07.08.2000

Blankenburger Allianz-Konferenz: Warnung vor Selbstgerechtigkeit

"Weh dem, der unter das Gericht der Frommen fällt"

Blankenburger Allianz-Konferenz: Warnung vor Selbstgerechtigkeit

"Weh dem, der unter das Gericht der Frommen fällt"

B a d B l a n k e n b u r g, 4. August 2000 (idea) - Selbstkritische Worte bei der 105. Glaubenskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz im thüringischen Bad Blankenburg: Viele Christen seien so sehr mit den Irrwegen der bösen Welt beschäftigt, dass sie ihre eigenen Sünden nicht mehr sähen, sagte der freikirchliche Pastor Eckhard Schaefer (Bremen) beim Jahrestreffen der evangelikalen Bewegung, die rund 1,3 Millionen theologisch konservative Mitglieder von Landes- und Freikirchen umfasst. Schaefer war von 1988 bis Mitte dieses Jahres Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten und Brüdergemeinden). In der Auslegung eines Gleichnisses von Jesus Christus kritisierte er eine weit verbreitete Selbstgerechtigkeit: "Weh dem, der unter das Gericht der Frommen fällt." Oft bezögen sie biblische Aussagen nicht auf sich selber, sondern benutzten sie als Beleg für eigene Positionen oder als rhetorische Waffe gegen andere Menschen. So prangerten sie sexuelle Fehlentwicklungen in der Gesellschaft an; dagegen fänden Warnungen vor Geiz und dem Sammeln von Schätzen wenig Gehör, wie die vielen großen Autos bei christlichen Versammlungen bewiesen. "Unter Christen gibt es viel praktischen Atheismus", so Schaefer. Manchmal könne man den Eindruck gewinnen, dass Christen Gott arbeitslos machten und es weder Sünde noch Sünder gebe. Sie sähen überall Probleme und suchten nach Lösungen, vergäßen dabei aber Gottes Angebot, konfliktbeladene Menschen zu erlösen. Viele Gemeinden vertrauten auf Management-Methoden, so dass sie nicht mehr auf die Wohltaten Gottes angewiesen seien. Schaefers Ausführungen wurden von den etwa 1.500 Zuhörern mit großem Beifall aufgenommen.

Unangenehme Wahrheiten von Diakonisse Maren Martens

Auch die Diakonisse Maren Martens (Chemnitz) schrieb den Besuchern einige unangenehme Wahrheiten ins Stammbuch. Unter Frommen gebe es gelegentlich ein geheucheltes Interesse an den Nöten von Mitmenschen, das auf die Betroffenen schlimmer als aufrichtiges Desinteresse wirke. Besonders ihnen gelte die Geschichte vom Barmherzigen Samariter, mit der Jesus Christus die Bibelkundigen an ihre Pflicht zur Nächstenliebe erinnert habe. Heute hätte er Homosexuelle, Drogenabhängige oder Finanzbeamter als Vorbild gewählt, meinte Schwester Maren in ihren humorvoll verpackten Mahnungen.