18.03.2019

Evangelische Allianz: Die Einheit über das Trennende stellen

Vorsitzender Vetter: Die Unterschiede „hinter dem Komma“ aushalten

Gladbeck (idea) – Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Ekkehart Vetter (Mülheim an der Ruhr), hat dazu aufgerufen, die Allianz vor allem als Einheitsbewegung zu sehen und nicht das Trennende zwischen den Konfessionen – etwa das unterschiedliche Tauf- und Abendmahlsverständnis – in den Vordergrund zu stellen. Er äußerte sich bei einer Veranstaltung der Evangelischen Allianz Gladbeck. Sein Vortrag stand unter dem Thema „Die Evangelikalen: Ihr Glaubensverständnis und ihre Werte“. Wie Vetter sagte, waren 1846 bei der Gründung des evangelikalen Dachverbandes in London bereits Christen aus 52 Denominationen dabei. In Deutschland sei vor etwa 30 bis 40 Jahren eine enge Zusammenarbeit mit Pfingstlern und Charismatikern noch nicht gewollt gewesen. Die 1996 veröffentlichte „Kasseler Erklärung“ habe aber dann eine Mitarbeit von Christen aus dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) in örtlichen Evangelischen Allianzen ermöglicht. Beim Schriftverständnis oder bei ethischen Fragen gebe es große Schnittmengen. Deswegen könne man die Unterschiede „hinter dem Komma“, etwa bei der Betonung der Geistesgaben, im geschwisterlichen Miteinander aushalten.

Offenheit der Allianz ist nicht grenzenlos

Die Bandbreite der evangelikalen Bewegung spiegele sich auch in der Zusammensetzung des Hauptvorstandes der Deutschen Evangelischen Allianz. 28 von 59 Mitglieder (47,5 Prozent) gehörten einer evangelischen Landeskirche oder einer Landeskirchlichen Gemeinschaft an, die anderen kämen aus unterschiedlichen Freikirchen. Insgesamt seien 15 Denominationen vertreten. Neben Vertretern aus russlanddeutsch geprägten Gemeinden gehörten mit Martin Reakes-Williams (Leipzig) auch ein Anglikaner dem Gremium an sowie zwei Pastoren mit Migrationshintergrund – der aus Ghana stammende Richard Aidoo (Düsseldorf) und der gebürtige Sudanese Yassir Eric (Korntal bei Stuttgart). Doch die Offenheit der Allianz sei nicht grenzenlos, betonte Vetter. Wer mitarbeite, sollte ihrer Glaubensbasis zustimmen und sich „allianzkompatibel“ verhalten, etwa wie es in dem Papier unter dem Titel „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ erläutert werde. Das Dokument hatten der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), die Weltweite Evangelische Allianz und der Päpstliche Rat für Interreligiöse Angelegenheiten der römisch-katholischen Kirche im Jahr 2011 gemeinsam verabschiedet. Es enthält Prinzipien und Empfehlungen, wie sich der christliche Glaube öffentlich angemessen bezeugen lässt. Unter anderem geht es darum, Manipulation in der Mission abzulehnen, die Freiheit, den Glauben zu bezeugen und die Religion zu wechseln, sowie um Respekt für alle Menschen ungeachtet ihrer Religion und um den Aufbau interreligiöser Beziehungen.

Wir brauchen einen „ganz neuen geistlich-missionarischen Aufbruch“

Wie Vetter weiter sagte, ist die Allianz eine Gebets-, Bibel- und Evangelisationsbewegung: „Wir brauchen in unserem Land auch vor dem Hintergrund der Entwicklung der vergangenen Jahre einen ganz neuen geistlich-missionarischen Aufbruch.“ In einigen Jahren würden weniger als 50 Prozent der Bevölkerung einer Kirche angehören. Gleichzeitig nehme der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund zu. Es gelte, „den Schalter umzulegen“ und auf die Menschen zuzugehen, die im Umfeld der eigenen Gemeinde wohnten: „Wenn wir das nicht tun, werden wir irgendwann eine gemeindliche Pflegestufe beantragen müssen.“ Vetter rief dazu auf, für Migranten zu beten und einen einladenden Glauben vorzuleben: „Wenn Muslime zum christlichen Glauben finden, was derzeit vermehrt geschieht, dann bewegt sich auch in ihren Herkunftsländern etwas.“ Vetter wurde Ende 2016 zum ehrenamtlichen Vorsitzenden der Allianz gewählt. Im Hauptamt ist er als Pastor tätig und seit 2003 Präses des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden. Als Allianzgeneralsekretär amtiert Hartmut Steeb (Stuttgart), der im Herbst in den Ruhestand treten wird. Sein Amt übernimmt der Diplom-Kaufmann Reinhardt Schink (München).