28.02.2006

Wenn ein Evangelist die Sprache verliert

Friedhold Vogel, Mitglied im Arbeitskreis Gebet, über seine Erkrankung

Wenn ein Evangelist die Sprache verliert

Friedhold Vogel, Mitglied im Arbeitskreis Gebet, über seine Erkrankung

Er ist Evangelist, Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche, Leiter des „Runden Tisches Gebet“ der Koalition für Evangelisation in Deutschland und auch Mitglied im Arbeitskreis Gebet der Deutschen Evangelischen Allianz:: Friedhold Vogel (68, Karlsbad bei Karlsruhe). Auf vielen evangelikalen Konferenzen und Seminaren war er anzutreffen und bei missionarischen Wochen zu hören. Nun hat ihm eine Krankheit das wichtigste Instrument eines Evangelisten geraubt: die Stimme. Wie er mit diesem Schlag umgeht, berichtet Vogel im folgenden Beitrag für die Nachrichtenagentur idea:.
"Als im Januar 2005 meine Frau nach einer langen Krankheitsphase heimgerufen wurde, habe ich mich an ihrem Sterbelager unter Tränen neu Jesus Christus ganz zur Verfügung gestellt. Ich betete, daß ich ihm ungeteilt bis zur letzten Stunde meines Lebens als Evangelist dienen will. Schon wenige Wochen danach gab es kaum noch eine Lücke in meinem Terminkalender. Aber dann kam alles ganz anders als geplant. Es stellten sich seltsame Sprachprobleme ein. „Das gibt sich“, dachte ich und war weiterhin pausenlos im Einsatz. Aber es wurde zunehmend problematischer. Bei einem stationären Aufenthalt in der Uni-Klinik in Tübingen wurde dann ALS – Amyotrophe Lateralsklerose – diagnostiziert, ein unaufhaltbares Absterben der Nerven, die für die Muskeln zuständig sind. Endstation: völlige Lähmung. Es war ein Schock für mich und zugleich ein Fragen: Herr Jesus Christus, was willst Du mir sagen? Ich habe bis heute noch keine Antwort, aber ich habe in den zurückliegenden Monaten immer wieder Gottes besondere Liebe und Fürsorge erlebt.

Ermutigendes Psalmwort

Bei zwei aufeinanderfolgenden Gebetsseminaren, als die Sprechprobleme schon ziemlich fortgeschritten waren, wurde ich jeweils auf eine besondere Weise durch das Bibelwort ermutigt: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohlmachen“ (Psalm 37,5). Ich entdeckte es bei dem ersten Seminar auf einem Poster, das auf dem Büchertisch lag. Bei dem zweiten Seminar stand es an der Pinwand im Arbeitszimmer der Frau des Pastors, in dem ich übernachtete. Als mir mehr und mehr bewußt wurde, daß ich meine Wohnung aufgeben muß, um in ein entsprechendes Pflegeheim zu ziehen, hat mir ungefragt der geistliche Leiter der Bibelkonferenzstätte Langensteinbacherhöhe, Pastor Andreas Schäfer, die Frage gestellt, ob ich mir ein Bleiben im Konferenzzentrum in Karlsbad bei Karlsruhe vorstellen könnte. Der Arzt des Hauses stehe mir zur Verfügung und ebenfalls Krankenschwestern, die zur Gemeinde gehören. Dieses Angebot berührte mich sehr stark, weil ich einmal zu meiner Frau sagte: „Wenn Du nicht mehr lebst, dann ziehe ich auf die Langensteinbacherhöhe.“

Gott schenkte eine neue Frau

Zuletzt schenkte mir Gott eine liebevolle Lebenspartnerin, die mir jetzt eine unentbehrliche Hilfe ist. So habe ich noch einmal geheiratet, auch wenn ich das Ja-Wort nicht mehr laut sagen konnte. Eine große Ermutigung waren und sind auch die vielen Beterinnen und Beter, die mir immer wieder mitteilen, daß sie um Gottes Eingreifen bitten. Inzwischen kann ich nicht mehr sprechen und spüre auch, wie die Kräfte langsam nachlassen. Ich halte mich in allen Anfechtungen an die Verheißung, mit der Jesus Christus mich am Anfang der Krankheit zweimal besonders ansprach und ermutigte: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohlmachen.“ Ich weiß, daß für den Herrn, dem ich gehöre, Wunder kein Problem sind – und ich weiß zugleich, daß er einen Plan mit meinem Leben hat, wie auch immer die Zukunft aussieht."