: Mehr gegen Zwangsprostitution in Deutschland tun!
Internationaler Tag gegen Menschenhandel: Viele Kinder sind unter den Opfern
Berlin (idea) – In Deutschland wird nicht genügend getan, um Frauen vor Zwangsprostitution zu schützen. Dieser Ansicht ist der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz des Bundestages und der Bundesregierung, Uwe Heimowski. Er äußerte sich anlässlich des Internationalen Tags gegen Menschenhandel am 30. Juli gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Heimowski hat zusammen mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Frank Heinrich das Buch „Der verdrängte Skandal. Menschenhandel in Deutschland“ (Brendow) herausgegeben und gehört zum Vorstand des Vereins „Gemeinsam gegen Menschenhandel“ (Berlin). Schätzungen zufolge gebe es in Deutschland bis zu 400.000 Prostituierte, sagte Heimowski. Laut Experten des Bundeskriminalamtes verkauften 80 bis 90 Prozent ihren Körper nicht freiwillig. „In Deutschland werden also täglich bis zu 360.000 Frauen gegen Geld vergewaltigt.“
Manche Familienclans verkaufen ihren eigenen Nachwuchs
Darunter seien vor allem Frauen aus Osteuropa und aus Afrika. Bei einem Besuch in Rumänien und Moldawien hätten ihm örtliche Menschenrechtler berichtet, dass manche Familienclans einen Teil ihres Nachwuchses bewusst nicht bei den Behörden anmeldeten. Man habe bereits vor der Geburt beschlossen, dass die Babys später „gehandelt“ werden sollen: „Sie werden als Kinder nach Russland, in die Türkei oder nach Westeuropa verkauft. Niemand vermisst sie, niemand kennt sie, keiner weiß, wie viele betroffen sind.“ Er sei dankbar für das im Juli 2017 in Kraft getretene Prostituiertenschutzgesetz. Demzufolge müssen Prostituierte nun ihre Tätigkeit anmelden und regelmäßig eine gesundheitliche Beratung in Anspruch nehmen. Bordell-Betreiber müssen Mindeststandards bei Personal, Hygiene und Sicherheit erfüllen.
Deutschland sollte ein „Sexkaufverbot“ einführen
Doch das Gesetz gehe noch nicht weit genug, betont Heimowski. Er plädiert für ein Gesetz, das Männer bestraft, die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen. Ein solches „Sexkaufverbot“ bestehe bereits in Schweden, Norwegen, Island, Irland und Frankreich. Die Erfahrungen mit diesem sogenannten „Nordischen Modell“ seien positiv, so Heimowski. Die Frauen nähmen dann Hilfsangebote stärker in Anspruch, weil sie keine strafrechtlichen Konsequenzen zu befürchten hätten: „Wahrscheinlich wird man Prostitution im Kern in einer Gesellschaft nie ganz auslöschen können. Aber wenn man die Sexkäufer bestraft, wenn Prostitution verboten ist, dann verändert sich auch etwas im Bewusstsein der Männer. Dann wir klarer, dass man Frauen nicht kaufen kann und darf.“
200 Millionen Menschen weltweit sind Opfer von Menschenhändlern
Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) sind weltweit über 200 Millionen Menschen Opfer von Menschenhändlern. Über zwei Drittel von ihnen werden in die Prostitution gezwungen. Laut dem Kinderhilfswerk Unicef sind weltweit rund 28 Prozent der entdeckten Opfer von Menschenhandel Kinder und Jugendliche. In Afrika südlich der Sahara, Zentralamerika und der Karibik machten sie mit über 60 Prozent einen noch höheren Anteil an den registrierten Opfern von Menschenhandel aus. Die tatsächliche Zahl sei vermutlich noch höher. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenrechte und humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Brand, sagte, der zu erzielende Profit mit der „Ware Mensch“ sei höher als der mit illegalem Drogen- und Waffenhandel. Die Opfer dieses perfiden Geschäfts seien zudem immer von Neuem ausbeutbar. Mit falschen Versprechungen würden die Betroffenen in Zwangsverhältnisse gebracht, denen sie kaum entkommen könnten: „Gelingt ihnen die Befreiung, bleiben sie oft ein Leben lang mit schwersten Traumatisierung zurück.“ Es bleibe eine Herausforderung für die internationale Staatengemeinschaft, Menschenhändler und Schleuser das Handwerk zu legen.