09.09.2002

Die Deutsche Evangelische Allianz trauert um Johannes Nitsch

Nach kurzer schwerer Erkrankung verstarb der Musiker am 5. September

Die Deutsche Evangelische Allianz trauert um Johannes Nitsch

Nach kurzer schwerer Erkrankung verstarb der Musiker am 5. September

Die Deutsche Evangelische Allianz trauert mit Familie Nitsch über den Tod von Johannes Nitsch. Ende Juli erfreuten sich noch über 2000 Besucher der Blankenburger Allianzkonferenz an der Musik von Johannes Nitsch, dann die Entdeckung des Tumors, die ersten Bestrahlungen und zwei Operationen in der Marburger Uni-Klinik. Jetzt, am 5. September 2002, die schreckliche Nachricht von seinem Tod.
Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Peter Strauch schrieb für die Zeitschrift „Christsein heute“ einen Nachruf, den wir auszugsweise veröffentlichen:

Abschied von Johannes Nitsch

Meine erste Begegnung mit Johannes Nitsch liegt über 30 Jahre zurück. Das war in der Freien evangelischen Gemeinde am Hamburger Holstenwall. „Gospelnight“ nannte sich die Veranstaltungsreihe, die Erhard Diehl als damaliger Jugendpastor der norddeutschen FeG's ins Leben gerufen hatte. Johannes sang und spielte mit einer kleinen Gruppe, die fast ausschließlich aus der großen Nitsch-Familie bestand und zu dem damaligen Chor der Christussänger gehörte. Ich war Gemeindepastor in Hamburg-Sasel und von der Musik und geistlichen Ausstrahlung der Gruppe begeistert. Wenig später begegneten wir uns auf einem Jugendtag in Cuxhaven, und nachdem ich 1973 die Leitung der Jugendarbeit des Bundes Freier evangelischer Gemeinden übernommen hatte, kam es zu einer engen Zusammenarbeit mit Johannes Nitsch in vielen Veranstaltungen. Es war die Zeit der Jesusbewegung, und überall im Land trafen sich junge Leute, um andere mit der Guten Nachricht von Jesus bekannt zu machen. Da die Gruppe von Johannes einen Namen brauchte, und die „Nitschens“ alle aus Neukirchen am Niederrhein kamen, nannte sie sich nun das „Neukirchener Team“. Die Einsätze fanden in Gemeindesälen und Schulaulen statt, auf Konferenzen und großen Bundesjugendtreffen in Koblenz. Eines Tages bat mich Johannes, ihn und seine Anneliese zu trauen. Dabei fiel es Johannes sichtlich schwer, bei seiner eigenen Hochzeit nicht in die Tasten zu greifen, das holte er dann bei der sich anschließenden Familienfeier nach. Seine musikalische Begabung war das Instrument, mit dem er Gott diente und die Gute Nachricht von Jesus seinen Zuhörern ins Ohr und Herz spielte.

Johannes Nitsch gehörte zu den Künstlern, die diese Berufung nie aus den Augen verloren, weder auf den großen noch auf den kleinen Bühnen. Mit seinen Poporatorien prägte er Tausende von Besuchern in großen Hallen, aber auch in vielen kleinen Veranstaltungen war er unterwegs, um Menschen zu erfreuen und auf den hinzuweisen, der die Quelle des Lebens ist. Unvergesslich bleibt die Uraufführung von „Joseph“ auf dem Nürnberger Christival, seitdem zieht das Lied von der Versöhnung in der christlichen Welt Kreise. Für die Freien evangelischen Gemeinden bleibt auch seine Mitwirkung auf dem Kasseler G!Kongress unvergessen und seine Vertonung des Kongressliedes: „Jesus, leite mich mit deinen Augen“ . Als wir vor über 10 Jahren in der Wittener FeG zwei gemeinsame Abende mit Liedern und Texten aus „Begegnungen“ hatten, wurde mir bewusst, wie viel Johannes daran lag, dass diese Botschaft wirklich die Herzen der Menschen erreichte. Das kam auch bei Veranstaltungstourneen und Einsätzen mit unserer Zeltmission zum Ausdruck, an denen er mitwirkte.

Seit einigen Jahren gehörte Johannes Nitsch zum Mitarbeiterstab der Allianzkonferenzen in Bad Blankenburg. Zwar gab es für ihn dort nur wenige solistische Auftritte, er brachte sich vor allem als musikalischer Begleiter des Allianzchores und der gemeinsamen Lieder ein. Vermutlich gibt es nicht viele Künstler, für die eine solch eher „bescheidene“ Mitarbeit so selbstverständlich ist. Für Johannes stand eben nicht die musikalische Begabung im Zentrum, sondern Jesus Christus und seine Liebe zu den Menschen. So war auch seine Musik in erster Linie für die Verkündigung und das gemeinsame Singen in Kirchen und Gemeinden gedacht. Nach der Durchsicht meiner ersten Version des ProChrist-Liedes meinte Johannes, ich solle eine Passage der Melodie verändern, damit sie für die Menschen leichter singbar sei. Auch seine wunderschönen Melodien aus Musicals und Oratorien vereinfachte er konsequent, wenn sie für das gemeinsame Singen in Liederbüchern veröffentlicht werden sollten. Beeindruckt hat mich auch immer wieder seine Sensibilität. Sie gab ihm ein Gespür für die musikalischen Ausdrucksformen bei Produktionen wie z.B.„Lieder wi(e)der die Angst“.

Seit einigen Monaten sind wir als Evangelische Allianz mit der Planung der Impulstour beschäftigt, einer Reihe von Veranstaltungen, die 2004 in acht deutschen Großstädten stattfinden sollen. Dazu wünschten wir uns ein Musical von Johannes Nitsch und Jürgen Werth, und während die Texte von Jürgen Werth inzwischen fertig sind, war Johannes Nitsch nun dabei, die Musik zu schreiben. Gott rief ihn mitten aus dieser Arbeit heraus, und es ist nicht zu begreifen, weshalb das geschah. Nur wenige Tage nach der Allianzkonferenz kam die Nachricht von dem entdeckten Tumor, und viele Menschen beteten seitdem mit Anneliese und Johannes um seine Heilung. Am 24. August schrieb er meiner Frau und mir, er wisse sich mit seiner Familie in Gottes liebevoller Vaterhand geborgen und von vielen Betern umgeben. Dass dieses Bewusstsein der Geborgenheit trotz aller Erschütterungen nicht verloren geht, dazu brauchen Anneliese Nitsch mit den Söhnen Clemens und Sebastian nun mehr denn je unsere Gebete. Viele Menschen trauern mit ihnen, ebenso mit der Mutter und den Geschwistern von Johannes, von denen zwei Pastoren in unserem Bund sind. Vor zwei Wochen las ich in der evangelischen Kirche von Zingst einen Satz Dietrich Bonhoeffers: „Ich weiß, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dazu braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.“ Nein, das Böseste ist es nicht, aber etwas unglaublich Schmerzhaftes, wenn Gott einen Menschen von uns nimmt, der zu uns gehört und den wir lieben. Dass selbst daraus Gutes und Bestes werden kann, dafür sollten wir von ganzem Herzen beten.

Peter Strauch
Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden
und Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz