06.06.2019

Steeb: Vertrauen in die Bibel ist auch unter Evangelikalen angeknackst

Der scheidende Allianz-Generalsekretär sprach vor der idea-Mitgliederversammlung

Wetzlar (idea) – Die evangelikale Bewegung muss sich wieder stärker auf die Bibel besinnen. Davon ist der scheidende Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), überzeugt. Wie er am 5. Juni vor der Mitgliederversammlung der Evangelischen Nachrichtenagentur idea in Wetzlar sagte, ist das Vertrauen in die Bibel als Gottes Wort heute bis tief hinein in die evangelikale Bewegung angeknackst: „Dem ,Sollte Gott gesagt haben?‘ ist das subtilere ,Sollte Gott das so gemeint haben?‘ gefolgt.“ Eine der Hauptgefahren sehe er darin, „dass in einer modernistischen Arroganz gedacht wird, man habe heute endlich das Wort Gottes richtig verstanden“. Der frühere EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider (Berlin), habe sich einmal dafür ausgesprochen, „Fragen mit der Schrift gegen die Schrift zu argumentieren“. Das werde heute teilweise auch in der evangelikalen Bewegung vertreten, sagte Steeb. „Dem müssen wir widerstehen und gegebenenfalls auch in unseren Reihen wieder mehr Klarheit schaffen.“

Steeb begrüßt die Gründung des Netzwerks „Bibel und Bekenntnis“

Darum begrüße er „ausdrücklich“ auch die 2016 erfolgte Gründung des Netzwerks „Bibel und Bekenntnis“: „Wir brauchen eine Schriftauslegung, die sich demütig unter die Schrift stellt.“ Sich über die Schrift zu stellen und deren Lehrmeister zu sein, sei „eine Hermeneutik des Hochmuts“, die der evangelikalen Grundüberzeugung widerspreche. 65 Repräsentanten aus Landes- und Freikirchen hatten das Netzwerk ins Leben gerufen. Anlass waren Unklarheiten über den Kurs der evangelikalen Bewegung, die durch einzelne Stellungnahmen zugunsten einer Mitarbeit praktizierender Homosexueller in Gemeinden und Gemeinschaften ausgelöst worden waren.

Missionsauftrag muss Priorität haben

Steeb bezeichnete die „Einheit seiner Kinder“ als den Ur-Willen von Jesus. Darum spiele die konfessionelle Zugehörigkeit keine entscheidende Rolle. Das hätten auch viele Evangelikale erkannt. So seien nun Christen aus 14 verschiedenen Denominationen im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz vertreten. Der wichtigste Auftrag für Christen sei Evangelisation: „Wenn wir endlich anfangen, den Missionsauftrag in unserem Land mit ganzer Kraft und gemeinsam als Priorität 1 aller Aktivitäten anzupacken, werden wir uns nicht in Grabenkämpfen verschanzen müssen.“ Steeb beklagte ferner, dass eine von vielen Menschen vertretene „wertneutrale Weltanschauung“ vermehrt Glaubens-, Meinungs- und Gewissensfreiheit einschränke: „Das dürfen wir nicht zulassen. Die Angriffe auf Veranstaltungen, in denen biblischer Klartext geredet wird, nehmen zu.“ Er kenne Christen, die sich aus Angst vor beruflichen Konsequenzen nicht öffentlich zu biblischen Werten äußerten: „Lassen wir uns schon einschüchtern? Folgen wir einer political correctness?“ Gerade jetzt werde es darauf ankommen, „dass wir zusammenstehen und nicht jene im Regen stehen lassen, die sich wagen“. Steeb übergibt sein Amt als Generalsekretär am 12. Juni dem Diplom-Kaufmann Reinhardt Schink (München). Der Geschäftsführer der Agentur creedoo (Rheinbach), Daniel Höly, ermutigte in seinem Vortrag zum Thema Digitalisierung, sich nicht gegen den digitalen Wandel zu wehren, sondern die Chancen zu nutzen. Wenn der Kunde König sei, sei die Digitalisierung der Königsweg. Viele Menschen verbrächten heute viel Zeit etwa auf YouTube oder dem Streaming-Dienst Netflix. Sie schauten Videos, hörten Musik und spielten Spiele. Wer zu ihnen durchdringen wolle, brauche ein attraktives Angebot: „Wir kämpfen um Aufmerksamkeit und Zeit.“

idea nimmt drei neue Mitglieder in seinen Trägerkreis auf

Ferner gab der idea-Vorstandsvorsitzende, Helmut Matthies (Brandenburg an der Havel), auf der Mitgliederversammlung bekannt, dass der Trägerkreis der Evangelischen Nachrichtenagentur idea Zuwachs bekommen hat: Drei neue Mitglieder wurden aufgenommen. Damit wird idea nun von einem 69-köpfigen Verein getragen. Hinzugekommen sind die Vorsitzende des Dachverbandes Bundesverband Lebensrecht (BVL/Berlin), Alexandra Maria Linder (53), der frühere Leiter der Inlandmission des Bundes Freier evangelischer Gemeinden und Leiter der Allianz-Mission dieser Freikirche, Erhard Michel (67), und der Geschäftsführer des deutschen Zweigs des Internationalen Gideonbundes (Wetzlar), Johannes Wendel (56). Die Katholikin Linder sagte, sie schätze an idea die konsequente Haltung. Michel bezeichnete bei seiner Vorstellung Mission als sein Lebensthema. Wendel nannte die Übergabe des 25.000.000-Exemplars einer Bibel, die der deutsche Zweig des Gideonbundes verbreitet hat, an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) als den Höhepunkt seiner bisherigen Arbeit beim Gideonbund. Wendel ist Mitglied der evangelisch-freikirchlichen „Christlichen Gemeinde Solms“.

Finanzwirtin Adamczak in den idea-Vorstand gewählt

Aus dem idea-Vorstand ausgeschieden ist der Arzt und Medizinökonom Prof. Christian Thielscher (Lohmar bei Köln). Als Nachfolgerin wählte die Mitgliederversammlung die Finanzwirtin Annegret Adamczak (49/Zwönitz). Sie gehört zum Sächsischen Gemeinschaftsverband und ist Gesellschafterin bei der Finanzplanungsgesellschaft Plansecur (Kassel). Thielscher bleibt weiterhin Teil der Mitgliederversammlung.

idea wurde 1970 gegründet

Die 1970 gegründete Evangelische Nachrichtenagentur idea publiziert Nachrichten und Meinungen vor allem aus der evangelischen Welt. Sie gibt neben ideaSpektrum den ideaPressedienst heraus. idea ist sowohl im Internet (www. idea.de) als auch im Fernsehen tätig. Die Sendung „ideaHeute“ wird von Montag bis Freitag auf Bibel TV ausgestrahlt. Die Evangelische Nachrichtenagentur idea steht theologisch der Evangelischen Allianz nahe. idea finanziert sich vor allem durch Abonnements, Anzeigen in ideaSpektrum und im Internet sowie durch Spenden. idea-Leiter ist Matthias Pankau. Die ideaGruppe hat rund 50 Mitarbeiter und umfasst heute zudem den Kongress Christlicher Führungskräfte (KCF) und die Medienagentur zeichensetzen.