05.01.2003

Evangelische Allianz beginnt das neue Jahr mit einer Gebetswoche

Steeb: "Klausur der leitenden Mitarbeiter Gottes"

Evangelische Allianz beginnt das neue Jahr mit einer Gebetswoche

Steeb: "Klausur der leitenden Mitarbeiter Gottes"

S t u t t g a r t, 6. Januar 2003 (idea) - Eis, Schnee, Stürme und Hochwasser hindern Tausende von Christen nicht, zur Allianzgebetswoche zu strömen. Die Verantwortlichen rechnen damit, daß sich wie im Vorjahr etwa 450.000 Mitglieder von Landes- und Freikirchen allein im deutschsprachigen Europa an der ältesten überkonfessionellen Gebetswoche beteiligen. Die seit 1846 durchgeführte Veranstaltungsreihe der Evangelischen Allianz findet vom 5. bis 12. Januar in 30 europäischen Ländern statt. In Deutschland beteiligen sich rund 1.250 Orte, in der Schweiz sind es rund 200. Unter dem Motto "Gott begegnen" wollen die Teilnehmer über "unveräußerliche Eckpunkte des Christentums" wie Gebet, Gemeinde, Mission und Diakonie nachdenken. Der Vorsitzende der Allianz, Präses Peter Strauch (Witten) vom Bund Freier evangelischer Gemeinden, erwartet politische und gesellschaftliche Konsequenzen. Deutschland müsse sich für das Evangelium öffnen, nach dem Willen Gottes fragen und ihn befolgen. Ein wichtiger Baustein sei die Einheit der Christen aus verschiedenen Kirchen und Traditionen, wie sie sich im gemeinsamen Gebet zeige. Bei der Eröffnung der Gebetswoche im schwäbischen Gärtringen bei Böblingen bezeichnete Allianz-Generalsekretär Hartmut Steeb (Stuttgart) die Veranstaltungsreihe eine "Klausur der leitenden Mitarbeiter Gottes", um die Aufgaben im Reich Gottes neu zu bedenken. Der Zentralsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz, Hansjörg Leutwyler (Zürich), sieht in der Gebetswoche eine Einladung zu "geistlichem Asyl". In der Begegnung mit Gott fänden Menschen Geborgenheit und Nähe.

 

Kock: Beten gehört zu den Grundlagen des christlichen Glaubens:head-ende:

Der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Manfred Kock (Düsseldorf), unterstützt die Gebetswoche. Persönliches und gemeinschaftliches Beten gehöre genauso wie das Lesen der Bibel und das Hören auf Gottes Wort zu den Grundlagen des christlichen Glaubens, sagte er gegenüber idea. Im Gebet könnten Christen ihre Sorgen und Nöte vor Gott bringen und dabei Trost erfahren. Daraus erwachse neue Kraft, "um anderen Menschen von dem Schatz zu erzählen, den man im Evangelium von Jesus Christus gefunden hat". Auch für den Präsidenten der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), den baptistischen Diakoniedirektor Wolfgang Lorenz (Berlin), ist das Motto der Gebetswoche eine Aufforderung an Christen, von alltäglichen Gottesbegegnungen zu erzählen. Jesus Christus habe seine Nachfolger zu den Mitmenschen geschickt, um ihnen die Liebe Gottes in Wort und Tat zu bezeugen.

Morgner: Massive Kritik an "unerträglicher" Erlaubnis zur Homo-Segnung

 

Der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften), Pfarrer Christoph Morgner (Siegen), forderte die Christen auf, angesichts eines scharfen Gegenwindes in Medien und Politik stärker zusammenzurücken, anstatt sich gegenseitig zu kritisieren. Interne Kämpfe lähmten die Gemeinden und machten die Kirche gesellschaftlich belanglos. Massive Kritik übte Morgner, der in Unglinghausen bei Siegen predigte, auch an der "unerträglichen" Erlaubnis zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in einigen Landeskirchen. Im Bemühen, staatliche Regelungen auf die Kirche anzuwenden und dadurch eine medienwirksame Minderheit zu befriedigen, hätten Synoden schwerwiegende Bedenken im Blick auf Bibel und Bekenntnis "einfach überfahren". Dies sei in der jüngeren Kirchengeschichte beispiellos.

Deutschland leidet an hektischer Betriebsamkeit und andauernder Depression

Nach Ansicht des Präses des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden, Klaus-Günter Pache (Bremen), leidet Deutschland an hektischer Betriebsamkeit, kopflosen Schnellrezepten und andauernder Depression. Immer mehr Menschen spürten, "daß ihre Fassade kaum noch der inneren Befindlichkeit entspricht", sagte Pache in Lüneburg. Die Gebetswoche könne helfen, in der hektischen Betriebsamkeit des Alltags das Wesentliche des Lebens wiederzufinden. Seit einigen Jahren beobachte man ein steigendes Interesse von Kirchenfernen an Lobpreisgottesdiensten und Gebetstreffen.

Wertheim: Gebetsräume sind unerreichbar

Besonders intensiv wird in den vom Hochwasser bedrohten Gebieten gebetet. An Rhein, Mosel und Main sind zahlreiche Straßen und Häuser überflutet. In Wertheim, wo der Tauber in den Main fließt, müssen auch Gebetsveranstaltungen vor der höheren Gewalt weichen. Die dortige Stadtmission, deren Keller voll gelaufen ist, ist nicht mehr erreichbar. Auch die evangelische Marienkapelle ist vom Wasser eingeschlossen. Bei der Eröffnungsversammlung beteten die Christen dafür, daß eine angekündigte zweite Flutwelle unter der kritischen Höhe von mehr als sechs Metern bleibe und keine weiteren Schäden anrichte, sowie für die betroffenen Menschen und die Einstzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk. Die Hilfsbereitschaft sei sehr groß, berichtete der örtliche Allianz-Vorsitzende, Hans Waschko. Man habe Gott aber auch andere Sorgen genannt, etwa Christenverfolgungen in der Dritten Welt und zunehmendes Desinteresse am christlichen Glauben in Deutschland.

Spenden für Religionsfreiheit und Osteuropa

Die Gebetswoche gehört in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch zu den Eröffnungsveranstaltungen des "Jahrs der Bibel", mit dem die Kirchen das "Buch der Bücher" verstärkt ins öffentliche Bewußtsein rücken wollen. Die Stuttgarter Allianz-Geschäftsstelle ließ 146.000 Gebetshefte mit Vorschlägen für Predigttexte, Gebetsanliegen und Spendenzwecken drucken. Besondere Unterstützung brauchten beispielsweise der Allianz-Arbeitskreis für Religionsfreiheit, Hilfen beim Aufbau nationaler Allianzen in Osteuropa und das Evangelische Allianzhaus im thüringischen Bad Blankenburg. Der deutsche Dachverband von rund 1,3 Millionen Evangelikalen finanziert sich fast ausschließlich aus Spenden. Die Schweizerische Evangelische Allianz veröffentlichte 23.000 deutsch- und 7.000 französischsprachige Gebetshefte. Sie umfaßt über 90 Regionalverbände, in denen rund 600 Kirchengemeinden aus 30 Kirchen und Freikirchen mit rund 250.000 Mitgliedern zusammenarbeiten. Auch in Österreich findet die Gebetswoche statt. Die dortige Evangelische Allianz vertritt etwa 15.000 Evangelikale. Die Weltweite Evangelische Allianz repräsentiert etwa 150 Millionen Christen.