03.11.2019

Flensburg: Neues Großklinikum will keine Abtreibungen vornehmen

Evangelische Allianz weist Kritik zurück

Politiker kritisieren die Entscheidung des ökumenischen Krankenhauses

Flensburg (idea) – In dem geplanten „Malteser Diako Klinikum“ in Flensburg sollen Abtreibungen nur in Notfällen durchgeführt werden, etwa bei Lebensgefahr für die Mutter. Das sagte der Geschäftsführer des katholischen St. Franziskus-Hospitals in Flensburg, Klaus Deitmaring, dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Das geplante Großklinikum entsteht durch die Fusion des katholischen Krankenhauses mit der evangelischen Klinik Evangelisch-lutherische Diakonissenanstalt zu Flensburg (Diako). Die Beschränkung bei Schwangerschaftsabbrüchen sei „eine ethisch-moralische, grundsätzliche Position der katholischen Kirche“, sagte Deitmaring. Sie sei deshalb in den Gesprächen über den Zusammenschluss der Krankenhäuser „nicht verhandelbar“ gewesen. Der Vorstandsvorsitzende der Diako, Pastor Wolfgang Boten, sagte dem Sender, dass man in diesem Punkt habe nachgeben müssen. Beide Krankenhausleiter betonten ferner, dass Schwangerschaftsabbrüche auch nicht in den Aufgabenbereich eines Krankenhauses gehörten. In 90 Prozent der Fälle seien sie ein ambulanter Eingriff, der bei einem Frauenarzt erfolgen könne.

Das erste ökumenische Krankenhaus in Deutschland

Bislang gibt es seit über 130 Jahren in Flensburg je eine evangelische und eine katholische Klinik. Beiden hatte das Land Schleswig-Holstein ursprünglich getrennt voneinander Fördergelder in Höhe von 200 Millionen Euro für Um- und Neubauten zugesprochen. Daraufhin entschied die Stadt, auf die Sanierungen zu verzichten und ein völlig neues Zentralkrankenhaus zu bauen. In dem Neubau soll ab 2024 das Malteser Diako Klinikum als ökumenisches Krankenhaus von dem evangelischen Diakonischen Werk und der katholischen Caritas gemeinsam betrieben werden. Nach Angaben der beiden Werke handelt es sich um das erste ökumenische Klinikum dieser Art in Deutschland.

Linke: Entscheidung ist „steinzeitlich“

Die Entscheidung, dort Abtreibungen nur in Notfällen durchzuführen, stößt in der Politik auf Kritik. Der gesundheitspolitische Sprecher des Südschleswigschen Wählerverbandes SSW, Flemming Meyer, sagte, religiöse Vorbehalte dürften kein Maßstab für eine moderne Krankenhausversorgung sein. Für die Flensburger SPD-Lokalpolitikerin Inge Krämer ist die Entscheidung „im Sinne der Frauen sehr zu bedauern und so nicht akzeptabel“. Der Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke im Flensburger Stadtparlament, Frank Hamann, erklärte gegenüber der Tageszeitung „Hamburger Morgenpost“: „Für mich ist das steinzeitlich. Jede Frau hat im 21. Jahrhundert das Recht, über ihren Körper selbst zu entscheiden.“ Ähnlich sieht das die Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen in Flensburg, Ellen Kittel: „Bei uns melden sich viele Frauen und Männer, die vor bald 50 Jahren für das Recht auf straffreien Schwangerschaftsabbruch auf die Straße gegangen sind und empört sind – zu Recht.“

Evangelische Allianz weist Kritik zurück

Der Vorsitzende der Flensburger Evangelischen Allianz, der Physiker Heinz-Peter Mauelshagen, sagte der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, er vermute hinter der Kritik eine Kampagne gegen die christlichen Träger der neuen Klinik. Er freue sich, dass es auch künftig ein Krankenhaus mit christlicher Ausrichtung in Flensburg geben werde. Aktuelle Untersuchungen hätten gezeigt, dass die beiden christlichen Kliniken in Flensburg eine bessere Pflege leisteten als gezwungenermaßen gewinnabwerfende Einrichtungen in privater oder teilprivater Trägerschaft. Allerdings sei bedauerlich, dass die Fronten offenbar sehr verhärtet seien: „Durch Argumente lässt sich niemand mehr umstimmen.“