28.10.2007
Werte Award erstmals verliehen
„Gegen den Strom zu schwimmen, ist nicht immer leicht“ <br />
(Hannover) Die „Helden des Alltags“ haben gestern in Hannover im Expo-Wal einen außergewöhnlichen Preis verliehen bekommen: den Werte-Award der Neues Leben Stiftung (Altenkirchen/Ww.). In seiner Laudation zur Preisverleihung sagte der Geschäftsführer von Bibel-TV und Jury-Mitglied Henning Röhl (Hamburg), es gehöre Mut und Kraft dazu, gegen den Strom zu schwimmen und sich anderen Menschen zuzuwenden. Die Preisträger des ersten Preises in den drei Kategorien „couragiertes Handeln“, „innovative und strukturverändernde Projekte“ und „herausragendes Lebenswerk“ erhielten der 78jährige Rentner Johannes Strohm (Schorndorf), die „Arche“ (Chemnitz) und die als „Mutter Teresa von Dresden“ bekannt gewordene 81jährige Sabine Ball.
„Beim Werte-Award geht es nicht um die Promis, sondern um die wahren Helden. Die Preisträger haben Nächstenliebe in außerordentlicher Weise geübt. Sie haben selbstlos gehandelt. Sie wollten nicht in die Geschichte eingehen, sondern einfach anderen Menschen helfen“, sagte Henning Röhl beim Festakt.
Nicht „Helfersyndrom“, sondern Nächstenliebe pur
Eine siebenköpfige Jury hat aus einem Pool von über 100 Vorschlägen die insgesamt neun Preisträgern in den drei Kategorien gekürt. Den ersten Platz in der Kategorie „Couragiertes Handeln im Alltag“ erhielt der 78jährige Rentner Johannes Strohm (Schorndorf). Der 78-jährige nutzt seine Zeit als Rentner, um sie für andere einzusetzen. So ist er manchmal Babysitter, Haushaltshilfe und Brötchenservice in Personalunion. Nicht Helfersyndrom, sondern der Wert zwischenmenschlicher Beziehungen ist für Strohm dabei das Motiv. Sein Glaube – „Früher habe ich fromm geredet, heute bin ich fromm“ – steht dabei über allem. Strohm wacht nachts bei Sterbenden, kümmert sich um Demenzkranke oder ist auch schon mal „Leihopa“.
Den ersten Platz in der Kategorie für „innovative und strukturverändernde Projekte“ erhielt die „Arche“ in Chemnitz. Dahinter verbirgt sich ein Jugendzentrum, das von engagierten jungen Christen geleitet wird. „Dafür wurde ein altes, ziemlich heruntergekommenes Haus komplett umgebaut. Seitdem haben wir über 1000 offene Jugendveranstaltungen durchgeführt. Vom Konzert über Discos bis hin zu Jugendgottesdiensten“, berichtet Tilo Reichold vom Arche-Verein. Anfang 2000 wurde das Kino Weltecho gekauft. Dieses Kino ist nun die neueste Baustelle, denn es soll komplett zu einem neuen Jugendzentrum umgebaut werden. Zwei von vielen Projekten, die in die Auswahl gekommen sind.
Der erste Preis der Kategorie „herausragendes Lebenswerk“ ging an Sabine Ball (Dresden). Die heute 81 jährige Sabine Ball hat ein bewegendes Leben hinter sich. Sie musste aus Königsberg flüchten, erlebte 1945 die Bombardierung Dresdens mit, absolvierte eine Hotellehre in den USA, leitete einen Yacht-Club in Miami, heiratete einen Millionär, gründete in Kalifornien eine Hippie-Kommune. 1993 zurück in Deutschland hatten es ihr besonders die Problemkinder aus der Dresdner Neustadt angetan. Ihnen wollte sie helfen wegzukommen von Drogen, Alkohol, Kriminalität. Sie gab ihnen Zeit, Wärme, Essen, Kleidung und Hoffnung. Der stoffwechsel e.V. ist ihr Werk. Seit nunmehr 14 Jahren sorgt der Verein dafür, dass Kinder und Jugendliche in zwei verschiedenen Stadtteilen in Dresden einen zentralen Anlaufpunkt haben. Egal wo Sabine Ball anzutreffen ist, immer erzählt sie freimütig von den Erfahrungen ihres abenteuerlichen Lebens und versucht Menschen zu ermutigen und herauszufordern ihr Leben ganz unter Gottes Führung zu stellen – „weil jeder einzelne Mensch in Gottes Augen unendlich wertvoll ist.“
„Hervorragende Beispiele, wie Werte gelebt werden“
Der Vorsitzende des Stiftungsrates der Neues Leben Stiftung, Prof. Dr. Helmut Schaal (Walddorfhäslach) äußerte sich begeistert von der Veranstaltung: „Unser Ziel war es, den Menschen, die sonst nicht im Rampenlicht stehen, ein Podium zu geben. Wir möchten Menschen fördern, die Werte praktisch im Alltag umsetzen. Die vielen Vorschläge für diesen Preis haben dokumentiert, dass es hervorragende Beispiele dafür gibt.“
Vor über 400 Gästen erhielten am Sonntag, den 28. Oktober im Expo-Wal außerdem Preise: Simon Veigel (Egenhausen) für die Jugendarbeit „More of God“, Schwester Monika Hesse (Bernau) für ihr Kinderhaus Sonnenblume, das Bollerwagen-Spielmobil für Kinder in St. Pauli vom Jesus-Center Hamburg und das Strahlemann-Projekt „Jobs für Jugendliche“ aus Heppenheim. Für ihr herausragendes Lebenswerk wurden außerdem ausgezeichnet Jochen und Waltraut Buhrow (Hannover) für ihre Drogenhilfe „Neues Land“ und Richard und Brigitte Straube (Dautphetal-Buchenau), die 1970 das „help center“ gegründet haben.
Zur Jury gehören der SWR-Rundfunkredakteur Martin Falk, der MdL und Vorsitzende der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag, Dr. Fritz Hähle, die Herausgeberin der Zeitschrift Lydia, Elisabeth Mittelstädt, der Pfarrer i.R. und 1. Vorsitzende von World Vision Deutschland, Wilfried Reuter, der Geschäftsführer von Bibel-TV, Henning Röhl, der Bürgermeister Christoph Waffenschmidt und der Rundfunkbeauftragte der EKD, Bernd Merz.