04.01.2008

Kennzeichen Stallgeruch

Zur Gebetswoche der Evangelischen Allianz: Trennendes verliert an Kraft

Kennzeichen Stallgeruch

Zur Gebetswoche der Evangelischen Allianz: Trennendes verliert an Kraft

Sie trafen sich im Stall. Weil ein Kind geboren war. Was hier nun wirklich nicht alle Tage passierte. Ein höchst irdischer Platz war zum himmlischen Kreißsaal geworden. Und lockte einfältige Hirten und weltweise Sterndeuter unter sein windschiefes Dach. Mit leeren Herzen kamen die einen, mit vollen Händen die anderen. Dann knieten sie zusammen vor einem Säugling. Und waren Gott nah wie nie. Und einander. „Euch ist heute der Heiland geboren!“ Nie wieder würden sie diese Schlagzeile, die Engel an den Himmel geschrieben hatten, vergessen. Und die Menschen, die links und rechts von ihnen gestaunt und gebetet hatten, ebenso wenig. So wurde der Stall von Bethlehem auch das erste kleine Gemeindehaus, in dem die erste kleine christliche Gemeinde geboren wurde.

Gespräche im Stall

So ein Stall hat ja einen ganz besonderen Charme. Ein Pfarrer, der neben seiner kleinen Dorfgemeinde einen Reiterhof für Jugendliche bewirtschaftete, schwärmte einmal von den unaufgeregten Begegnungen und Gesprächen in seinem Pferdestall. „Da kommen die Leute einfach so. Können mit ihrem Pfarrer reden und müssen sich nicht extra fein machen, weil sie ins Pfarrhaus wollen. Sie sollten es nicht einmal.“ Im Stall sind alle gleich. Die christliche Gemeinde ist eine Gemeinde im Stall, wenn sie denn die Gemeinde von Jesus sein will. Reiche und Arme, Schlichte und Schlaue, Realisten und Romantiker, Suchende und Gefundene knien vor dem Kind in der Krippe. Zusammen kommen sie zu ihm. Und bei ihm kommen sie zusammen.

Was wichtig wird

Die Gebetswoche der Evangelischen Allianz, die zur Zeit nicht nur in Deutschland, sondern in vielen anderen Ländern der Welt stattfindet, ist – wenn Sie gestatten – eine Veranstaltung im Stall. Da beten Christen gemeinsam, und das Trennende verliert an Gewicht. Es wird nicht ausradiert, nein. Aber vor dem Kind in der Krippe büßt es seine zerstörerische Sprengkraft ein. Wer sich dem kleinen Jesus nähert, kommt auch denen näher, die sich wie er nähern. Auch wenn sie sonst in so verschiedenen Welten leben wie judäische Hirten und orientalische Sterndeuter.

Wenn drinnen Halleluja gesungen wird...

Die Gemeinschaft der Gläubigen ist eine Gemeinschaft im Stall. Ihr Kennzeichen ist der Stallgeruch. Wer hier zusammen gerufen wurde, lässt sich weder durch eine unterschiedliche nationale Herkunft noch durch unterschiedliche parteipolitische Präferenzen oder theologische Detailerkenntnisse auseinanderdividieren. Wer darüber gestaunt hat, dass der Herr aller Herren aller Diener geworden ist, kann sich nicht mehr so leicht über die Schwester, über den Bruder erheben.

Wer drinnen gemeinsam Halleluja gesungen hat, kann sich draußen nicht wieder unbarmherzig die Leviten lesen. Insofern können wir dem kommenden Jahr gelassen entgegen sehen. Einem Jahr voller politischer und sportlicher Wettkämpfe. Denn egal, was bei ihnen Herzklopfen verursacht: Christen gehören zusammen, weil ihr Herz dem Kind von Bethlehem gehört. Wir sehen uns im Stall!

Jürgen Werth