12.06.2007

Missionare als Unruhestifter

Runder Tisch für Evangelisation: Missionsbefehl nicht verkürzen<br />

Missionare als Unruhestifter

Runder Tisch für Evangelisation: Missionsbefehl nicht verkürzen

B e r l i n (idea) – Wer missionarisch aktiv ist, muss damit rechnen, als Fundamentalist bezeichnet zu werden. Politiker wollen eine „Religionsruhe“; deshalb gelten Missionare als Unruhestifter. Das sagte der Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, Pastor Ingolf Ellßel (Tostedt/Nordheide), am 11. Juni in Berlin beim Runden Tisch der Koalition für Evangelisation in Deutschland. Widerstände gegen die Mission seien das Normale und von Jesus Christus auch vorhergesagt. „Der Versuch, das Evangelium so weiter zu geben, dass alle klatschen, ist sicher schon oft unternommen worden“, so Ellßel. Doch bringe der Absolutheitsanspruch Jesu Christi, der einzige Weg zu Gott zu sein, eine Schärfe in die Verkündigung, „die wir nicht gesucht haben“. Der Präses stellte die Frage, ob sich Christen heute aus dem Missionsauftrag nur das heraussuchten, was ihnen angenehm sei. So habe Jesus nicht nur zur Verkündigung des Evangeliums aufgefordert, sondern auch geboten, Kranke zu heilen sowie missionarisch selbst dann initiativ zu werden, wenn die Finanzierung noch nicht gesichert sei.

Evangelikale Mentoren gesucht

Ellßel forderte dazu auf, nicht nur selbst Verkündigung zu betreiben, sondern auch gezielt Nachwuchs für diese Arbeit zu fördern. Billy Graham, der bekannteste Evangelist, habe vor wenigen Jahren gesagt, wenn er noch einmal von vorne anfangen könnte, würde er zwölf Personen aussuchen und in deren evangelistische Entwicklung investieren. Die praktische Umsetzung von Ellßels Appell bereitet derzeit das Christliche Mentoren-Netzwerk vor. Betrieben wird diese Initiative unter anderen vom Leiter der überkonfessionellen Bewegung „Marburger Kreis“, Stefan Pahl (Gerden bei Hannover), und dem Vorsitzenden des Jugendkongresses „Christival“, Roland Werner (Marburg). Sie suchen mindestens 100 erfahrene christliche Leiter, die bereit sind, sich innerhalb von zwei Jahren vier bis acht Mal mit jüngeren Christen (unter 40) zu treffen, um sie bei ihrer Entwicklung zu beraten und zu ermutigen. Ende des Jahres soll ein entsprechendes Angebot für junge Leute im Internet zur Verfügung stehen.

Jugendliche nicht integrierbar?

Die Jugendevangelisten Rolf Zwick und Tobias Klug vom evangelikalen Weigle-Haus in Essen machten darauf aufmerksam, dass sich junge Menschen im Leben herkömmlicher Gemeinden zu wenig wiederfänden. Wenn Jugendliche bei einer Evangelisation Christen würden, kämen sie häufig in eine Gemeinde, deren Musikstil nicht zu ihnen passe, deren Sprache sie nicht verstünden, der Regeln ihnen nicht einleuchteten und deren Gottesdienste zu einer Zeit begönnen, zu der einige von ihnen gerade erst nach Hause kämen. Selbst 30 bis 50 Prozent der Jugendlichen von Gemeindemitgliedern könnten nicht in die Gemeinde ihrer Eltern integriert werden. Eine Alternative seien deshalb Jugendkirchen, in denen die jungen Leute selbst Verantwortung trügen. Das Prinzip, dass alle Christen zu einem gemeinsamen Gottesdienst zusammenkommen, funktioniere nicht mehr. Schon heute werde nur noch ein Teil der Gemeinde mit dem herkömmlichen Gottesdienstangebot erreicht. Die Koalition für Evangelisation wird getragen von der Deutschen Evangelischen Allianz und der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) im Diakonischen Werk der EKD. Vorsitzende ist Pfarrerin Birgit Winterhoff (Halle/Westfalen), Stellvertreter sind der frühere AMD-Generalsekretär Hartmut Bärend (Berlin) und Allianz-Generalsekretär Hartmut Steeb (Stuttgart). Der Trägerkreis hat 253 Mitglieder. (12.06.2007/09:31)