04.01.2019

Die SEA trauert um ihren ehemaligen Präsidenten

Kurt Spiess, früherer Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA, verstarb am 25. Dezember 2018 in St. Gallen.

Kurt Spiess, früherer Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA, verstarb am 25. Dezember 2018 in St. Gallen nach einem längeren Krebsleiden. «Er kann jetzt sehen und erleben, was er glaubte», schreibt die Familie in der Todesanzeige. Heute Nachmittag um 14.30 Uhr wird eine Gedenkfeier in der Stami St. Gallen stattfinden.


Kurt Spiess übernahm 2001 das Amt des Präsidenten in einer schwierigen Zeit. Die SEA war in einer grossen Finanz- und Vertrauenskrise. Zusammen mit dem Vorstand und dem damals neuen Zentralsekretär Hansjörg Leutwyler brachte Kurt Spiess die SEA wieder auf einen guten Kurs. Nach drei Jahren waren die Schulden beglichen und die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern konnte auf ein neues Fundament gestellt werden. 2004 gab Kurt Spiess sein Amt in neue Hände.

 
Wilf Gasser, der aktuelle SEA-Präsident, ist heute noch dankbar: «Ich lernte Kurt Spiess in einer Zeit kennen, als Etiketten wie charismatisch, anti-charismatisch, evangelikal, pfingstlich etc. noch gerne benutzt und leicht verteilt wurden. Kurt war damals für mich DER Brückenbauer par excellence. Allianz war für ihn nicht in erster Linie eine Organisation, sondern ein Lebensstil. Seine Weitherzigkeit und die damit verbundene Freiheit haben viele von uns geprägt. Danke Kurt!»


Mitten in seiner Krankheitszeit teilte Kurt Spiess am 13. März 2018 sein Anliegen und Herz in einem Porträt auf Radio Life Channel und am 30. Juni 2018 war er noch Gast im «Fenster zum Sonntag».

 

Nachfolgend eine Würdigung von Hanspeter Nüesch, ehemaliger Leiter von Campus für Christus:

Pionier und Brückenbauer: In Memoriam Kurt Spiess
Ich schaue mit grosser Dankbarkeit auf das Leben von Kurt Spiess zurück, mit dem mich schon seit früher Kindheit vieles verband. «Das ist der beste Puncher (Ersteller von Lochkarten zur Herstellung von Stickereien), den wir je hatten.» Dieses Kompliment über Kurt Spiess beeindruckte mich damals als Primarschüler sehr. Vom Hof unseres Hauses aus, wo ich im dritten Stock wohnte, schaute ich ihm zu, wie er im Parterre wunderschöne Motive erstellte – schon damals zeigte sich seine kreative Ader – und immer ein gutes Wort für uns Kinder hatte. Da mein Vater gleichzeitig auch von seiner persönlichen Sekretärin Esther schwärmte, war es vorauszusehen, dass Kurt und Esther bald auch voneinander schwärmten und heirateten.

Mein erster tiefgreifender Kontakt hatte ich mit Kurt während meiner Zeit als Student an der HSG in St. Gallen. Er war damals Pastor der dortigen Freien Evangelischen Gemeinde. Zusammen mit dem Leiter der Stadtmission, Walter Gschwandner, trafen wir uns zu dritt jeden Mittwochnachmittag, um auf den Knien für die Schweiz im Gebet einzustehen. In dieser Zeit lernte ich Kurt als Beter mit einem grossen missionarischen Herzen kennen. Wir diskutierten auch offen über heisse Themen wie den Stellenwert der Geistesgaben im persönlichen Leben und Dienst. Seit dieser Zeit war Kurt für mich der Inbegriff eines progressiven Menschen, der aufrichtig nach Wegen suchte, um Gott und den Menschen wirkungsvoller dienen zu können. Er war dankbar für seine pietistische Herkunft und hielt ihr bis zum Lebensende die Treue. Gleichzeitig wollte er sich allein an dem ausrichten, was das Wort Gottes sagte und wie er sich vom Heiligen Geist geführt wusste. Das bereitete ihm und seinem freikirchlichen Umfeld dann und wann auch manche Schwierigkeiten. Als Student war ich dankbar für diesen Progressiven in konservativem Gewand, der für mich immer mehr zu einem Vorbild als Pionier und Brückenbauer zwischen den Fronten wurde.

Mutig stand Kurt dafür ein, wenn er etwas gut fand, auch wenn es nicht dem damaligen evangelikalen Mainstream entsprach. So unterstützte er mich einmal mutig an einer Medienkonferenz einer Explo, als ein deutscher Bruder mich heftig kritisierte über die kirchliche Breite der Referenten. Wie dankbar war ich damals für Kurts Rückendeckung! Dieses mutige Einstehen für die Geschwister, auch wenn diese als «extreme Charismatiker» abgestempelt wurden, war sicher der Grund, warum Gott Kurt immer wieder als Brückenbauer und Vernetzer im Leibe Christi gebrauchen konnte, so als Präsident von Credo 91 und dem damit verbundenen Christustag und schliesslich als Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz. Ich habe wenige christliche Leiter kennengelernt, bei denen ein tiefes missionarisches Anliegen (Beispiel: Lancierung der «Migros-Bibel») mit einer solchen Demut und mit einem solchen Bewusstsein der eigenen Schwächen und Ergänzungsbedürftigkeit gekoppelt war. Kurt war jemand, der Fehler eingestehen konnte und um Vergebung bat, wenn er es für angebracht hielt. Kurt ist für mich ein leuchtendes Beispiel, was Gott aus einer Person machen kann, die sich ihm zur Verfügung stellt und ein Leben lang in Gottes Schule verbleibt.

Und noch etwas verband mich mit Kurt: seine Liebe zu den Bergen und den Schönheiten der Natur. Voll Begeisterung konnte er mir die letzten gefundenen Wurzeln zeigen und einen zufällig gefundenen kleinen Bergkristall, auch wenn dieser mir als Hobbystrahler nur ein mildes Lächeln entlockte. Kurt war ein bodenständiger Mensch, der sich auch an Kleinigkeiten des Alltags freuen konnte.

«Danke Kurt für Deine Freundschaft, Deine Leidenschaft und Dein Vorbild. Ich und mit mir Unzählige werden Dich vermissen. Gott hat Dich wesentlich gebraucht, um den Leib Christi in unserem Land zusammenzubringen, weil Jesus Christus und das Wort Gottes immer Deine Mitte bildeten.»

  Schweizerische Evangelische Allianz SEA