14.01.2007

In der Öffentlichkeit für die Gesellschaft beten

An den Veranstaltungen innerhalb der Allianzgebetswoche nahmen ca. 400.000 teil.

In der Öffentlichkeit für die Gesellschaft beten

An den Veranstaltungen innerhalb der Allianzgebetswoche nahmen ca. 400.000 teil.

S t u t t g a r t (idea) – Christen beten zunehmend in der Öffentlichkeit und für die Gesellschaft. Das erklärten Verantwortliche der Deutschen Evangelischen Allianz nach Abschluss der Allianz-Gebetswoche, die vom 7. bis 14. Januar stattfand. Insgesamt seien bei den Veranstaltungen an etwa 1.100 Orten rund 400.000 Besucher gezählt worden, etwa gleich viele wie im Vorjahr, teilte Generalsekretär Hartmut Steeb (Stuttgart) idea mit. Da viele Beter an mehreren Versammlungen teilnähmen, könne man davon ausgehen, dass sich rund 150.000 Christen an der Gebetswoche beteiligt hätten. Mit knapp zwölf Prozent der 1,3 Millionen Evangelikalen in Deutschland sei das „ein außerordentlich hoher Prozentsatz verglichen mit anderen Gebetsveranstaltungen". Zu Gebetsabenden in Kirchengemeinden komme oft nur ein Prozent der Gemeindemitglieder. Neben speziellen Anliegen der beteiligten Gemeinden griffen viele Allianzveranstaltungen gesellschaftliche Themen auf, etwa Arbeitslosigkeit, Ausbildungsmisere, Umweltverschmutzung und Probleme bei der Integration von Ausländern. In einigen Orten fanden Veranstaltungen im Rathaus statt. Kommunalpolitiker wurden gebeten, konkrete Gebetsanliegen zu benennen. In Bremen lud die Evangelische Allianz unter anderem zu einer Stadtrundfahrt mit einer historischen Straßenbahn ein. Nach Angaben des dortigen Vorsitzenden Pastor Bernd Bierbaum beteten die etwa 50 Mitfahrer „für alles, was uns unter die Augen kam“, für Bankangestellte und Universitätsdozenten ebenso wie für Verkäufer, Obdachlose und Müßiggänger. In Nürnberg versammelten sich an jedem Morgen Christen in einem Gebetsladen im Stadtzentrum. In Frankfurt am Main kamen Christen aus 22 Gemeinden an drei Abenden in einer Gemeinde im Bahnhofsviertel zusammen.

Konkreteres Beten als in Kirchen oder Gemeindehäusern

Steeb sagte, die öffentliche Präsenz habe vielen Betern bewusst gemacht, wie sehr die Politiker auf Gottes Beistand angewiesen seien. Es sei ein Unterschied, ob man in Kirchen oder Gemeindehäusern für gesellschaftliche Probleme bete oder unmittelbar an Orten, an denen weit reichende Entscheidungen getroffen werden. Politiker hätten wiederholt die Gebetsunterstützung begrüßt. In Worms übernahm Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD) die Schirmherrschaft über die Gebetswoche. In Gießen dankte Oberbürgermeister Heinz-Peter Haumann (CDU) für die geistliche Begleitung kommunaler Anliegen. In Hilchenbach bei Siegen beteiligten sich Bürgermeister Hans-Peter Hasenstab und sein Stellvertreter, der Beigeordnete Udo Hoffmann, am Gebet. Sächsische Christen nutzten die Gebetswoche zur Einstimmung auf die Evangelisation ProChrist, die in zwei Jahren von Chemnitz aus in ganz Europa per Satellit ausgestrahlt wird.

Durch Charismatiker „neuer Schwung in traditionelle Gebetsrunden“

Zur zunehmenden Beteiligung katholischer und charismatisch geprägter Christen an der Gebetswoche sagte der Allianzvorsitzende und Direktor des Evangeliums-Rundfunks, Jürgen Werth (Wetzlar), dass jeder, dem Jesus Christus konkurrenzlos wichtig sei, Zugang zur Allianzgebetswoche haben müsse. Unter dieser Voraussetzung sei auch die Teilnahme von Katholiken kein Problem. „Wenn katholische Christen kommen und mitbeten wollen, schicken wir sie nicht nach Hause. Deswegen gehört aber die katholische Kirche noch lange nicht zur Evangelischen Allianz. Denn die Evangelische Allianz ist kein ökumenischer Dachverband von Kirchen, sondern ein Bündnis von einzelnen Christen aus den unterschiedlichen Kirchen und Gemeinschaften.“ Charismatiker hätten, so Werth, gelegentlich neuen Schwung in traditionelle Gebetsrunden gebracht.

Landesbischof bedauert Gemeindespaltungen

Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July (Stuttgart) bezeichnete die zum 161. Mal durchgeführte Gebetswoche als öffentliches Zeichen dafür, dass Christen verschiedener Konfessionen und Frömmigkeitsrichtungen ein gemeinsames Fundament hätten. Unterschiedliche Akzente verlören an Bedeutung, wenn Christen miteinander beten, sagte er im Schlussgottesdienst am 14. Januar in Stuttgart. July bedauerte, dass Christen Gemeindespaltungen als normal betrachteten und häufig nur noch in kleinen Einheiten dächten. Angemessen sei eine universale Vision vom Reich Gott. Der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften), Pfarrer Christoph Morgner (Kassel), erinnerte in Lößnitz (Erzgebirge) an die Ausbreitung des Evangeliums durch Mission und Evangelisation und an die Verfolgung von Christen, etwa in Teilen der islamischen Welt.

Graz: Bürgermeister dankt für Gebet als größtem Geschenk

In Österreich, wo die Gebetswoche teilweise am 14. Januar begann, werden sich wie im Vorjahr rund 4.000 Christen beteiligen. Nach Angaben von Generalsekretär Christoph Grötzinger (Bürmoos bei Salzburg) hat dort ebenfalls die Bereitschaft zugenommen, in der Öffentlichkeit und zusammen mit Vertreter der Politik zu beten. Bei der Auftaktveranstaltung in Graz mit 750 Besuchern erklärte Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), dass man Politikern kein größeres Geschenk machen könne, als für sie zu beten. Der Katholik bat die Christen um die Förderung geistlichen Lebens. An etwa 40 Orten finden weitere Gebetsveranstaltungen statt. Zur österreichischen Allianz zählen sich etwa 15.000 Mitglieder von Landes- und Freikirchen.