22.09.2020

Forum evangelischer Freikirchen: Pastorentreffen

Steeb: Wir leben in Zeiten der Begriffsverwirrung

Der ehemalige Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb.

Paderborn (idea) – Wir leben in Zeiten der Begriffsverwirrung. Diese Ansicht vertrat der ehemalige Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), bei einem Pastorentreffen des Forums evangelischer Freikirchen in Paderborn.

Die Bedeutung wichtiger Begriffe sei in den vergangenen Jahren „unter der Hand verändert“ worden. „Früher war zum Beispiel klar: Wenn man von Ehe redet, dann redet man einer lebenslangen Liebes- und Treuegemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau“, sagte Steeb.

Heute werde dieses Wort aber auch für Partnerschaften von zwei Männern oder zwei Frauen verwendet. Es sei durchaus vorstellbar, dass in naher Zukunft auch Gemeinschaften von mehreren Partnern unterschiedlichen Geschlechts als „Ehen“ bezeichnet würden.

Auch der Begriff der Geschlechtlichkeit werde umgedeutet. Während früher klar gewesen sei, dass Kinder als Mädchen oder Jungen geboren werden, versuchten Vertreter der Gender-Ideologie heute ein neues Verständnis durchzuboxen, nachdem es eine große Zahl verschiedener Geschlechter gebe und die Menschen sich ihre Zugehörigkeit jeweils selbst aussuchen könnten.

Toleranz ist nicht dasselbe wie Akzeptanz

Ein weit verbreitetes Missverständnis betreffe auch den Begriff der „Toleranz“. Toleranz bedeute, eine abweichende Meinung oder Verhaltensweise zu erdulden, die man selbst ablehne. Sie werde oft mit „Akzeptanz“, also mit einem zustimmenden Werturteil verwechselt. Wer heute etwa praktizierte Homosexualität toleriere, aber sich kritisch zu ihr äußere, müsse damit rechnen, „dass das als Diskriminierung ausgelegt wird und dann gleichsam die Akzeptanz sogar mit Mitteln des Strafrechts durchgesetzt wird“.

Ein fragwürdiges Toleranzverständnis zeige sich auch in dem Versuch von Anhängern der Gender-Ideologie, die sogenannte gendergerechte Sprache durchzusetzen. So gebe es im Bildungsbereich teilweise schon die Vorgabe, dass ein Verzicht auf die neuen Schreibweisen zu einem Abzug in der Bewertung führen müsse. „Hier zeigt sich, dass die neue geforderte Toleranz schneller als man denken kann zu einem Totalitarismus entartet“, so Steeb.