08.01.2007

Gießen - Oberbürgermeister: „Evangelikal“ ist ein Qualitätsbegriff

Start der Allianzgebetswoche: In Deutschland werden 350.000 Besucher werden erwartet

Gießen - Oberbürgermeister: „Evangelikal“ ist ein Qualitätsbegriff

Start der Allianzgebetswoche: In Deutschland werden 350.000 Besucher werden erwartet

G i e ß en (idea) – Großes Lob aus Politikermund für die evangelikale Bewegung hat es zum Auftakt der jährlichen Gebetswoche der Evangelischen Allianz am 7. Januar gegeben. „Evangelikal ist ein Qualitätsbegriff und eine klare Standortbestimmung in einer Welt, die scheinbar immer orientierungsloser wird“, sagte der Oberbürgermeister der Universitätsstadt Gießen, Heinz-Peter Haumann (CDU), in der örtlichen Stadtmission. Er dankte, dass besonders Evangelikale für die Stadt und auch für seinen Dienst beteten. Die hohe Wertschätzung für die Evangelikalen „sei nachdrücklich auch denjenigen gesagt, die glauben, sie könnten theologisch Konservative in die Ecke des religiösen Fundamentalismus stellen,“ so Haumann in Anspielung auf die Kontroverse zwischen Verfechtern von Evolutionstheorie und Schöpfungslehre über Unterrichtsinhalte an Gießener Schulen. Im vergangenen Herbst hatte der Streit bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Haumann bezeichnete sich selbst als praktizierenden Katholiken.

Wormser OB übernimmt Schirmherrschaft

Ein Novum ermöglichte Haumanns Amtskollege in Worms, Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD). Er übernahm erstmals die Schirmherrschaft über eine örtliche Allianz-Gebetswoche. Im Eröffnungsgottesdienst sagte Kissel vor 400 Gästen, Beten könne in Situationen der Hilflosigkeit Stärke geben. Die Allianz-Gebetswoche fand 1847 zum ersten Mal in London statt. In diesem Jahr werden bis zum 14. Januar allein in Deutschland an den acht Gebetsabenden insgesamt rund 350.000 Besucher an 1.105 Orten erwartet.

Bibel muss Pflichtlektüre werden

Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), nannte es bei Gottesdiensten in Worms und Kirchheimbolanden erschreckend, wie in Fernsehbeiträgen evangelikale Christen und islamische Fundamentalisten immer wieder auf eine Stufe gestellt würden. Kein Buch der gesamten Weltliteratur habe den europäischen Kulturraum so stark geprägt wie die Bibel. Generationen hätten anhand dieses Buches Lesen gelernt. Die Lektüre der Bibel müsse zur Pflichtlektüre in den Schulen gemacht werden.

Ist Schöpfungsglaube fundamentalistisch?

Verwundert zeigte sich Steeb über einen Thementag des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders 3sat am 6. Januar. Dabei wurde als Kennzeichen für christlichen Fundamentalismus genannt, dass Evangelikale daran glaubten, Gott allein habe die Welt erschaffen. Steeb: „Da frage ich: Wer denn sonst?“ Der seit Januar amtierende neue Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz und Direktor des Evangeliums-Rundfunks (ERF), Jürgen Werth (Wetzlar), erinnerte in Krefeld daran, dass der Bibel zufolge Jesus Christus schon bei der Schöpfung dabei gewesen und die Entstehung der Welt ohne das Eingreifen Gottes nicht denkbar sei.

Nein zur Religionsvermischung

Der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP (Konferenz Evangelikaler Publizisten), Wolfgang Baake (Wetzlar), rief in Freudenberg-Oberfischbach bei Siegen Christen dazu auf, sich einer schleichenden Vermischung des christlichen Glaubens mit den Religionen zu widersetzen. Der christliche Glaube sei einmalig, weil sich Jesus Christus für alle Menschen geopfert habe und deshalb der einzige Weg zum Heil sei. Baake forderte alle Christen, die sich im interreligiösen Dialog befinden, dazu auf, die Aussagen der Bibel nicht in faulen Kompromissen aufzugeben. Auch der Leiter des Allianzhauses in Bad Blankenburg (Thüringen), Pastor Reinhard Holmer, verwies darauf, dass Christus allein Grund der Welt sei. Wer Jesus kenne, den führe das nicht in Überheblichkeit und Arroganz, sondern in die tiefe Anbetung, sagte Holmer in Treysa (Nordhessen) und Uelzen (Niedersachsen).

Beten im Rathaus

Besonderheiten zur Gebetswoche gibt es in diesem Jahr im Siegerland: Erstmals feierten Christen aus allen Siegener Stadtteilen einen zentralen Auftaktgottesdienst. In Hilchenbach bei Siegen treffen sich die Beter am 11. Januar im Rathaus. An der Abschlussveranstaltung in Stuttgart wird am 14. Januar der württembergische Landesbischof Frank O. July teilnehmen.